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Taus-Gruppe: Ende der Marke Libro naht

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 © Ulrich Hantsch

Die Libro-Kette steht unter Druck und wird wohl unter dem Dach von Pagro verschwinden.

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Die von Josef Taus gegründete MTH Group steht unter Druck der Banken. CEO Martin Waldhäusl will mittelfristig die Marke Libro zugunsten von Pagro aufgeben und sich aus dem deutschen Handel zurückziehen. Er hat die Druckereien verkauft und setzt auf elektronische Zutrittssysteme.

Knapp ein Jahr nach dem Tod des Unternehmers Josef Taus müssen seine Erben das Vermächtnis des Ex-ÖVP-Politikers neu sortieren. Und das geht mit massiven Veränderungen in der von Taus aufgebauten MTH Gruppe (Management Trust Holding) einher. So wurde in den letzten Wochen die komplette Druckerei-Sparte verkauft. Das bestätigt Taus-Schwiegersohn Martin Waldhäusl, der CEO der MTH, dem trend gegenüber. Die traditionsreiche Druckerei Gerin ging ebenso wie die vier weitere Druckereien an das amerikanische Unternehmen Cimpress. Übrig ist somit nur der medizinische Fachverlag MedMedia.

Aus für die Marke Libro absehbar

„Wir stellen die Gruppe neu auf und organisieren die Finanzierung neu“, erklärt Waldhäusl. Künftig bleiben nur noch zwei Geschäftsfelder: Retail und elektronische Zutrittssysteme. Im Handelssegment sind auch radikale Einschnitte sind nicht tabu. Aus Deutschland wird man sich zurückziehen. Und von den beiden heimischen Marken Libro und Pagro wird erstere über kurz oder lang verschwinden.

Vom schwer defizitären, 2008 übernommenen deutschen Non-Food-Diskonter Pfennigpfeiffer wurden wurden mittlerweile alle von den einst verbliebenen 245 Standorte an Tedi abgegeben. Die zweite deutsche Beteiligung der MTH Retail Group, der Haushaltsdiskonter Mäc Geiz, steht ebenfalls komplett zum Verkauf. Waldhäusl hofft, rasch Interessenten zu finden.

Banken machen Druck

Tempo ist durchaus gefragt. Denn die Gläubigerbanken rücken der sogenannten Taus-Gruppe auf die Pelle und machen Druck. Sie behandeln die MTH bereits als Restrukturierungsfall. Die aktuellste verfügbare Bilanz 2023/24 weist bei 1,14 Milliarden Euro Umsatz einen Verlust von 4,6 Millionen aus. Die Verbindlichkeiten stiegen in diesem Geschäftsjahr von 289 auf 331 Millionen Euro; 295 Millionen davon sind Bankverbindlichkeiten. Die Kreditgeber – allen voran der Raiffeisensektor mit RBI und den Landesbanken von Nieder- und Oberösterreich – treten in Verhandlungen mit MTH jetzt akkordiert auf. Bis Ende Dezember muss ein Restrukturierungsplan vorliegen.

Waldhäusl sagt dazu: „Die Banken wollen einen Business Plan, der eine solide Cashflow-Basis für die Zukunft sicherstellt. Und den werden wir ihnen liefern.“ Laut Vorstand hat die MTH kein Liquiditätsproblem. Was sie aber hat, ist ein Eigenkapitalproblem.

Im österreichischen Handel steht vor allem die von Josef Taus geschätzte Libro-Kette unter Druck. Seine Nachfolger haben bereits verlautbart, dass 34 der noch rund 160 Libro-Standorte zur Schließung vorgesehen sind. Pagro hingegen läuft besser und befindet sich auf Expansionskurs. Der ursprüngliche Fokus auf Gewerbekunden wurde aufgeweicht. Man bedient jetzt auch Privatkunden in den Shops. MTH ist gerade dabei, die Schienen operativ zusammenzulegen, wie auch die aktuelle Werbekampagne „Fix zamm“ unterstreicht. Mittelfristig soll alles unter Pagro laufen und die Marke Libro aufgegeben, wie Waldhäusl auf trend-Nachfrage bestätigt: „Das ist das Endziel.“ Und er nennt eine Größenordnung von rund 250 Filialen. Das wären um rund 65 weniger, als es derzeit in Summe sind.

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Josef Taus verstarb im Dezember 2024 und hinterließ einen bunt gewürfelten Mischkonzern. Der einstige ÖVP-Obmann hatte sich danach auf die Übernahme von Sanierungsfällen spezialisiert. Nun muss sich die von ihm aufgebaute MTH Group selbst neu orientieren.

 © trend/Wolfgang Wolak

Hoffnungsträger Elektronik

Als „bestes Pferd im Stall“ nennt der MTH-Boss den Teilkonzern Designa-Axess mit aktuell rund 200 Millionen Euro Umsatz. Die deutsche Designa ist Spezialist für elektronische Parksysteme in jeder Form. Das österreichische Unternehmen Axess mit Sitz in Salzburg-Anif entwickelt elektronische Zutrittssysteme, vor allem für Skigebiete und ist etwa in den USA mit Abstand Marktführer. Die Märkte für Zutrittssysteme wachsen und wandeln sich gerade in Richtung immer komplexerer Softwarelösungen.

Um die weitere Expansion von Axess und Designa zu finanzieren und generell die Kapitalbasis zu stärken, fassen Waldhäusl und der als Sanierer geholte MTH-Vorstand Andreas Ludwig strategische Partner oder den Einstieg von Finanzinvestoren bzw. Family Offices ins Auge. Die Banken wollen bis spätestens Ende Jänner 2026 Klarheit über den weiteren Kurs.

Der Text ist in einer Langversion im trend.PREMIUM vom 24. Oktober 2025 erschienen.

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