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Hyundai - Autohersteller und Mega-Konzern aus Südkorea

Aktualisiert
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12 min
Zukunft asu Südkorea: Emissionsfreie Hyundai Konzept-Autos, präsentiert im Rahmen der FIFA Fußball WM 2022
Zukunft asu Südkorea: Emissionsfreie Hyundai Konzept-Autos, präsentiert im Rahmen der FIFA Fußball WM 2022©2022 Getty Images
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Die südkoreanische Hyundai Group ist in Österreich vor allem aufgrund seiner Automobil-Sparte bekannt. Dahinter steht jedoch ein Industrie-Mischkonzern, der in zahlreichen Geschäftsfeldern aktiv und erfolgreich ist. Ein Porträt.

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FACTS: Hyundai Group

  • Gegründet: 1974 von Chung Ju-yung als Bauunternehmen

  • Unternehmenssitz: Hyundai Group Building Seoul, Südkorey

  • Geschäftsbereiche:Hyundai Merchant Marine, eine der größten Reedereien der Welt; Hyundai Securities; Hyundai Elevator; Hyundai Logistics; Hyundai Asan; Hyundai U&I; Hyundai Research Institute; Hyundai Investment Network; Hyundai Savings Bank; Able Hyundai Hotel & Resort

  • Ausgegliederte Geschäftsbereiche: Hyundai Kia Automotive Group, Hyundai Department Store Group, Hyundai Development Group und Hyundai Heavy Industries Group

  • Hyundai Kia Motor Group: Flaggschiff der Hyundai Gruppe, dazu gehören: Hyundai Motor Company; Kia Motors; Genesis; Hyundai Mobis, Hyundai Dymos, Hyundai Powertech, Hyundai Wia, Hyundai Materials; Hyundai Steel, Hyundai BNG Steel; Hyundai Rotem; Hyundai NGV, Boston Dynamics; Hyundai GLOVIS; Hyundai Autoever; Hyundai Capital, Hyundai Card, Hyundai Motor Securites; Hyundai Engineering & Construction, Hyundai Engineering

  • Eigentümer: Hyundai Mobis, Mong Koo Chung (größte Teilhaber)

  • Management: Hyun Jeong-eun (Chairman & CEO); Chang Jae-hoon, CEO Hyundai Kia Motor Group

  • Umsatz + Gewinn: Umsatz 198 Mrd. Euro (Hyundai Motor Group, 2020), Gewinn: 4,157 Mrd. Euro (Hyundai Motor Group, 2020)

  • Börsenkennzahl: USY384721251 (Hyundai Motor Company)

Hyundai - Mischkonzern mit vielen Standbeinen

In Europa ist Hyundai in erster Linie als Autohersteller bekannt, der die Marken Hyundai, Ioniq, Kia und Genesis fabriziert. Doch der nach Samsung zweitgrößte Mischkonzern in Südkorea ist darüber hinaus in vielen unterschiedlichen Geschäftsfeldern aktiv, etwa im Reedereigeschäft, in der Herstellung von Aufzügen, im Eisenbahn-, Motoren- und Schiffbau, in der Schwermaschinen- und Anlagenfertigung, in der Möbel- und Elektronikherstellung sowie in der Öl-, Gas- und Stahlindustrie. Seit 1998 gibt es die Hyundai Motor Group, die das Flaggschiff des gesamten Unternehmens darstellt. Zur Hyundai Motor Group gehört auch die Hyundai Motor Company, die seit 1967 Fahrzeuge fertigt.

Die Geschichte von Hyundai

Wenn Europäer von Hyundai sprechen, dann meinen sie zumeist jenes Unternehmen, das die gleichnamigen Autos produziert. Dabei ist die Hyundai Motor Company nur ein Teil der Hyundai Motor Group, zu der außerdem die Firmen Kia und Genesis Motor gehören sowie Ioniq, die Elektrofahrzeugsparte von Hyundai. Zur Hyundai Motor Group gehören überdies zwölf weitere Unternehmen aus diversen Branchen, etwa Autozulieferer, Schienenfahrzeuge, Stahl, Konstruktion, Finanzen, Logistik und Robotik. Die Hyundai Motor Group wiederum war bis 1998 Teil der Hyundai Group. Sie wurde in jenem Jahr aus dem Konzern ausgegliedert, da die asiatische Wirtschaftskrise eine Restrukturierung des gesamten Unternehmens erforderte.

Die Anfänge

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Die Anfänge

Hyundai Gründer Chung Ju-Yung, ca. 1960. Ju-Yung ist im März 2001 im Alter von 85 Jahren gestorben.

© Getty Images

Die Hyundai Group ist ein riesiges Konglomerat aus verschiedenen verzweigten Firmen und Unternehmen. Dementsprechend gibt es keine Umsatz- oder Gewinnkennzahlen für die gesamte Gruppe, weswegen sich die unter „Zahlen und Fakten“ genannten Angaben auf die Hyundai Motor Group beziehen. Das war natürlich nicht immer so: Als der gebürtige Nordkoreaner Chung Ju-yung im Jahr 1947 Hyundai gründete, handelte es sich bei der Firma um ein ganz normales Bauunternehmen. Bis 1965 konzentrierte Chung sich mit den Bauprojekten ganz auf den heimischen Markt, der ihm allerdings schnell zu klein wurde. Ab 1965 führte Hyundai erste Bauaufträge im Ausland durch, genauer gesagt in Thailand. Jetzt ging es Schlag auf Schlag, der Schiffsbau wurde erst das zweite und rasch das bedeutendere Standbein des Konzerns.

The Poor Farmer Boy Who Created Hyundai

Hyundai als Schiffsbauer

Das lief folgendermaßen ab: Chung hatte gute Kontakte zu griechischen Reedereien und Schiffsbesitzern, und diese nutzte er, um sie zu überzeugen, neue Schiffe von nun an bei Hyundai konstruieren zu lassen. Mit den rasch gut gefüllten Auftragsbüchern brach er nach London auf, um dort bei einigen Banken vorstellig zu werden. Schließlich benötigte er erst einmal Kapital, um die Werften errichten zu können, in denen die Schiffe gebaut wurden. Sein Geschäftsmodell überzeugte die britischen Bankiers, und die Hyundai Group ist bis heute eins der weltweit größten Schiffbauunternehmen geblieben.

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Schiffsbau - im Bild eine Werft in Südkorea - ist einer der wichtigsten Geschäftszweige der Hyundai-Group

© 2006 Getty Images

Das Automobilgeschäft

Das Automobilgeschäft nahm Hyundai im Jahr 1967 an, als der Staat gesetzlich anordnete, dass Südkorea eine eigene Automarke benötige. Bis 1973 rollten in den koreanischen Werken allerdings nur der Ford Cortina und der Ford P7 von den Bändern, da die Entwicklung an einem eigenen, autarken Wagen erst in den frühen 70ern begann und ein paar Jahre benötigte. 1974 schließlich stellte die Hyundai Motor Company ihr erstes Modell auf dem Turiner Autosalon vor, 1975 dann kam dieses Auto als Hyundai Pony auf den koreanischen Markt. 1982 bekam das Modell ein Facelifting, es wurde unter dem Namen Pony 2 verkauft. Im Nutzfahrzeugsegment fertigte Hyundai bis Mitte der 80er-Jahre zunächst nur leichte Lastkraftwagen, erweiterte seine Produktlinie dann jedoch auf Busse und schwere Lkw.

Geschichte und Entwicklung von Hyundai / 1967 - 2020

War die Produktion der Pkw zunächst nur für den heimischen Markt bestimmt? Nicht ganz – denn schon 1976 stellte Hyundai den Pony auch für den Export her. Zunächst verschiffte der Konzern das Auto zwar nur nach Ekuador, doch schon im Jahr 1978 kam der europäische Markt ins Spiel. Die ersten Abnehmerländer waren Spanien, Belgien, Griechenland und die Niederlande. Ab 1983 lieferte Hyundai den Pony 2 dann überdies nach Mittelamerika und Kanada, ehe 1984 die USA zu einem neuen – und schnell auch enorm wichtigen – Absatzmarkt wurden. Nun musste das Unternehmen seine Produktpalette jedoch erweitern, um für die neu erschlossenen Märkte attraktiv zu bleiben bzw. zu werden, dementsprechend wurden die Modelle Stella und Sonata entwickelt, die beide der Mittelklasse angehörten. 1985 rollte dann schon der millionste Wagen von den Hyundai-Bändern. Stammten die technischen Komponenten anfangs noch von Mitsubishi, so begann der Konzern in den 90er Jahren damit, seine Autos komplett aus eigener Hand zu fertigen. 1991 gründete sich die Hyundai Motor Deutschland GmbH, nun fasste die Automobilsparte des Konzerns in Europa so richtig Fuß.

Weitere Geschäftsbereiche der Hyundai Group

Doch bereits Ende der 1960er Jahre – nach dem erfolgreichen Debüt in der Reederei – drängte Chung darauf, dass sein Konzern eine ganze Reihe weiterer Unternehmen in verschiedenen Branchen gründete. In rascher Folge reüssierte Hyundai im Maschinen- und Anlagenbau, im Bau von Schiffsmotoren, in der Elektronik und Elektrotechnik sowie im Möbelbau. Bis Ende der 90er Jahre die asiatische Wirtschaftskrise auch vor der Hyundai Group nicht Halt machte, wuchs der Konzern beständig.

1998 jedoch gab es aufgrund der Wirtschaftskrise in Asien keine Alternative dazu, einige Gesellschaften aus der Gruppe auszugliedern: Die Hyundai Department Store Group, die Hyundai Development Group und die Hyundai Heavy Industries Group wurden selbständig – und ebenso die Hyundai Kia Automotive Group, die heutige Hyundai Motor Group. Seit dem Jahr 2007 baut Hyundai seine Autos auch in Europa, drei Jahre später stieg die Marke auf dem asiatischen Markt zur Nummer eins auf.

Hyundai in Österreich

In Österreich ist Hyundai seit dem Jahr 1992 mit seiner Automobil-Sparte aktiv, zunächst betreute der Konzern hierzulande 62 Händler. Die boten vier Modelle an: Den Hyundai Pony, den Hyundai Lantra, den Hyundai Sonata und das Hyundai S-Coupé. 1994 ließ investierte das Unternehmen 55 Millionen Schilling (ca. acht Millionen Euro) in eine Repräsentanz, die am Wiener Handelskai einzog. 2005 erfolgte der Umzug in den 23. Wiener Gemeindebezirk.

2010 war Hyundai in Österreich zur erfolgreichsten asiatischen Automarke auf dem österreichischen Markt geworden. Nur drei Jahre später landete Hyundai bei den Absatzzahlen in Österreich hinter VW sogar auf dem zweiten Gesamtplatz, der Marktanteil lag bei mehr als 6,6 Prozent. 2018 verkaufte Hyundai in Österreich den 250.000 Neuwagen. Heute beschäftigt Hyundai in Österreich 41 direkte Mitarbeiter:innen, dazu kommt das landesweite Netz von etwa 108 Vertriebspartnern und 136 Hyundai-Werkstätten.

Hyundai heute

Zum eigentlichen Konzern, also zur Hyundai Group, gehören heute noch folgende Unternehmen: Hyundai Securities, Hyundai Elevator, Hyundai Logistics, Hyundai Asan, Hyundai U&I, Hyundai Research Institute, Hyundai Investment Network, Hyundai Savings Bank und Able Hyundai Hotel & Resort. Dazu kommt Hyundai Merchant Marine, eine der weltweit größten Reedereien.

Die 1998 ausgegliederte Hyundai Motor Group mit der Hyundai Motor Company, Kia und Ioniq ist seit ein paar Jahren bestrebt, neben den konventionellen Autos auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben zur Serienreife zu bringen. So ist der seit 2009 in Südkorea verkaufte Elantra ein Hybridmodell auf Erdgasbasis. 2016 kam der Hyundai Ioniq in zwei Hybrid- sowie eine Elektrovariante auf den Markt – letztere gilt noch heute als eins der effizientesten E-Autos im Alltagsgebrauch.

Und auch in der Wasserstoffmobilität ist Hyundai heute vertreten. Seit Ende 2020 liefert der Hersteller Last- und Lieferwagen mit Wasserstoffantrieb an Schweizer Logistikunternehmen. 2021 schließlich brachte die Hyundai Motor Company auf der eigens entwickelten Electric Global Modular Platform (E-GMP) mit dem Ioniq 5 das erste komplett unabhängige E-Auto heraus.

Hyundai x IAA 2021 | Powering Human Progress

Hyundai – der Blick in die Zukunft

Es ist unmöglich, eine Prognose für alle Unternehmen und Geschäftsbereiche der gesamten, riesigen Hyundai Group zu wagen. Daher bleibt der Fokus in diesem Fall auf der Automobilsparte, die einen klaren Ansatz verfolgt. So ist die Hyundai Motor Group etwa bestrebt, die Zukunft CO2-neutral zu gestalten. Dabei verfolgen die Autobauer drei Ansätze.

  • Erstens soll die Produktpalette der „sauberen“ Fahrzeuge kontinuierlich ausgebaut und erweitert werden. Nach dem im November vorgestellten Ioniq 6 – eine Elektrolimousine mit einer Reichweite von mehr als 600 Kilometern – ist für 2023/24 der E-SUV Ioniq 7 vorgesehen, der immerhin 480 Kilometer mit einer Batterieladung schaffen soll.

  • Zweitens will Hyundai auch zukünftig neue, eigene Plattformen wie schon bei E-GMP entwickeln.

  • Drittens ist vorgesehen, dass in Zukunft auch vermehrt Investitionen in grüne Technologien und Energielösungen stattfinden.

Ab 2035 dürfen in der EU nur noch Autos ohne CO2-Emissionen neu zugelassen werden. Hyundai hat indes vor, auch bei der Produktion dieser Fahrzeuge Schritt für Schritt emissionsfrei zu werden. Bis 2040 sollen die Emissionen im gesamten Fertigungsprozess um 75 Prozent abgesenkt werden. Spätestens im Jahr 2045, so lautet die Absichtserklärung, möchte Hyundai über alle Produkte und Betriebe hinweg weltweit komplett CO2-neutral produzieren.

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