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Netflix - der Video-Streaming Gigant aus den USA

Aktualisiert
Lesezeit
14 min
Netflix ist der weltweit bedeutendste Anbieter im Bereich des Video-Streaming.
Netflix ist der weltweit bedeutendste Anbieter im Bereich des Video-Streaming.©Elke Mayr
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Binnen eines Jahrzehnts hat das US-Unternehmen Netflix den Wandel vom amerikanischen DVD-Verleihservice hin zu einem globalen Video-Entertainment-Anbieter und Herausforderer für TV-Anstalten und Filmstudios der Welt vollzogen. Ein Porträt.

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FACTS: Die wichtigsten Fakten und Kennzahlen zu Netflix

  • Gegründet: 1997 von Reed Hastings und Marc Randolph

  • Unternehmenszentrale: 121 Albright Wy, Los Gatos, CA 95032, USA

  • Mitarbeiter: 12.800 (Ende 2022)

  • Tätigkeiten: Video-Streaming, Filmproduktionen, Film-Lizensierungen, DVD-Verleih

  • Umsatz (2022): 31,615 Mrd. $

  • Eigentümer: Netflix ist börsennotiert und befindet sich im Streubesitz. Die größten Anteilseigner sind (Anteile per Ende 2022): Capital Research & Management Co. (9,45%); The Vanguard Group (7,56%); SSgA Funds Management (3,71%); Fidelity Management & Research Co. (3,47%); T. Rowe Price Associates (2,56%)

  • Börsen-ISIN: US64110L1061

  • Management: Theodore Sarandos (Co-CEO), Gregory Peters (Co-CEO), Gregory Peters (CFO), Adriane McFetridge, Spencer Wang, David A. Hyman, Marian Dicus Lee (CMO), Jeremi Ann Gorman, William J. Holmes, Peter R. Naylor

  • Aufsichtsrat: Wilmot Reed Hastings (Vorsitz), Jay Crandall Hoag, Richard Barton, Timothy M. Haley, Leslie J. Kilgore, Ann Mather, Anne M. Sweeney, Bradford Smith, Mathias Döpfner, Strive T. Masiyiwa

  • Website: netflix.com;about.netflix.com (Corporate Website)

Umsatz- und Gewinnentwicklung Netflix

Jahr

Umsatz (Mrd. $)

+/- in %

EBIT (Mrd. $)

+/- in %

2016

8,83

30,26

0,26

83,60

2017

11,69

32,41

0,48

86,30

2018

15,79

35,08

1,23

152,71

2019

20,16

27,62

2,06

69,15

2020

25,00

24,01

3,20

55,14

2021

29,70

18,81

5,84

82,54

2022

31,61

6,46

5,26

-9,87

Entwicklung Umsatz und Ergebnis vor Steuern Netflix 2016 - 2022

Die Geschichte von Netflix

Mit seinem Online-Video-Streaming Angebot gehört das US-Unternehmen Netflix mit Zentrale in Los Gatos, Kalifornien zu den Unternehmen, die als Disruptoren des klassischen, linearen Fernsehens sowie der Filmbranche und der Videobranchen gelten. Das rasante Wachstum des Unternehmens, besonders seit Beginn der Internationalisierung im Jahr 2010, hat Netflix zu einem Global Player im Entertainment-Business mit einem Umsatz jenseits der 30-Milliarden-Dollar-Grenze und einem Jahresgewinn von über 5 Milliarden Dollar heranwachsen lassen.

Von der Netflix-Gründung als DVD-Verleih zum Börsengang

Der Mathematiker Wilmot Reed Hastings war ursprünglich in einem ganz anderen Feld unternehmerisch tätig. 1991 gründete er sein Unternehmen "Pure Software", das auf das Finden von Fehlern in Software-Programmcodes spezialisiert war. Nach dem Börsengang 1995 und mehreren Übernahmen wurde Pure im Jahr 1997 von Rational Software erworben.

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Netflix Gründer und Aufsichtsratschef Reed Hastings

© Netflix

Hastings verließ das Unternehmen und begann an seiner nächsten Idee zu arbeiten. Inspiriert von einer Gebühr von 40 Dollar für eine ausgeliehene und nicht rechtzeitig zurückgegebene DVD fasste er mit seinem Partner Mark Randolph den Entschluss, einen Online DVD-Verleih aufzuziehen und gründete noch im selben Jahr Netflix.

1998 ging die Website des neuen Unternehmens online. Und im Grunde hatte Netflix mit seinen anfangs nur 925 Filmen, die zum Verleih angeboten wurden, nicht einmal einen richtigen USP, denn damals gab es bereits einige ähnlich strukturierte Online-DVD-Verleihe.

Netflix setzte jedoch von Beginn an auf ein Abo-Modell, das es Kunden ermöglichte, so viele Filme wie sie wollten anzusehen. Und wie Jeff Bezos bei Amazon erkannte Hastings dabei das Potenzial einer möglichst großen und umfassenden Angebotspalette und der einfachen Möglichkeit zur Rückgabe von DVDs mittels vorfrankierter Rücksendekuverts.

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Netflix-Gründer Reed Hastings mit DVD-Versandkuverts (2002)

© Justin Sullivan / Getty Images

Um das Wachstum vorantreiben zu können wurde das Unternehmen im Jahr 2002 an die Börse gebracht. Der Erstausgabepreis der Wertpapiere beim IPO betrug 1 US-Dollar pro Aktie. Zu dieser Zeit verschickte Netflix täglich rund 190.000 DVDs an seine 670.000 Abonnenten. 2003 wurde die Marke von einer Million Abonnenten erreicht. Netflix ließ sich sein Abo-Modell patentieren.

Netflix steigt in das Video-Streaming-Geschäft ein

Im Jahr 2005 hatte Netflix bereits 4,2 Millionen zahlende Abonnenten. Anfang 2007 verschickte das Unternehmen die milliardste DVD-Hülle. Dennoch erkannte Hastings, dass sich die Ära des DVD-Verleihs dem Ende zuneigte. Und der Aufstieg von Video-Plattformen wie YouTube, die rasch steigende Zahl von Breitband-Internetanschlüssen ohne Übertragungslimit sowie die Umwälzungen in der Musikindustrie ließen Hastings erkennen, dass auch bei Bewegtbildformaten die Zukunft dem Streaming bzw. dem Video-on-Demand gehören wird, bei dem man zeitunabhängig die Inhalte konsumieren kann, für die man sich im Augenblick interessiert.

2007 begann Netflix daher, ein zunächst auf die USA beschränktes Streaming-Angebot auszurollen. Die Anfänge waren auch beim Video-Streaming zunächst etwas bescheiden. Zum Start war die Auswahl auf rund 1.000 Filme beschränkt.

Um das Streaming-Angebot schneller in den Markt zu bringen ging Netflix Partnerschaften mit Elektronikunternehmen ein, die Streaming-fähige Geräte herstellten. Ab 2008 wurde Netflix damit auf Xbox 360, Playstation 3, Blu-Ray-Playern verschiedener Hersteller, Roku, Apple-TV und anderen TV-Set-Top-Boxen verfügbar. Später kamen auch Apps für Smartphones und Tablet PCs sowie den Amazon Fire Stick hinzu und mittlerweile ist Netflix auf den meisten neuen Smart TVs vom Hersteller bereits vorinstalliert.

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Entwicklung der Abonnentenzahlen bei Netflix. Das Wachstum hat sich im Jahr 2022 deuitlich abgeschwächt.

© trend

Netflix wird international

2010 setzte das Unternehmen schließlich den nächsten Schritt und setzte mit der Expansion nach Kanada den ersten Schritt über die Landesgrenzen der USA hinaus. Und Schritt für Schritt tastete sich das Unternehmen weiter voran. 2011 wurde das Streaming-Angebot auf Lateinamerika und die Karibik-Staaten ausgerollt. Das Unternehmen begann an der Mehrsprachigkeit seines Film- und Serienangebots zu arbeiten.

2012 erfolgte schließlich der Markteintritt nach Europa, zunächst nach Großbritannien, Irland und Skandinavien. In den darauf folgenden Jahren wurde das Angebot auf immer weitere europäische Staaten ausgerollt. In Österreich war es, gleichzeitig mit der Schweiz, im September 2014 so weit. Zum Start konnte man in Österreich aus 4.488 Filme und 2.054 Serien auswählen.

Neuordnung der Unternehmensführung

Anfang 2023 kam es zu einem Wechsel in der Unternehmensführung bei Netflix. Gründer Reed Hastings trat als CEO zurück und wechselte als Executive Chairman in den Vorsitz des Aufsichtsrats.

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Die Netflix CEOs seit Jänner 2023: Ted Sarandos (li.) und Greg Peters

© Netflix

Die operative Führung des Unternehmens wird seither von einer Doppelspitze aus Theodore Sarandos, zuvor Chief Content Officer (CCO) und Gregory Peters, zuvor Chief Operating Officer und Chief Product Officer, wahrgenommen. Die beiden CEOs sind seit vielen Jahren im Unternehmen tätig. Sarandos, der auch Filmproduzent ist, war maßgeblich für die Entwicklung der Netflix Eigenproduktionen verantwortlich. Peters hatte die sonstige Produktentwicklung über. In ihren neuen Funktionen wird die Aufgabenteilung beibehalten.

Netflix als Film- und Serienproduzent

Ebenfalls 2012 - die Mitgliederzahl war inzwischen auf 25 Millionen gestiegen - begann Netflix mit Eigenproduktionen zu experimentieren. Zunächst mit Stand-up-Comedy Specials wie „Bill Burr: You People Are All the Same“. Im Hintergrund wurde freilich bereits an einem größeren Projekt gearbeitet. Das Unternehmen begann, eigene TV-Serien zu produzieren.

2013 war es schließlich so weit. Mit „House of Cards“, „Hemlock Grove“, „Arrested Development“ und „Orange Is the New Black“ beginnt die neue Ära selbst produzierter Netflix-Original Serien. Das Angebot wird ein durchschlagender Erfolg und sorgt für Aufsehen in der internationalen Filmszene. Die Qualität der Netflix-Produktionen überraschte und beunruhigte die Filmwelt und vor allem auch die internationalen TV-Sender, die das dem Streaming-Anbieter zuvor nicht zugetraut hätten.

Die Serie "House of Cards" mit Kevin Spacey in der Hauptrolle hievte Netflix in die Liga der Top-Produzenten von Filmen und Serien.

„House of Cards“ wird mit drei Primetime Emmy Awards ausgezeichnet und ist das erste reine Streaming-Angebot, dem diese Ehre zuteil wurde. Es sollte bei weitem nicht das letzte Mal bleiben, dass Netflix mit seinen Eigenproduktionen die Filmbranche in Staunen und Aufregung versetzen sollte. . Für „Die Weißhelme“ erhielt Netflix 2017 erstmals einen Oscar. 2019 gewann Netflix bei den Academy Awards vier Oscars.2010 blieb es bei Nominierungen für 10 Filme, 2021 gewann der Streaming-Dienst die nächsten sieben Oscars.

Der Netflix-Film "Roma" wurde für 10 Oscars nominiert und gewann in den 3 Kategorien beste Regie, bester fremdsprachiger Film und beste Kamera

Aufsehen erregte Netflix zudem damit, dass komplette Serienstaffeln in einem Schwung veröffentlicht wurden. Dadurch entwickelte sich eine neue Form des Serien-Sehens, das "Binge-Viewing", auch "Binge-Watching" genannt, bei dem Abonnenten ganze Staffeln in einem Schwung zu schauen begannen.

Und Netflix etablierte sich immer weiter in der internationalen Filmszene. 2019 wurden neue Produktionsstandorte in London, Madrid, New York und Toronto eröffnet. Das Angebot wurde auf über 200 Länder ausgerollt, ist in 21 Sprachen verfügbar.

Erfolgreichste Netflix Eigenproduktionen

Netflix veröffentlicht laufend Statistiken seiner erfolgreichsten Eigenproduktionen. Dabei wir die Zahl der Stunden gemessen, die eine Serie oder ein Film in den ersten 28 Tagen nach der Erstveröffentlichung weltweit angesehen wird. Aufgrund der in den letzten Jahren stark gestiegenen Zahl der Abonnenten liegen neuere Produktionen in dem Ranking klar voran.

Rang

Titel

Zeit (Stunden)

1

Squid Game, Staffel 1

1.650 Mio. h

2

Stranger Things, Staffel 4

1.350 Mio. h

3

Wednesday

1.230 Mio. h

4

Dahmer – Monster: Die Jeffrey Dahmer Story

856 Mio. h

5

Money Heist, Teil 5

792 Mio. h

6

Bridgerton, Staffel 2

625 Mio. h

7

Bridgerton, Staffel 1

625 Mio. h

8

Money Heist, Teil 4

619 Mio. h

9

Stranger Things, Staffel 3

582 Mio. h

10

Lucifer, Staffel 5

569 Mio. h

11

All of Us Are Dead, Staffel 1

561 Mio. h

12

The Witcher, Staffel 1

512 Mio. h

13

Inventing Anna

569 Mio. h

14

13 Reasons Why

496 Mio. h

15

Ozark, Staffel 4

491 Mio. h

Erfolgreichste Netflix-Produktionen (Stand: Jänner 2023)

Die Mystery-Serie "Stranger Things" war über alle Staffeln gerechnet bisher der größte Erfolg unter allen Netflix-Eigenproduktionen.

Netflix Abo-Modelle

Netflix ist ein reiner Abo-Dienst. Wer das Angebot nutzen möchte muss daher ein Abo abschließen. Die Abrechnung erfolgt monatlich.

Variante

Kosten

Umfang

Basis mit Werbung

4,99 Euro pro Monat

Videos in SD-Qualität, Wiedergabe auf 1 Gerät

Basis Abo ohne Werbung

4,99 Euro pro Monat

Videos in SD-Qualität, Wiedergabe auf 1 Gerät

Premium

17,99 Euro pro Monat

Videos in Ultra HD-Qualität, bis zu 4 Geräte gleichzeitig

Netflix Abo-Modelle In Österreich

  • Anmeldung. Für die Anmeldung benötigt man eine Kredit-, Debitkarte oder ein PayPal-Konto, an das eine Kredit-/Debitkarte angeschlossen ist. Die Zahlung erfolgt im Voraus für den gesamten Monat.

  • Nutzung. Die Nutzung von Netflix ist im ersten Monat kostenlos, erfordert jedoch eine Registrierung und die Angabe der eigenen persönlichen Daten einschließlich des eigenen PayPal-Kontos oder der eigenen Kreditkartendaten.

  • Zahlungen. Die Zahlung für den folgenden Monat erfolgt automatisch, wenn man sich nicht vorher abmeldet.

Netflix Abo kündigen

Ein Netflix-Abo kann jederzeit und unkompliziert wieder gekündigt werden. Die Option dafür findet man in den Einstellungen des Netflix-Kontos - "Mitgliedschaft kündigen" (siehe Screenshot).

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Das Netflix-Abo kann über den Button "Mitgledschaft kündigen" im Benutzerkonto gegündigt werden.

© trend

Die Kündigung wird sofort akzeptiert und wird mit Ablauf des aktuellen Monats schlagend. Die Kündigung wird per E-Mail an das mit dem Benutzerkonto verknüpfte E-Mail-Konto bestätigt.

Die Benutzerdaten bleiben bei Netflix nach der Kündigung noch 10 Monate lang gespeichert. Wird das Konto in diesem Zeitraum wieder aktiviert, dann stehen die Profileinstellungen und Informationen wie Playlists wieder zur Verfügung. Andernfalls werden die Daten gelöscht.

Es ist auch möglich, bereits im Zuge einer Kündigung alle Spuren bei Netflix zu entfernen. Dazu ist allerdings ein bisschen Handarbeit erforderlich. Falls gewünscht können die Daten wieder in den Profileinstellungen unter dem Menüpunkt „Profile verwalten“ gelöscht werden.

Zukunftsaussichten von Netflix

Netflix ist binnen weniger Jahre zu einem milliardenschweren, globalen Unternehmen herangewachsen. Das Netflix-Angebot ist in allen Staaten der Welt, mit Ausnahme von Russland, China und Nordkorea verfügbar. Als Global Player hat sich das Unternehmen sowohl im Bereich des Video-Streaming als auch als Produzent von qualitativ hochwertigen Inhalten - Dokumentationen, Filmen und Serien - einen Fixplatz an der Spitze der Entertainment-Industrie erobert. Zusätzlich arbeitet Netflix am Auf- und Ausbau eines Online Gaming Angebots.

Die Zeit des rasanten Wachstums scheint zumindest fürs Erste jedoch vorüber zu sein. Zumindest hat sich das Wachstum bei den Neukunden im Jahr 2022 rasant eingebremst. Zwischenzeitlich ist der Abonnenten-Stand im Jahr 2022 sogar auf Werte unter denen des Vorjahres zurückgefallen. Wobei den Ergebnissen der Jahre 2020 - 2022 sicher ein gewisser Pandemie-Effekt zugerechnet werden kann.

Das von einem rasanten Wachstum verwöhnte Unternehmen sucht jedenfalls nach neuen Wegen, um wieder vermehrt Neukunden zu gewinnen und überlegt aktuell, wie die geteilte Nutzung von Premium-Accounts, die auf vier Geräten gleichzeitig genutzt werden können, verhindert werden kann.

Ob und mit welchen Mitteln es Netflix gelingen kann, sich weiter gegen die immer vielfältigere Schar an Mitbewerbern zu behaupten werden die nächsten Jahre zeigen, Mit den hochqualitativen Eigenproduktionen und jährlichen Gewinnen jenseits der 5 Milliarden Dollar ist der Streaming-Anbieter dafür jedenfalls bestens positioniert.

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