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Ingrid Flick, Milliarden-Erbin und reichste Österreicherin [PORTRÄT]

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Ingrid Flick
Ingrid Flick, Kopf der vier Milliarden Euro schweren Familie Flick.©2009 Getty Images
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Die Kärntnerin Ingrid Flick ist die Haupt-Erbin des deutschen Industriellen Friedrich Karl Flick. Die Milliarden-Erbin betätigt sich als Unternehmerin, Kinderbuchautorin und engagiert sich als Stifterin und Förderin.

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Ingrid Flick

  • Geboren: 4.12.1959 als Ingrid Ragger in Bad St. Leonhard im Lavanttal, Kärnten

  • Funktion: Gesellschafterin der Ingrid Flick Holding GmbH, Flick Service GmbH, Flick Family Office GmbH, IF Forst- und Gutsverwaltungs GmbH mit 100 Prozent der Anteile sowie Vorsitzende der Friedrich Flick Förderungsstiftung, über die FKK Forst- und Gutsverwaltungs GmbH Eigentümerin der White Panther Produktion GmbH

  • Vermögen: rund 3,9 Mrd. €

Die Rezeptionistin und der Milliardär

Ingrid Flick ist die Tochter eines Zimmermanns aus dem Lavanttal in Kärnten und Haupt-Erbin des Vermögens des deutschen Industriellen Friedrich Karl Flick (1927 – 2006), den sie 1981 als Rezeptionistin im Hotel Hospiz am Arlberg kennengelernt und 1990 geheiratet hat.

Über ihre Zusammenkunft mit dem milliardenschweren Konzern-Erben und Großaktionär sagte Ingrid Flick 2019 im Gespräch mit den Unterkärntner Nachrichten: „Ich war nicht darauf aus 'mir einen Millionär zu angeln', es hat sich so ergeben und das Schicksal hat es so gewollt. Wir haben uns kennen und lieben gelernt und für mich ging natürlich ein Traum in Erfüllung: einen Partner fürs Leben finden.“

1990 gab Ingrid Flick dem 32 Jahre älteren Sohn des Unternehmers Friedrich Flick (1883 - 1972) das Jawort, für ihn war es bereits die dritte Ehe, die bis zu seinem Tod am 5. Oktober 2006 halten sollte. 1999 brachte Ingrid Flick die gemeinsamen Zwillinge Victoria-Katharina und Karl Friedrich zur Welt - Wunschkinder, die von der Öffentlichkeit so gut wie nur möglich abgeschirmt wurden und die nach dem Tod ihres Vaters als die jüngsten Milliardäre der Welt galten. Ingrid Flick gilt mit einem Vermögen von rund 3,9 Milliarden Euro als die reichste Frau Österreichs und liegt und trend Ranking der 100 reichsten Österreicher auf Rang 9.

Das Flick-Vermögen

Friedrich Karl Flick,der auch „FKF“ genannt wurde, hatte die Geschäfte seines Vaters 1962 als alleiniger persönlich haftender Gesellschafter der Holding-Unternehmen im Fahrzeugbau, Chemie- und Papiersektor übernommen. Nach dem Tod von Friedrich Flick erbte er den größten Teil des Familienvermögens.

1987 verkaufte FKF das Industrieimperium seines Vaters (Feldmühle-Papier, Dynamit Nobel und den Stahlverarbeiter Buderus sowie zehn Prozent an der Daimler-Benz AG) an die Deutsche Bank und wurde dadurch nicht Millionär, sondern Milliardär.

Neben dem Geld, das seit 1993 steuerschonend in einer Privatstiftung geparkt ist, hat die Familie einen weitläufigen Immobilienbesitz: Häuser in Düsseldorf, München, am Starnberger See, an der Cote d'Azur, in Palm Springs, ein Schloss nahe Paris, ein Penthouse in New York sowie eine pompöse Wörthersee-Villa, das Wiener Palais Lützow.

Dunkle Vergangenheit

Hinter dem Vermögen der Flicks steht allerdings eine dunkle Geschichte. Der Flick-Konzern steht wie kein anderes Unternehmen für die enge Verbindung zwischen Wirtschaft und NS-Regime. Sein Wachstum wurde während des Dritten Reiches von kaum einem Unternehmen übertroffen. Er profitierte in großem Ausmaß von "Arisierungen", kaufte zu Spottpreisen Stahlwerke und Firmen enteigneter jüdischer Unternehmer auf, war einer der bedeutendsten Rüstungsproduzenten und beschäftigte in seinen Eisenhütten zehntausende Zwangsarbeiter aus der Ukraine, Polen und Russland.

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Der Flick-Konzern im Dritten Reich; De Gruyter Oldenbourg; 1044 Seiten

© Verlag

Im vom Institut für Zeitgeschichte München-Berlin herausgegebenen Buch "Der Flick-Konzern im Dritten Reich" legen die Autoren die ökonomische Strategie des Unternehmens offen und zeigen wie und warum der Flick-Konzern zu einem engen Partner des NS-Regimes wurde.

Die Führungsfiguren des Konzerns wurden dafür vor dem Internationalen Militärtribunal im Rahmen der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse zur Verantwortung gezogen und verurteilt. Friedrich Flick wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt, saß aber nur drei davon ab und stieg in der Wirtschaftswunderzeit zu einem der reichsten Männer der Bundesrepublik Deutschland auf.

Friedrich Karl Flick weigerte sich bis zu seinem Tod, Entschädigungen an die Zwangsarbeiter aus der Nazi-Zeit zu zahlen. Nach Aussage von Hans-Olaf Henkel, ehemaliger Präsident des BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) beteiligte sich sich Flick als einer der ganz wenigen deutschen Unternehmer nicht am Deutschen Entschädigungsfonds für Zwangsarbeiter und andere Opfer nationalsozialistischen Unrechts.

Im Korruptionsskandal um Friedrich Karl Flick flog 1983 auf, dass zwischen 1969 und 1980 rund 25 Millionen D-Mark als Parteispenden in den Deutschen Bundestag geflossen waren. In der sogenannten Flick-Affäre , die als der größte Deutsche Wirtschaftsskandal der Nachkriegszeit gilt, kam Friedrich Karl Flick jedoch ohne Anklage davon, da sein Generalbevollmächtigter Eberhardt von Brauchitsch die „Bonner Geschäfte“ gepflegt hatte. Im Zuge der Korruptions-Affäre legten FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff und Bundestagspräsident Rainer Barzel (CDU) ihre Ämter nieder.

White Panther Gebirgsgarnelen

Anfang 2020 ging Ingrid Flick mit "White Panther Gebirgsgarnelen" unter die Unternehmerinnen. Ingrid Flick Ist Gründerin, Ideen-Geberin und über die FKK Forst- und Gutsverwaltungs GmbH Eigentümerin des Unternehmens, dessen Aquakulturanlage mit einer Jahresproduktion von ca. 60 Tonnen zu den größten Indoor-Aquakulturen für Garnelen in Europa gehört.

Gezüchtet werden die „White Tiger Garnele“ (Litopenaeus Vannamei) - „VANNA“ - und die weniger bekannte, aber weltweit rare Delikatesse „Blaue Garnele“ (Litopenaeus Stylirostris) - „STYLI“. Verkauft werden die Garnelen, bei deren Aufzucht auf Chemikalien, Antibiotika und Hormone verzichtet wird, an die heimische Spitzengastronomie - unter anderem an das Restaurant "Steirereck" sowie in einem eigenen Shop und Online-Shop an Gourmets aus dem In- und Ausland.

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Ingrid Flick (Mitte) bei der Präsentation der White Panther Gebirgsgarnelen mit den Steirereck-Betreibern Birgit und Heinz Reitbauer.

© Andreas Tischler

Hinter der Idee stand zunächst der Gedanke, die Abwärme des Holzgaskraftwerks in Rottenmann sinnvoll zu nutzen. Inzwischen handelt es sich um einen Vorzeigebetrieb. Die Steiermark würdigte den Erfolg der Garnelen-Zucht mit dem Großen Ehrenzeichen des Bundeslandes, das Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer Ingrid Flick Anfang Juni 2022 am Wörthersee überreichte.

Die White Tiger Garnele wird wegen ihres süßlich-milden Geschmacks und für ihren knackigen Biss geschätzt. Meistens kommt sie aus Zuchtanlagen in Lateinamerika und Asien. Die Gebirgsgarnele wird ohne Antibiotika, Hormone oder anderer Chemie in der Steiermark gezüchtet.

Naturliebhaberin und Kinderbuchautorin

In den Medien bringt Ingrid Flick immer wieder ihre Naturverbundenheit zum Ausdruck. Aufgewachsen in einer ländlichen Umgebung, hat sie sich in den vergangenen Jahren öffentlich für die Hege und Pflege der österreichischen Wälder und der darin lebenden Tiere engagiert. Um bereits die Jüngsten für Natur- und Umweltthemen zu sensibilisieren, ist die Unternehmerin im Jahr 2016 unter die Kinderbuchautorinnen gegangen. Zusammen mit dem Fotografen Georg Rothmann veröffentlichte sie das bebilderte Sachbuch „Wir besuchen unsere Wildtiere“, 2017 folgte „Wir besuchen unseren Wald“.

Die Idee zu den Büchern hatte sie, als sie nach einem Geschenk suchte und keinen Bildband über heimische Wildtiere für Kinder fand. Der Reinerlös der Bücher kommt dem St. Anna Kinderspital und seinem Projekt Familien-Lotse zugute.

Ingrid Flick unterstützt auch weitere Kinder-Hilfsprojekte, darunter SOS-Kinderdörfer in Kärnten und in der Steiermark. Sie finanzierte auch einen Frühchen-Simulator für das Klinikum Klagenfurt.

Auszeichnungen für Ingrid Flick

Für ihr Engagement wurde Ingrid Flick mehrfach ausgezeichnet, so auch von der katholischen Kirche. Im August 2021 überreichten der Erzbischof Franz Lackner und Pfarrer Johann Huber ihr in der Stadtpfarrkirche Rottenmann den päpstlichen Silvesterorden, der an Personen verliehen wird, die sich in Glaube, Kirche und Gemeinschaft verdient gemacht haben.

Die Stadt Rottenmann Flick zur hat sie Während des festlichen Gottesdienstes sagte Pfarrer Huber über die Mäzenin: „Sie hat zum Erhalt der Kirchen und des örtlichen kirchlichen Kulturgutes beigetragen und ist Schirmherrin und Förderin der 'KinderAkademie' Rottenmann. Sie setzt sich für das Gemeinwohl der Bevölkerung ein und ist deshalb verdienterweise bereits Ehrenbürgerin der Stadt Rottenmann.“

Seit dem Tod ihres Mannes ist Ingrid Flick auch Kuratoriumsvorsitzende der Friedrich Flick Förderungsstiftung, die finanzielle Zuwendungen für junge Talente in Wissenschaft, Technik und Forschung zur Verfügung stellt. Darüber hinaus fördert die Stiftung Projekte und Initiativen im Bereich Bildung und Erziehungswesen, in der Jugend- und Behindertenhilfe sowie im Bereich von Kunst und Kultur.

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