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Georg Stumpf, Turmbauer und milliardenschwerer Investor [PORTRÄT]

Aktualisiert
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Georg Stumpf mit seiner früheren langjährigen Lebensgefährtin Patricia Schalko am Wiener Opernball

Georg Stumpf mit seiner früheren langjährigen Lebensgefährtin Patricia Schalko am Wiener Opernball

©News Deak Marcus E.
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Georg Stumpf hat in jungen Jahren mit dem Millennium Tower als „Turmbauer zu Wien“ Bekanntheit erlangt und mit seinen Industriebeteiligungen in der Folge Milliarden verdient. Im trend Ranking der reichsten Österreicher rangiert er auf Rang 3. Ein Porträt.

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Der junge Georg Stumpf

Georg Stumpf wurde im September 1972 als drittes und jüngstes Kind des Wiener Bauunternehmers Georg Stumpf sen. geboren. Sein Vater (1920 – 2004) hat Wien einige Monumente der Baukunst hinterlassen, darunter das ORF-Zentrum am Wiener Küniglberg und die Wiener Stadthalle, die beide nach Plänen des Architekten Roland Rainer errichtet wurden.

Der Erfolg des Sohnes stellt den des Vaters jedoch bei weitem in den Schatten. 1991, als der 19-jährige Sohn in die väterliche Baufirma Voitl & Co. einstieg, setzte das Unternehmen mit 300 Mitarbeitern 500 Millionen Schilling – etwa 36 Millionen Euro - pro Jahr um. Mit einem Vermögen von 6,5 Milliarden Euro liegt Georg Stumpf auf Rang 3 im aktuellen trend. Ranking der 100 reichsten Österreicher.

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Georg Stumpf

© News Zach - Kiesling Roman

In seiner Jugend war Georg Stumpf jun. ein erfolgreicher Golfer. Mit Handycap „0“ war er auf dem besten Weg zum Profi-Golfer. Er gewann mehrere Meistertitel in seiner Altersklasse, doch nach seiner Matura an der Hochbau-HTL war Schluss mit den Golf-Ambitionen. „Damals habe ich noch Golf gespielt, das existiert heute für mich auch nicht mehr, ich brauche keinerlei Ausgleich zur Arbeit, der Beruf ist mein Hobby", erklärte Stumpf einmal im Gespräch mit dem trend.

Im Beruf zeigte sich Stumpf in der Folge ebenso zielstrebig wie an der Universität. Nach der Matura trat in den Betrieb seines Vaters, ein und begann an der WU Wien zu studieren. Dort schloss er in nur zwei Jahren das Studium der Handelswissenschaften mit dem Magister-Titel (Mag. rer. soc. oec.) ab. Im Wintersemester 1991 begann er mit dem Studium, im Wintersemester 1993 hatte er bereits den Titel in der Tasche. Zweimal suchte Stumpf um eine Studienzeitverkürzung an, beide Male wurde das auch anerkannt.

"Sport oder Hobbys spielten in seinem Leben keine Rolle mehr. Eine gewisse Kultur ist notwendig, aber die Arbeit ist wichtiger", erklärte er im trend.

Der Millennium Tower

1994, mit 22 Jahren, begann er an dem Millennium Tower zu arbeiten, einem Projekt das ihn nicht nur bekannt, sondern auch bald zu einem jungen Millionär machen sollte. Am Grundstück Handelskai 94-96, wo zuvor eine Teerfabrik und eine Färberei standen, wollte ursprünglich die OMV eine Zentralverwaltung für 2000 Mitarbeiter errichten. In einem Jahr beträchtlicher Verluste war die OMV jedoch gezwungen, nicht betriebsnotwendige Vorhaben zu streichen. Stumpf verhandelte mit den Bietern und bekam den Zuschlag.

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Der Wiener Milliennium Tower

© Getty Images

Nach Bedarfsanalyse, Umwidmung und Gemeinderatsbeschluss zur Wohnbauförderung im April 1997 kamen im Mai Baubewilligung und Finanzierungszusage der Rheinischen Hypothekenbank und der Creditanstalt. Im Juli war Baubeginn, und 1999 wurde der Millennium Tower, als das damals höchste Gebäude Österreichs fertiggestellt. In den folgenden zwei Jahren ließ Stumpf den Turm um das Einkaufszentrum Millennium City erweitern.

Im Juni verkaufte Stumpf 2003 den Turm und die Millennium City an die Hamburger Fondgesellschaft MPC Capital und erhielt dafür 380 Millionen Euro. Nach Abzug der Baukosten von 145 Millionen Euro blieben somit 235 Millionen Euro Gewinn übrig. Stumpf selbst hatte nur eine Million Schilling – rund 72.000 Euro –, die ihm sein Vater zur Verfügung gestellt hatte, als Eigenmittel in das Projekt gesteckt.

Kontroversen um den Millennium Tower

Der Millennium Tower ist bis heute nach dem später gebauten und 2014 eröffneten DC Tower 1 das zweithöchste Gebäude in Österreich. Der nach einem Entwurf der Architekten Gustav Peichl, Boris Podrecca und Rudolf Weber errichtete Turm prägt seit seiner Fertigstellung im Jahr 1999 mit seinen 202 Metern Höhe die Wiener Skyline und ist weithin bekannt.

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Der Millennium Tower prägt die Wiener Skyline bei Tag und Nacht. Eigentlich müsste der Turm über 60 Meter niedriger sein.

© Markus Schieder

Mit Tower handelte sich Stumpf jedoch auch laute Kritik ein. Der Turm und das Einkaufszentrum wurden nämlich wesentlich höher und größer gebaut als ursprünglich vom Wiener Gemeinderat genehmigt worden war: Der Tower wurde 202 Meter hoch statt nur maximal 140 Meter, seine Büro-Nutzfläche hätte statt 38.000 Quadratmeter nur 10.000 Quadratmeter umfassen sollen. Die Millennium City wurde ebenfalls deutlich größer als gedacht: Das Einkaufszentrum ist 15.000 Quadratmeter groß statt wie ursprünglich genehmigt 10.000 Quadratmeter

Stumpf hatte gewaltig "überzogen". Doch trotz der Proteste wurde das Gebäude jedoch nachträglich in seiner finalen Größe genehmigt. Was – wie schon bei der Genehmigung der Wohnbauförderung zur Errichtung des Turms in der Höhe von seinerzeit 185 Millionen Schilling (ca. 13,5 Millionen €) – Stimmen aufkommen ließ, dass der Familie Stumpf dafür ihre Kontakte zu hochrangigen SPÖ-Politikern, besonders zu Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky, zugutekamen. Stumpf erklärte jedoch später, angesprochen auf die Größe des Objekts lapidar: „Mir ging es darum, das Grundstück bestmöglich auszunützen. Es war aber nie meine Absicht, ein Wahrzeichen zu bauen.“

Weitere Stumpf-Projekte

Stumpf selbst stand jedenfalls über den Protesten. Und zog in den darauf folgenden Jahren eine Reihe weiterer Immobilienprojekte in ganz Europa durch. 2006 erklärte er in einem Interview mit dem trend: „Der Millennium Tower war ein Projekt, das funktioniert hat und hochprofitabel war. Das ist das Wichtigste. Damals war ich 25, inzwischen habe ich eine Menge Projekte im Bereich Immobilieninvestment und Development in ganz Europa gemacht und bin sehr froh, dass darüber nicht gesprochen wird."

Stumpf beschränkte seine Aktivitäten jedoch nicht auf das Immobiliengeschäft alleine, sondern machte sich in der Folge als Industrie-Investor einen Namen und wurde – vor damit allem durch seine Investments in der Schweiz zum Milliardär.

Zuvor musste Stumpf allerdings erste unternehmerische Niederlage, einstecken: Mit MCN (Millennium Communication Network) war der Bauunternehmer eine Zeit lang auch als Anbieter von Internet- und Telekommunikationsdienstleistungen aktiv. Für die Versorgung der 450 Wohnungen und etlicher Büros im Tower gegründet, dachte man schnell in größeren Dimensionen und wollte Bauobjekte in ganz Österreich mit breitbandigen Verkabelungen ausstatten. Das Unternehmen wurde jedoch bereits im Jahr 2002 nach heftigen Auseinandersetzungen mit anderen Marktbetreibern und einem Ausgleichsverfahren wieder liquidiert.

Ebenso scheiterte Stumpf mit dem Plan, Autos über das Internet zu verkaufen.

Gemeinsam mit dem Investor Ronny Pecik beteiligte sich Stumpf auch an der slowakischen Billigairline SkyEurope, die 2009 in die Insolvenz schlitterte. Für das Investoren-Duo war das jedoch kein Schaden, machten es doch mit ihrem günstig erworbenen Aktienpaket einen guten Schnitt.

Stumpf, Kovats, Pecik und Oerlikon

Mit Mirko Kovats und Ronny Pecik als Geschäftspartner war Georg Stumpf dagegen wesentlich erfolgreicher. 2005 gewann mit er die Übernahmeschlacht um den Schweizer Mischkonzern Unaxis, der in der Folge in Oerlikon umbenannt wurde.

Stumpf erklärte im trend dazu:

„Wir sind beim Schweizer Unaxis-Konzern auf einen besonders interessanten Fall gestoßen. Unaxis war ein extrem substanzstarkes Unternehmen, das damals 700 Millionen Franken auf dem Bankkonto hatte und keinerlei Schulden. Der Börsenwert aber betrug zu diesem Zeitpunkt nur 1,4 Milliarden Franken. Da konnte man sich ausrechnen, dass dieses Unternehmen also für nur 700 Millionen Euro zu haben war. Dabei waren unter den Unaxis-Töchtern Perlen dabei wie zum Beispiel die Balzers AG, die technologisch bei Beschichtungen Weltmarktführer und auch mit siebzig Coating-Centern weltweit hervorragend positioniert ist. Ein Konkurrent müsste viel, viel Zeit, Geld und Wagnis auf sich nehmen, um so eine Position zu erreichen. Eine andere Perle bei Unaxis war die Contraves Space AG, die im Bereich Weltraumtechnik auf Jahre hinaus Aufträge hat.“

Stumpf erwies sich bei Unaxis nicht nur als knallharter Rechner, sondern auch als kompromissloser neuer Eigentümer. Einen Tag nachdem er mit seinen Partnern die Macht bei dem Schweizer Konzern übernommen hatte, wurden fast alle Divisionsleiter ausgewechselt, wichtige Führungskräfte gefeuert und aufgefordert, innerhalb von drei Stunden ihren Arbeitsplatz zu räumen.

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Georg Stumpf (li) mit seinem früheren Geschäftspartner Ronny Pecik. Gemeinsam haben sie mit ihren Industriebeteiligingen Milliarden verdient.

© News Zach - Kiesling Roman

Es folgte der Bruch mit Kovtas, der aus Oerlikon ausstieg. Gemeinsam mit Pecik gründete Stumpf die Industriebeteiligungsgesellschaft Victory und investierte weiter. 2006 übernahm Stumpf den Schweizer Konzern Saurer, Weltmarktführer bei Textilmaschinen, die sechs Jahre später zum Großteil wieder an die chinesische Jinsheng-Gruppe weiterverkauft wurde. 2007 erwarb er 20,1 Prozent am Berner Telekom-Konzern Ascom.

In nur drei Jahren steigerten Stumpf und Pecik den Umsatz bei Oerlikon von 1,8 Milliarden auf 5,63 Milliarden Franken und machten aus einem Verlust von 378 Millionen einen Gewinn von 319 Millionen Franken. Der Börsenkurs stieg trotz des Absturzes im Zuge der weltweiten Finanzkrise in Summe um rund 250 Prozent.

Die Finger verbrannt haben sich Stumpf und Pecik jedoch, als die den russischen Oligarchen Viktor Feliksovich Vekselberg ins Boot holten und diesem rund 14 Prozent ihres 48-Prozent-Oerlikon-Aktienpakets zu äußerst günstigen Konditionen – unter dem Marktwert – überließen. Am Ende führte die Russian Connection die Österreicher in einen zähen Kampf um die Kontrolle des Oerlikon-Konzerns, den sie verloren. Im Juni 2008 hielt Viktor Vekselbergs Renova Industries Ltd. hält 39,5 Prozent an Oerlikon, die Wiener Victory AG hingegen nur mehr 13,5 Prozent. Georg Stumpf musste als oberster Konzernlenker bei Oerlikon den Hut nehmen.

Unterm Strich haben Stumpf und Pecik freilich dennoch ein extrem lukratives Geschäft gemacht, auch wenn ihr Traum von der Führung eines europäischen Großkonzerns geplatzt ist. Insgesamt lukrierten die beiden rund 2,4 Milliarden Franken aus Erlösen durch Aktienverkäufe an Vekselberg, denen Aufwände von rund 700 Millionen Franken gegenüberstanden. Die Österreicher konnten sich daher jeweils mit rund einer Milliarde Euro Schmerzensgeld trösten und das Schweizer Abenteuer als Gewinn verbuchen. Stumpf und Pecik gingen danach jedoch als Unternehmer und Investoren wieder getrennte Wege.

2009 übernahm Stumpf sein seither wichtigstes Asset, die Stuttgarter M+W Group, eine darauf inExyte“ umbenannte Gebäudetechnik-und Anlagenbaufirma, die auf die Errichtung von Reinräumen, wie sie für die Chipindustrie benötigt werden, spezialisiert ist. Damit hat Stumpf gerade im Zuge der grassierenden Chip-Krise einen starken Trumpf in der Hand, mit dem er an der Börse Kasse machen will. Jedoch hat der Investor bereits mehrmals Anläufe in diese Richtung abgebrochen, weil ihm der Verkaufserlös als zu gering erschien.

Georg Stumpf privat

"Mit Freunden ist es für mich sehr schwierig", erzählte Georg Stumpf dem trend einmal. Schon am Golfplatz hatte er als Teenager mehr mit älteren Bekannten seines Vaters zu tun als mit Gleichaltrigen. Dazu gehört etwa Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky, mit dessen Kindern er die Schulbank drückte.

Er selbst gilt ebenso als schwierig. So gut er als Zahlengenie ist, so wenig hat er es mit dem Zahlen. Von Gustav Peichl, nach dessen Entwurf der Millennium Tower gebaut wurde, stammt das Bonmot, „Stumpf zahlt grundsätzlich erst, nachdem er geklagt wird.“

Stumpf ist ein gnadenloser Workaholic. Gemäß seiner Devise, „ich brauche keinerlei Ausgleich zur Arbeit, der Beruf ist mein Hobby“, sind seine Arbeitstage bis zu 17 Stunden lang. Sein Wiener Büro hat er nach wie vor im obersten, 50. Stock des Millennium Towers. Ein ähnlich gutes Panorama eröffnet ihm das Londoner Office an der Bruton Street.

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Georg Stumpf und Lebensgefährtin Patricia Schalko am Wiener Opernball

© News Deak Marcus E.

Er zieht es auch vor, sein Privatleben privat zu halten und nach Möglichkeit nicht in der Öffentlichkeit in Erscheinung zu treten. Mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Patricia Schalko, von der er sich nach 18 Jahren getrennt hat, hat Stumpf zwei Söhne. Das Paar lebte zuvor in Wien-Döbling. Dort ließ sich Stumpf um kolportierte 15 Millionen Euro eine über 2000 Quadratmeter große Villa im Stil eines italienischen Palazzos errichten.

Der Unternehmer gönnt sich zudem gerne den einen oder anderen Luxus. So ist er beispielsweise stolzer Besitzer eines eigenen Privatjets – einer Bombardier Global Express – sowie eines Airbus A319, dessen 144 Sitzplätze auf 22 reduziert wurden und der über seine Millennium Aviation Flugbetriebs GmbH auch angemietet werden kann. Zur Stumpf-Villa gehört zudem eine große Garage für 40 Autos, die mit Wägen der Luxuskategorie voll belegt ist.

Stumpf hat zwei Schwestern, Katharina und Gabriele, bekannt als Kathi und Gabi Stumpf. Sie sind der Society-Welt gegenüber weit mehr aufgeschlossen als ihr kleiner Bruder

Die reichsten Österreicher:innen

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