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Die Rainer-Famliy: Eine schrecklich erfolgreiche Familie

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Die Rainer-Famliy: Eine schrecklich erfolgreiche Familie
GESCHWISTER-BUSINESS. Burkhard Ernst leitet zusammen mit seiner Schwester Gabriela Lemberger die Rainer Gruppe. Er agiert als Frontmann, sie verantwortet Finanzen und Mitarbeiter.©Trend Lukas Ilgner NEU
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Autos, Immobilien, Hotels, Film: Es gibt nur wenige Familien in Österreich, die mit so unterschiedlichen Themen so erfolgreich sind wie die RAINER GRUPPE. Ihr Immobilienportfolio gehört zu den größten des Landes.

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Der erste Arbeitstag nach den Weihnachtsferien begann bei Österreichs größtem Mazda-Händler mit einem ungewöhnlichen Kick-off-Meeting: Jeder Mitarbeiter erhielt ein Überraschungspackerl mit einem T-Shirt und einem Kuli.

Damit wollte die Firmenleitung die Mitarbeiter auf den Beginn einer neuen Ära in ihrer Arbeitswelt einstimmen: Bei Mazda Rainer hält die Vier-Tage-Woche Einzug. Und damit ein Arbeitszeitmodell, das international viel diskutiert wird, aber bisher eher ein Nischendasein fristet, weil es so radikal anders ist: Statt bisher fünf Tage pro Woche acht Stunden lang arbeiten die Rainer-Leute künftig nur noch vier Tage die Woche, dafür aber bis zu zwölf Stunden.

Im Rahmen eines Changeprozesses wurde die Belegschaft über mehrere Monate auf die neue Situation vorbereitet: "Wir wollen das beste Autohaus Österreichs sein. Dafür war es notwendig, dass wir eine größere Flexibilität bei den Arbeitszeiten einführen. Jetzt können wir unseren Kunden deutlich längere Öffnungszeiten bieten", erklärt Gabriela Lemberger, 60, die zusammen mit ihrem Bruder Burkhard Ernst, 64, die Rainer Gruppe mit Sitz in Wien lenkt.

Die Büros der Geschwister liegen im ersten Stock des Autohauses am Wiedner Gürtel und eröffnen über eine große Fensterfront den Blick direkt in die Verkaufshallen. Dort wuselt es zwar vor Kunden, aber der Eindruck täuscht. Dem österreichischen Autohandel ging es schon mal besser. "Die Leute sind verunsichert wegen der Klimadebatte. Sie überlegen sich jetzt zweimal, ob sie in ein Auto investieren sollen -insbesondere im urbanen Gebiet", sagt Ernst. Mazda Rainer konnte den Absatz im vergangenen Jahr stabil halten, aber die Margen bleiben unter Druck. Das neue Arbeitszeitmodell ist auch eine Reaktion auf die aktuell schwierige Situation. Die Filiale in der Donaustadt wurde aufgelassen, die Mitarbeiter wechselten zum einzigen verbliebenen Standort in Wien-Wieden.

So etwas wie Wehmut ist der Familie aber nicht anzumerken. Stephanie Ernst, Tochter von Burkhard Ernst, spricht gar von einer "Riesenchance"."Statt ehemals mehrerer kleiner Betriebe gibt es nun einen großen Standort, um das Gesamtkonzept Autoerlebnis vom Neukauf bis zur Reparatur zu gestalten", erklärt die 31-jährige, die zusammen mit ihrem Cousin Maximilian Lemberger, 30 Jahre alt, die dritte Generation bildet, die im Familienunternehmen eingebunden ist.

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k.A © .

Drei ihrer vier Halbgeschwister haben sich für eine Karriere außerhalb des Unternehmens entschieden, der vierte ist gerade mal acht Jahre alt. Und auch der Bruder ihres Cousins fliegt lieber als Pilot Geschäftsleute durch die Gegend, als sich mit Autos, Immobilien, Hotels oder Film zu beschäftigen. In so vielen verschiedenen Bereichen ist die Gruppe (Umsatz: 100 Mio. Euro, 500 Mitarbeiter) tätig - die viele immer noch lediglich als Mazda Händler wahrnehmen.

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k.A © beigestellt
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VON HOTELS BIS ZINSHÄUSERN. Das erste Hotel unter der neuen Marke Rainers21 eröffnete Ende 2018 in Brunn am Gebirge. Seit den 70er-Jahren investiert die Rainer Gruppe in Zinshäuser mit Schwerpunkt Wien. Das prächtige Eckhaus liegt am Antonsplatz im 11. Bezirk. © beigestellt

Besonderes Geschick zeigt die Familie im Immobiliengeschäft. Hier ist sie in den vergangenen Jahren zu einem der großen Player in Österreich aufgestiegen. Das Portfolio besteht aus mehr als 350.000 Quadratmetern Nutzfläche, darunter 2.000 Wohnungen, etliche Büros und Gewerbeeinheiten im Großraum Wien sowie 430.000 Quadratmeter Grund in Vösendorf/Brunn am Gebirge. Der Gesamtwert des Portfolios liegt laut Burkhard Ernst bei weit über einer Milliarde Euro. "Burkhard Ernst ist ein sehr seriöser Geschäftspartner. Wir haben schon einige Immobiliengeschäfte miteinander getätigt", sagt Clemens Hallmann, Eigentümer der Hallmann Holding und Immobilieninvestor.

Darüber hinaus betreibt die Rainer Gruppe neun Hotels in Österreich und Deutschland, teils unter eigenen Namen, teils unter bekannten Marken wie Ibis oder Best Western. Einen gewissen Glamour bringt die Produktionsgesellschaft Cult Film in die Gruppe, die Burkhard Ernst Anfang der 90er-Jahre gründete.

Dritte Generation

"Die Rainer Gruppe ist das Mutterschiff, von dem wir alle leben. Max und ich sehen unsere Aufgabe darin, die Gruppe mit all ihren Facetten weiterzuführen", erklärt Stephanie Ernst, die seit mehr als zehn Jahren im Unternehmen tätig ist und zusammen mit ihrem Cousin schon heute in nahezu alle wichtigen Entscheidungen eingebunden ist.

Während Maximilian Lemberger die Verantwortung für den gesamten Auto-Bereich inne hat, liegt der Schwerpunkt der Arbeit von Stephanie Ernst im Bereich Immobilien-Projektentwicklung. Handelte die Familie hier bisher nach dem Motto "Wir verkaufen ungern", zeichnet sich mit der neuen Generation ein Umdenken ab. "Wir versuchen, mehr in die Bauträgerentwicklung zu gehen, das heißt, wir suchen Grundstücke und Häuser, die wir dann auch wieder verkaufen", sagt Stephanie Ernst. Weitere Neuerungen will sie erst thematisieren, wenn sie eines Tages das Sagen hat.

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CHEFIN IN SPE. Mit Stephanie Ernst ist bereits die dritte Generation im Unternehmen tätig und bereitet sich auf die Übergabe vor. © Foto Weinwurm

Anders als bei anderen Familienunternehmen gibt es bei in der Rainer Gruppe keinen fixen Zeitplan für die Übergabe. Sie findet vielmehr schrittweise statt, von Projekt zu Projekt. "Wenn man alles auf einmal überantwortet bekommt, ist man schnell überfordert", sagt Ernst, die schon früh Ambitionen zeigte, ins Familienunternehmen einzusteigen, erinnert sich ihr Vater: "Mit 14 Jahren erklärte sie mir, dass sie vom Gymnasium auf die Wirtschaftsschule wechseln möchte, um später mal meinen Sessel zu übernehmen."

60 Fußballfelder

Immer wieder hat die Familie den Sprung ins kalte Wasser gewagt. Vor etlichen Jahren eröffnete sie das erste Hotel in Wien - und setzte hier auf einen externen Betreiber. Die Zusammenarbeit funktionierte allerdings nicht reibungslos - und man trennte sich. Danach entschied sich die Familie, das Haus selbst zu betreiben. Das war der Einstieg ins Hotelgeschäft, das heute aus neun Häusern in Österreich und Deutschland besteht.

Der jüngste Neuzugang trägt den Namen Rainers21 und befindet sich in Brunn am Gebirge. "Seit der Eröffnung im Dezember 2018 haben wir hier eine unglaublich tolle Buchungsentwicklung feststellen können und somit unsere Ziele übertroffen", freut sich Gabriela Lemberger.

Das Konzept Rainers21 ist das modernste der Gruppe. Die Gäste können über einen Terminal am Empfang selbst einchecken, das Handy dient als Zimmerschlüssel. Die Expansion im Hotelbereich geht auch dieses Jahr weiter. Anfang Jänner eröffnet die Rainer Gruppe ein Hotel in Wels, weitere Häuser sind in Wien-Floridsdorf sowie in Budapest in Planung. Ungarn war bisher ein schwieriges Kapitel für die Familie. Der Standort, wo jetzt das Hotel entstehen soll, wurde bereits Anfang der 90er-Jahre erworben, als Wien-Budapest voll Hoffnung in die Bewerbung um die Expo gingen, eine Volksbefragung brachte das Großprojekt aber zum Scheitern.

Burkhard Ernst will nun mit dem Hotelprojekt einen neuen Anlauf in Budapest starten - nicht gerade zur Freude seiner Schwester, die dem Land am liebsten für immer den Rücken kehren würde. Aber solche Meinungsverschiedenheiten muss ein Familienunternehmen aushalten, will es erfolgreich sein. Davon ist auch die dritte Generation überzeugt. "Mein Cousin Max und ich sind wie Bruder und Schwester aufgewachsen. Gibt es Differenzen, setzen wir uns zusammen und versuchen, diese zu lösen. Bis dato haben wir das noch jedes Mal geschafft", sagt Stephanie Ernst.

Das größte Immobilienprojekt der Rainer Gruppe liegt in Vösendorf/Brunn am Gebirge. Hier erwarb das Familienunternehmen kürzlich 430.000 m 2 unbebauten Grund vom Ziegelhersteller Wienerberger. Mit den drei Grundstücken, die sich über eine Fläche von 60 Fußballfeldern erstrecken, hat Burkhard Ernst große Pläne: Für die Wohnungen, die dort entstehen sollen, konnte er die Baugenehmigungen bereits einholen. Die Gewerbeflächen befinden sich noch im Planungsstatus. Den gesamten Investitionsbedarf schätzt er auf rund 200 Millionen Euro.

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VON CO-WORKING BIS HANGAR. Anfang 2019 kaufte die Rainer Gruppe dem Immobilienbesitzer Clemens Hallmann die ehemalige Zentrale der Bausparkasse ABV in Wien ab, die heute den Co-Workingspace Talent Garden beherbergt. © beigestellt
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In Wiener Neustadt entstand ein Flugzeughangar. © beigestellt

Der Mut, Neues zu wagen, ist der Familie bis heute nicht abhanden gekommen. Anfang 2019 kaufte sie dem Immobilieninvestor Clemens Hallmann die ehemalige Zentrale der Bausparkasse ABV im 9. Bezirk in Wien ab, die zu einem Co-Working-Space umgebaut wurde. Heute sind im Talent Garden Startups und die Innovationstöchter etablierter Unternehmen untergebracht.

Hallmann und Ernst, die in den vergangenen Jahren bei Deals immer mal wieder aufeinander trafen, gehen heute regelmäßig auf eine Zigarre in eines der Wiener Luxushotels. Denn neben Immobilien teilen sie eine weitere Leidenschaft: den Film. Hallmann, Ehemann von "Germany's Next Topmodel" Barbara Meier, ist Miteigentümer der Berliner Film House Germany, Ernst betreibt seit Anfang der 90er-Jahre die Wiener Produktionsfirma Cult Film, die bisher über 150 Kino-, TV-und Dokumentationsfilme realisierte.

Demnächst will er mit Regisseur Thomas Roth einen neuen Kinofilm angehen, der in der Nazizeit spielt und auf der wahren Geschichte eines achtjährigen Jungen beruht. Auch für heuer ist eine neue Folge des "Tatort"-Krimis geplant. Viel Zeit, um den Stapel Drehbücher auf seinem Schreibtisch zu lesen, bleibt Ernst abseits des Tagesgeschäftes zwar nicht. Aber an den nächsten freien Tage hat er sich einige fest vorgenommen. Denn auch im Film-Business ist er derjenige, der an der Front unterwegs ist: "Ich verkaufe alle meine Film-Stoffe noch selbst", sagt er.

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