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ÖGVS-Test: Strompreise am Prüfstand

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Stark gestiegene Strompreise bewegen so viele Haushalte wie noch zum Wechsel. ÖGVS hat das Angebot und den Service von 43 Anbietern getestet.

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Endlich bewegt sich wieder etwas am Strommarkt. 111.067 Personen haben im ersten Quartal 2025 den Stecker bei ihrem Anbieter gezogen, die meisten davon in Nieder- und in Oberösterreich. „Noch nie haben sich mehr Kunden und Kundinnen einen neuen Stromlieferanten gesucht“, bilanzierte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch Anfang Mai. „Der Wettbewerb am Energiemarkt ist zurück, die Sensibilität bei den Menschen offenbar etwas gestiegen. Wechseln zahlt sich aus wie schon lange nicht mehr.“

Die Gründe liegen auf der Hand: Staatliche Subventionen wie die „Strompreisbremse“ sind ausgelaufen, und die steigenden Netzentgelte führten im Jahresvergleich zu einem Preisanstieg von 36,4 Prozent. Der durchschnittliche Strompreis für Haushalte liegt derzeit bei etwa 0,33 Euro pro kWh, bei kleineren Haushalten bei bis zu 0,46 Euro pro kWh. Höchste Zeit, sich diesen Markt anzusehen. Die ÖGVS, Gesellschaft für Verbraucherstudien, hat dies im Mai getan und 43 Anbieter evaluiert.

Hohe Rabatte locken

Neue Kunden mit Boni zu locken, ist der Klassiker im Stromverkauf. „Wer einen Anbieter mit Wechselbonus wählt, kann im ersten Jahr spürbar sparen“, sagt ÖGVS-Projektleiter Henrik Peperkorn. „Im Schnitt 75 Euro quer über die Verbrauchsszenarien, in Einzelfällen sogar mehr.“ Klarer Spitzenreiter bei den Konditionen war die oekostrom AG, gefolgt von go green energy, die in allen Netzgebieten günstige Preise offeriert. Auf den Plätzen folgten Pullstrom und die Energie Steiermark.

Bei der Angebotsvielfalt wird das simple Produkt Strom komplex: Vertragsmodelle (fix oder flexibel), Laufzeiten, Preisgarantien, geografische Reichweite oder integrierte Rechnung (Netzgebühr und Strom auf einem Blatt) galt es zu bewerten. Aufgezeigt hat hier das E-Werk Franz aus Graz mit einem echten Spitzenwert von 99,8 Prozent. Mit Unsere Wasserkraft und go green energy holte sich der gleichnamige Anbieter mit seinen Angeboten den zweiten und den dritten Platz. Die W.E.B. grünstrom aus Pfaffenschlag landete am vierten Platz. „Diese Anbieter überzeugen nicht nur durch eine große Bandbreite an Tarifen, sondern auch durch eine nahezu vollständige regionale Verfügbarkeit und transparente Abrechnung“, bilanziert Peperkorn die Ergebnisse.

Überzeugt haben bei der Vielfalt aber auch Anbieter wie Energie Steiermark, Naturkraft Ökostrom oder oekostrom AG, die breite Tarifportfolios mit geografischer Reichweite und kundenfreundlichen Abrechnungsmodellen kombinieren. „Das ist ein wichtiger Beitrag zu echter Wahlfreiheit am Strommarkt“, sagt Peperkorn. „Angebotsvielfalt entsteht nicht allein durch Quantität, sondern durch die intelligente Kombination aus Produktvielfalt, Transparenz und Verfügbarkeit. So werden preisbewusste Wechsler genauso angesprochen wie nachhaltig orientierte Langzeitkunden.“

Service am Telefon ausbaufähig ...

Beim Service wurde die prinzipielle Erreichbarkeit abgeklopft: Welche Ansprechkanäle (E-Mail, Chats etc.) gibt es, und wie steht es um die Auskunftsqualität? Bei fünf verdeckten Anrufen pro Anbieter überzeugte AAE Naturstrom vor allen anderen. „Freundlich, lösungsorientiert und kompetent – selbst bei komplexeren Nachfragen“, berichtet Peperkorn von den Erfahrungen der Testteams.

15 der 43 Anbieter präsentierten sich mit „zuverlässiger Erreichbarkeit und geschulten Teams“, so Peperkorn, „ein wichtiger Faktor für Kunden, die persönliche Beratung schätzen.“ Umso überraschter waren die ÖGVS-Teams, dass vier Anbieter gar keinen Telefondienst anboten. „Für weniger digitalaffine Verbraucher:innen ist das eine Hürde und wirkt sich auf die Bewertung aus.“

... aber erstklassige Websites

Beim Onlinekomfort klickten sich die Testteams durch die Websites und bewerteten die Benutzerfreundlichkeit im Hinblick auf die angebotenen Informationen und die Möglichkeit zum Onlinevertragsabschluss. Wie bereits beim Test 2024 waren wieder Bestleistungen zu messen. Vier Anbieter erreichten tatsächlich 100 Prozent: E.ON Energie Österreich, go green energy, MONTANA und Unsere Wasserkraft.

Auf dem Level operieren längst nicht alle Anbieter. „Bei einigen fehlten essenzielle Funktionen wie ein intuitiver Tarifrechner oder eine übersichtliche Tarifübersicht“, wundert sich Peperkorn, der in einem Anbieterfeld von 43 aber noch genügend Topdienstleister ausmachen kann, bei denen sich der Anschluss lohnt. „Die besten Stromanbieter bieten nicht nur günstige Konditionen, sondern auch exzellenten Service, eine große Tarifauswahl und einen hohen Online-Komfort“, fasst Peperkorn zusammen.

Am Stockerl 2025 tauschten go green energy (Platz eins) und oekostrom AG (Platz zwei) gegenüber dem Vorjahr die Plätze, und Energie Steiermark arbeitete sich auf den dritten Platz vor.

Die ausführlichen Testergebnisse mit allen Details sind gegen 1.640 Euro zuzüglich USt. unter info@qualitaetstest.at erhältlich.

Der Artikel ist in der Ausgabe trend.EDITION am 27. Juni 2025 erschienen.

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