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Neuer Background für Wiener Start-up Kaleido AI: Canva übernimmt

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Das Kaleido Team
Jubelstimmung beim Kaleido AI Team rund um die Gründer Benjamin Groessing und David Fankhauser: Canva übernimmt und finanziert weiteres Wachstum©beigestellt
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Mit seiner Erfindung "remove.bg" hat das Wiener Start-up Kaleido AI die Bildbearbeitung revolutioniert und Kunden wie Alibaba oder Samsung gewonnen. Nun wird Kaleido AI Teil der Design-Plattform Canva und will den rasanten Wachstumskurs der letzten Jahre fortsetzen.

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Das Wiener Start-up Kaleido AI hat mit seiner innovativen Technologie für Bild- und Videobearbeitung international Aufsehen erregt. Mit seiner weltweit einmaligen Software, die mit Hilfe von KI den Hintergrund auf Fotos und Videos entfernt und bei Bedarf durch einen neuen ersetzt, erzielte Kaleido 2019 ein Umsatzplus von 270 Prozent. Im Jahr 2020 ist die User Basis von Kaleido AI um mehr als 600 Prozent auf 20 Millionen monatlicher Nutzer gewachsen.

Die Kaleido-Gründer Benjamin Groessing (CEO) und David Fankhauser (CTO) hatten damit ein Marktnische besetzt und Kunden aus der Medien-, Werbe-, und E-Commerce-Branche gewonnen. Geld von Investoren hatte das Wiener Start-up bisher nicht nötig. Das Unternehmen war bislang komplett im Besitz der Gründer.

Nun wurde Kaleido AI an die Designplattform Canva verkauft. Gleichzeitig hat die globale Company aus Australien auch das tschechische Startup Smartmockup übernommen, das auf die Erstellung realistischer Design-Mockups, also Simulationen, mit wenigen Klicks spezialisiert ist. "Diese beiden Übernahmen sind die jüngsten Schritte auf unserer großen Mission - ‘empower the world to design’. Sowohl Kaleido AI als auch Smartmockups bringen uns einen enormen Schub an Talent und Produktinnovation im Bereich visuelles Design, die sich nahtlos in die Canva-Plattform integrieren lassen, während wir im selben Atemzug unser Angebot an Tools für die Erstellung, Bearbeitung und Veröffentlichung aller Arten von visuellen Inhalten weiter ausbauen", erklärt Seb Ruiz, Head of Apps and Integrations bei Canva.

Wachstumsperspektive

Die Übernahme eröffnet sowohl für Kaleido AI also auch für Canva neue Wachstumsperspektiven. Für Caleido ist die Übernahme ein strategisches Investment. Auf Basis der Kaleido-Technologoie will man den One-Click Background Remover "remove.bg" der Canva-Design-Community von mehr als 40 Millionen Menschen auf der ganzen Welt zugänglich machen und weitere Design-Tools entwickeln.

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Die Entwicklung "remove.bg"hat Kaleido AI international auf Erfolgskurs gebracht und die Design-Plattform Canva auf das Wiener Start-up aufmerksam gemacht. © www.remove.bg

Kaleido.ai wiederum wird mit den Mitteln aus der Übernahme noch im Jahr 2021 seine Belegschaft von 30 auf über 60 Mitarbeiter mehr als verdoppeln. Der Firmensitz wird in Wien bleiben. Die Integration der Smartmockups-Technologie soll es künftig ermöglichen, realistische Design-Mockups mit nur einem bis wenigen Klicks zu erstellen. Ruiz: "Egal, ob man als Einzelperson Fotos bearbeiten möchte, als kleines Unternehmen Marketingmaterialien erstellt oder als Unternehmen Waren-Mockups entwirft - Canva wird der One-Stop-Shop für jeden Designbedarf." Kaleido AI CEO Groessing dazu: „Wir brauchen in nächster Zeit einiges an Verstärkung für unser unglaublich talentiertes Team, um sinnvolle neue Produkte zu bauen, die in Zukunft noch mehr positiven Einfluss auf Millionen von Menschen in der ganzen Welt haben werden.“

Kampfansage an Adobe & Co.

Bild- und Videobearbeitung war bisher eine komplexe Angelegenheit, die oft teure Software und enormes Know how benötigte. Mit seinen Erfindungen "remove.bg" und "Unscreen", die Hintergründe von Bildern und Videos mit einem Klick haarscharf entfernen, hat Kaleido ein Problem für Anwender gelöst. Die Technologie des Startups wird von Weltmarken wie Alibaba, Samsung oder der New York Times genützt und hat kürzlich den Meilenstein von mehr als 100 Millionen Hintergrundentfernungen im Monat geknackt.

“Wir sind vor mehr als einem Jahr auf ihre äußerst disruptive Technologie gestoßen und hatten seitdem immer wieder intensiven Kontakt mit dem Team von Kaleido AI. Es ist ein Produkt, das wir und unsere Kunden bereits kennen und lieben”, erklärt Canvas Head of Apps Ruiz.

“Uns treibt die Demokratisierung von Design und visueller AI treibt an und wir können es kaum erwarten unser Team genauso wie unsere Produktpalette bereits in den kommenden Monaten massiv auszubauen und die gesamte Technologie von Kaleido AI der globalen Design-Community von Canva zugänglich zu machen“, freut sich Kaleido AI CEO Groessing. “Wir haben Kaleido AI von Anfang an komplett ohne Investoren aufgebaut: nur zwei Gründer und ein unglaubliches Team. Wir waren von Beginn weg profitabel, diese Akquisition geschah also komplett aus freien Stücken. Dieser Deal hat auf allen Ebenen sehr viel Sinn gemacht. Im Fall von Kaleido AI und Canva ergibt dieser Zusammenschluss von 1 plus 1 nicht 2, sondern aus all den bereits genannten und weiteren Gründen 10!”

DAS ENDE DES GREENSCREENS

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Die Kaleido-Gründer Benjamin Groessing (CEO) und David Fankhauser (CTO, re.) © trend / Sebastian Reich

Das Wiener Start-up Kaleido AI ist dabei, die Foto-und Filmbranche zu revolutionieren. Spezielle Tools entfernen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Hintergründe von Aufnahmen.

Für die einen ist es wie Zauberei. Für die anderen schlicht eine Software. Tatsächlich ist es ein beeindruckender, auf künstliche Intelligenz basierender Algorithmus, der in der Lage ist, den Hintergrund etwa von Porträtfotos zu entfernen und bei Bedarf durch einen neuen zu ersetzen. Und das völlig automatisiert und exakter als je zuvor. 40.000 zahlende internationale Kunden vor allem aus der Medien-, Werbeoder E-Commerce-Branche nutzen das Tool namens remove.bg bereits, das das Wiener Start-up Kaleido seit 2018 via gleichlautender Webadresse zur Verfügung stellt.

Was sonst oft in mühsamer Kleinarbeit mittels Tools wie Photoshop etwa für Werbeplakate oder die Abbildung von freigestellten Produkten erledigt werden muss, schafft remove.bg je nach Auflösung der Bilder in wenigen Sekunden - für geringere Auflösungen sogar kostenlos. Über 100 Millionen Bilder pro Monat werden derart verarbeitet, wobei die Software für Kunden mit Pro-Account sogar in vorhandene Fotobearbeitungsprogramme integriert werden kann. Umsatzwachstum 2019: 270 Prozent; absolute Umsatzzahlen werden keine bekanntgegeben. "Es ist eine Lösung, die es davor noch nicht gab", erklärt Co-Gründer David Fankhauser, der bereits in seiner Studienzeit an der TU Wien gemeinsam mit seinem Gründungskollegen und CEO, Benjamin Grössing, im Bereich von künstlicher Intelligenz für den Einsatz der Foto-und Videobearbeitung geforscht hat. "Wir haben künstliche neuronale Netze mit Millionen von Bilddaten trainiert, um das exakte Ausschneiden von Bildinhalten zu ermöglichen."

Wie in Hollywood

Im November 2020 ist Kaleido mit der Videoversion namens Unscreen gestartet, die den Hintergrund auch in Videos - vorläufig mit einer Auflösung bis zu Full HD - entfernt. Bislang musste die Werbe-und Filmbranche Produkte oder Personen in den meisten Fällen vor einer grünen Leinwand filmen, um danach einen anderen Hintergrund einziehen zu können. Selbst Hollywood- Produktionen arbeiten häufig noch mit dieser Greenscreen-Technologie.

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Ergebnisse der Video-Bearbeitung mit Kaleidos "Unscreen" © www.unscreen.com

Kaleido bietet dafür erstmals eine Alternative an. Grössing:"Viele Produktionsfirmen stehen - nicht zuletzt in Coronazeiten - vor der Herausforderung, hochwertigen Content möglichst kostengünstig herzustellen. Wir ermöglichen Produktionen in Umgebungen, die dafür weniger geeignet sind, da Unscreen die Hintergründe in der Nachbearbeitung wegretuschieren kann."

Automatische Full-HD-Videobearbeitung

Die automatisierte Bearbeitung von einer Minute Full-HD-Video (mit 30 Bildern pro Sekunde) via unscreen.com dauert rund 20 Minuten und kostet fünf Euro, Abos für Profianwender sind günstiger; Videos von Hobbyfilmern mit einer Auflösung bis zu 360p sind sogar gratis.

Die künstliche Intelligenz der Software weiß dabei stets von selbst, welche Personen sich im Vordergrund befinden und welcher Hintergrund zu eliminieren ist; zusätzliche Eingaben von den Kunden sind nicht nötig. Das macht das System auch so skalierbar. Noch ist die Software klarerweise nicht hollywoodreif, aber vor allem für Videos zur Präsentation von Produkten oder für Produzenten von Social-Media-Inhalten ist die Nachfrage schon jetzt hoch, obwohl die Pro-Version mit der Möglichkeit, Unscreen in vorhandene Videobearbeitungsprogramme wie Premiere oder After Effects zu integrieren, eben erst gestartet ist. Die Software selbst wird dabei cloudbasiert verteilt auf unzähligen Servern auf der ganzen Welt angeboten.

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