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Die finanziellen Kapriolen der Hofreitschule

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Aktualisiert
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5 min

Die Kapriole ist eine Figur der hohen Reitschule. Doch ohne Subventionserhöhung würde die Hofreitschule bald keine großen Sprünge mehr machen.

©SRS
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Der Grund für das umstrittene Förderplus sind nicht nur baufällige Reitsäle: Die stetig steigenden Bilanzverluste bedrohen nun die Kapitalrück­lagen der Spanischen Hofreitschule.

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Ein Förderplus von 80 Prozent, auf 4,5 Millionen Euro: Dass just ein weltberühmter Showbetrieb wie die Spanische Hofreitschule (SRS) trotz Budgetkürzungen allerorten dem Sparzwang entkommt, stößt nicht überall auf Verständnis.

Was weniger bekannt ist: Zwar hat sich der Umsatz des Lippizzanerzucht- und Reitkunstunternehmens (Levade, Kapriole & Co) wieder auf Vor-Corona-Niveau erholt (2024: 12,9 Millionen Euro). Doch die jahrelangen operativen Verluste haben den Verlustvortrag der SRS laut zuletzt veröffentlichter Bilanz (2023) auf fast 32 Millionen Euro ansteigen lassen. In Wirklichkeit haben also nicht nur die historischen Reitsäle in der Hofburg Renovierungsbedarf, sondern eher das Geschäftsmodell.

Trotz stetig steigender Bundeszuschüsse kommt die SRS nicht aus der Verlustzone heraus. Nachdem man jahrelang mit rund einer Million Euro an Subventionen das Auslangen fand, brachte Corona die Institution komplett außer Tritt. 2021 und 2022 musste der Bund rund 17,7 Millionen Euro an Covid-Förderungen zur Aufrechterhaltung des Betriebs zuschießen, 2023 erhöhte das Landwirtschaftsministerium dann auf zwei Millionen Euro Betriebsförderung plus 1,6 Millionen für bauliche Renovierungen. 2024 schließlich wurde die Grundförderung per Gesetz auf 2,5 Millionen Euro aufgestockt.

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Alfred Hudler, Geschäftsführer: „Die Bilanzverluste haben sich in der Vergangenheit angehäuft. Aktuell erzielt die SRS unter den Kultureinrichtungen Österreichs die zweithöchste Eigendeckung.“

 © Peter Rigeaud

Hohe Schule Fördermaximierung

Das ist immer noch zu wenig. In seiner ganz aktuellen Follow-up-Überprüfung zur Kritik an der Finanzgebarung von 2023 verteilte der Rechnungshof zwar Lob zur Verbesserung der Pferdegesundheit, wirtschaftlich jedoch sieht man Feuer am Dach: „Ein aufgrund der angespannten finanziellen Situation aufgebauter Investitionsstau und Reparaturbedarf belasten laut Bericht der Wirtschaftsprüfer die finanzielle Situation der Gesellschaft weiterhin.“ Der Spielraum, den die SRS aus den großzügigen Kapitalrücklagen seit ihrer Ausgliederung eigentlich hat (rund 47 Millionen Euro), könnte schneller aufgebraucht sein als gedacht. Zumal, so ältere Rechnungshofberichte, der Bilanzposten speziell bezüglich mangelnder Liquidität wenig hilfreich ist.

Alfred Hudler, seit 2022 Geschäftsführer des Unternehmens, macht für die Bilanzentwicklungen Altlasten verantwortlich. Ob ihm 2024 die Trendwende schon gelungen ist, will er nicht verraten, die Subventionen sprechen dagegen: „Die Bilanzverluste haben sich in der Vergangenheit angehäuft“, erklärt er in einer Stellungnahme an den trend, die Kapitalrücklagen seien nur ein buchhalterischer Wert, der nicht extra geprüft werden muss. Und überhaupt: „Die SRS erzielt aktuell unter den Kultureinrichtungen Österreichs die zweithöchste Eigendeckung.“ Vorsorglich setzt er noch hinzu, „dass eine buchmäßige Überschuldung für sich allein noch keinen Insolvenztatbestand darstellt, da dieser durch Vorhandensein von stillen Reserven in Grundstücken etc. widerlegt werden kann“.

Fortgesetzte Personalquerelen

Ob das im Vorjahr vorgestellte Zukunftskonzept 2030 des früheren Getränkemanagers (Vöslauer) das SRS-Business mit seiner komplexen Mischung aus Pferdezucht, Reitschule und Vorführbetrieb wirklich auf Trab bringen kann, wird sich zeigen. Die seit Jahren laufenden Querelen mit einzelnen Oberbereitern konnte Hudler bisher noch nicht befrieden, im Gegenteil. Erneut wurde vor wenigen Woche eine Kollegin bei vollen Bezügen dienstfrei gestellt, die Rechtsstreitigkeiten in alten Fällen dauern an. Die Stimmung scheint angespannt, dem Vernehmen nach steht nun ausgerechnet ein Finanzexperte aus dem Unternehmen vor dem Abgang.

Viele von Hudler eingeleiteten Maßnahmen brauchen länger, bis sie sich auch monetär niederschlagen, von der Modernisierung des Merchandisings bis hin zu neu gestalteten Werbeauftritten. Eine angedachte Logoänderung wurde aus Kostengründen wieder verworfen. Eine prestigeträchtige Kooperation mit dem Reitsportevent Longines Global Champions Tour Vienna scheiterte nach wechselseitig und öffentlich ausgerichteten Schuldzuweisungen mangelnder Gesprächsbereitschaft.

Die teure Auftrittstournee nach England im Jahr 2024 brachte zwar einige werbewirksame Bilder (unter anderem mit Pferdeliebhaberin Prinzessin Anne), doch statt über konkrete Deckungsbeiträge berichtet Hudler lieber über Umwegrentabilitäten: „Wir sind erneut internationale Botschafterin Österreichs mit einer Strahlkraft, die zum Image und zur Wertschöpfung Österreichs beiträgt.“

Immerhin: Seit einer extra beauftragten Sponsoringbewertung durch den renommierten Berater MPM Market Performance-Report St. Gallen hat man das sogar schriftlich.

Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 23. Mai 2025 erschienen.

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