
In Wien bemüht man sich um den Aufbau einer EU-„Gigafactory“ für Künstliche Intelligenz.
©APA/dpa/Matthias BeinDie Stadt Wien bewirbt sich um die Ansiedlung von einer der fünf geplanten KI-„Gigafactories“ der EU. Für den Aufbau der Infrastruktur zur Entwicklung neuer KI-Anwendungen sind rund fünf Milliarden Euro an Investitionen nötig. Konkurrenz kommt aus Deutschland.
Die Stadt Wien hat sich, wie im rot-pinken Regierungsprogramm vorgesehen, für den Bau eines der geplanten europäischen Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI) beworben. Die „KI Gigafactory“ ist eine von fünf, die in der EU entstehen sollen. Ziel ist die Entwicklung und der Betrieb moderner KI-Modelle. Für den Aufbau sind bis zu 5 Mrd. Euro vonnöten, gut ein Drittel soll von der öffentlichen Hand finanziert werden, informierte die Stadt am Freitag in einer Aussendung. Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig zufolge unterstützen Bratislava, Budapest und Ljubljana die Wiener Bewerbung.
Mit dem Aufbau der „Gigafactories“ will die EU ihre digitale Wettbewerbsfähigkeit stärken und sich als „KI-Kontinent“ positionieren, zumal Europa mit Blick auf die Entwicklung von KI gegenüber Ländern wie den USA oder China eher als Nachzügler gilt. Europäischen Unternehmen und Forschungsinstitutionen soll mit dem Projekt auch der Zugang zu leistungsstarker Rechenkapazität erleichtert werden, hieß es von der kleineren Wiener Regierungspartei NEOS.
Finanzierung noch unklar
Die genaue finanzielle Größenordnung steht indes noch nicht fest. Ebenso ist für den Fall, dass sich die österreichische Hauptstadt durchsetzt, nicht klar, wie die öffentlichen Fördermittel zwischen EU, Bund und Stadt aufgeteilt werden, hieß es dazu aus der Wiener Wirtschaftsagentur, die den Prozess koordiniert, zur APA. Die Stadt verweist auf ein „starkes und tragfähiges Konsortium aus öffentlichen und privaten Partnerinnen und Partnern“. Jedenfalls sollen 65 Prozent der Finanzierung von Privaten, darunter großen Technologieunternehmen, kommen.
Unterzeichner der Bewerbung sind Bundeskanzler Christian Stocker, Digitalisierungsstaatssekretär Alexander Pröll (beide ÖVP), Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, Infrastrukturminister Peter Hanke (beide SPÖ) sowie Wiens Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling (NEOS). Nächster Schritt ist ein vertiefter Auswahl- und Bewerbungsprozess seitens der EU im vierten Quartal 2025. Geplanter Start für die „KI-Giga-Factory“ ist laut EU-Plan bereits 2028.
Deutsche Konkurrenz
Welche Standorte für die fünf „Gigafactories“ sonst noch in Frage kommen, dürfte in Kürze bekannt werden. Die Bewerbungsfrist läuft heute ab. Zu erwarten ist, dass sich auch Deutschland um einen der Standorte bemühen wird. Der Koalitionsvertrag der schwarz-roten Bundesregierung sieht vor, dass zumindest eines der Rechenzentren in Deutschland entstehen soll. Wie der Fachdienst „Tagesspiegel Background Digitalisierung & KI“ am Donnerstag berichtete, werden die Deutsche Telekom, der Cloudanbieter Ionos und die IT-Tochter der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) keine Gemeinschaftsbewerbung einreichen, sondern mit konkurrierenden Konzepten antreten.
(trend/APA)