In den USA können Bitcoins nun auch über ETFs an der Börse gehandelt werden. Die SEC Entscheidung vom 11. Jänner 2024, ihre Bedeutung und ihre Folgen.
©Elke MayrAm 11. Jänner 2024 hat die US-Börsenaufsicht SEC den ersten Bitcoin-ETF zugelassen. Damit können in den USA Fonds, mit denen direkt in Bitcoin investiert werden kann (Bitcoin-Spot-ETF), an der Börse notiert werden. Die Bedeutung der Entscheidung und ihre Folgen.
Zulassung der Bitcoin-ETFs
Krypto-Investoren hatten lange auf diesen Tag gewartet. Am 11. Jänner 2024 war es schließlich so weit: Die US-Wertpapieraufsicht SEC machte mit ihrer Entscheidung den Weg für börsengehandelte Bitcoin-Fonds (ETF) frei, die direkt in Bitcoin investieren (Bitcoin-Spot-ETF). Genehmigt wurden unter anderem Anträge der Investment-Häuser Blackrock und Fidelity.
SEC-Chef Gary Gensler betonte, die Zulassung bedeute keine Unterstützung der Aufsichtsbehörde für den Bitcoin. Die SEC warnt Anleger stets vor Risiken von Krypto-Anlagen wie den enormen Kursschwankungen.
Der Bitcoin, die älteste und bekannteste Digitalwährung, war Ende 2022 wegen der Zinswende stark unter Druck geraten. Die Aussicht auf steigende Zinsen erhöhte die Attraktivität von festverzinslichen Wertpapieren und war nachteilig für risikoreiche Anlageklassen wie den Bitcoin. Als Folge des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX und der Turbulenzen rund um die Handelsplattform Binance fiel der Kurs dann im Herbst 2022 auf fast 15.000 Dollar, bevor er sich bis zum Sommer 2023 auf gut 30.000 Dollar erholte. Nach einer kurzen Schwächephase forcierte sich die Erholung dann ab Oktober wegen der ETF-Spekulationen.
Danach folgte ein massiver Kursanstieg. Von Oktober 2023 bis Jänner 2024 legte der Bitcoin sie um 60 Prozent zu. Auch, weil Anleger auf die Zulassung von Krypto-Fonds durch die SEC gewettet hatten. Fast logisch war dann auch der Kurssprung am Tag der SEC-Entscheidung: zum ersten Mal seit Dezember 2021 wurde der Bitcoin um mehr als 49.000 US-Dollar (44.765 Euro) gehandelt. Das Rekordhoch von rund 69.000 Dollar aus dem Herbst 2021 ist allerdings trotz der Kursgewinne noch circa 50 Prozent entfernt.
Krypto-Experten sehen in der SEC-Entscheidung dennoch einen Ritterschlag für den Bitcoin. Eric Demuth, CEO der österreichischen Krypto-Börse Bitpanda ist der Meinung, dass Bitcoin damit "erwachsen" wird (siehe Interview: "Bitpanda Co-Gründer Demuth: "Bitcoin wird erwachsen").
Auch Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance and Management, der als einer der führenden Experten für Digitalwährungen in Deutschland gilt, ist überzeugt: "Der Bitcoin kommt nun langsam im Mainstream an; er wird hoffähig."
Was ist und bringt ein Bitcoin ETF?
Ein ETF oder "Exchange-Traded Fund" ist eine Spezialform der Aktienfonds. Dabei handelte sich im Gegensatz zu den vorhin genannten Wertpapierfonds nicht um aktiv gemanagte Fonds, sondern um für jedermann investierbare Produkte, die normalerweise exakt einen Wertpapierindex wie den österreichischen ATX oder den deutschen DAX nachbilden und exakt deren Entwicklung folgen.
Die neuen Bitcoin-ETFs spiegeln nur die Kursentwicklung der Kryptowährung Bitcoin wider. Für US-Investoren wird es damit einfacher, in den Bitcoin zu investieren.
Viele Anleger und Krypto-Experten erwarten durch den Einstieg der traditionellen Finanzwirtschaft in den Bitcoin-Markt eine steigende Nachfrage und somit auch Kurssteigerungen, weil die Gesamtzahl der Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt ist. Kritiker sehen den Einstieg dagegen skeptisch, auch weil der Bitcoin einst als Reaktion auf die von klassischen Finanzinstituten ausgelöste Finanzkrise entstand
Wo ist der Unterschied zu einem direkten Investment?
Anleger, die selbst Bitcoin kaufen, müssen sich entweder selbst um die Verwahrung in einer digitalen Wallet kümmern. Oder das Dienstleistern wie Coinbase oder Bitpanda überlassen, die auch Online-Wallets anbieten.
Bei den Bitcoin-ETFs kaufen Fonds-Anbieter wie Blackrock Bitcoins ein. Anleger erhalten dann nicht die Bitcoins selbst, sondern Zertifikate, die ihre Ansprüche darauf bescheinigen. Dafür verrechnen Blackrock & Co. Gebühren; Blackrock etwa jährlich 0,25 Prozent der Investitionssumme.
Welche Perspektive ergibt sich daraus?
Prognosen für die weitere Entwicklung des Bitcoin-Kurses sind schwierig. Krypto-Investoren wetten natürlich immer auf deutliche Wertsteigerungen, die Entwicklung kann jedoch auch in die komplett andere Richtung gehen. Bitpanda CEO Eric Demuth erklärt dazu im trend Interview: "Die Wahrscheinlichkeit, dass wir 2024 bei Bitcoin ein neues All-Time-High sehen, liegt über 51 Prozent. Aber es kann natürlich auch anders kommen."
Optimistische Erwartungen gehen in Richtung eines Rekordhochs von über 69.000 Dollar, teilweise auch über 100.000 Dollar im Jahr 2024.
Die Hoffnung ist, dass sich der Kurs positiv und stabiler entwickelt, wenn nun das Investieren in Bitcoin unkomplizierter wird und auch die ersten großen institutionellen Investoren beginnen, sich für den Bitcoin zu interessieren.
Sogenannte HODL-Investoren, die ihre Kryptobestände halten, egal wie hoch oder niedrig die Preise sind, spekulieren sogar auf ein Überschreiten der Schwelle von einer Million Dollar (etwa 914.000 Euro). Auf der anderen Seite gibt es immer wieder warnende Stimmen, etwa aus der Deutschen Verbraucherzentrale. "Bitcoins sind zum Vermögensaufbau nach Auffassung der Verbraucherzentralen nicht geeignet", heißt es auf deren Website und die Verbraucherzentrale kommt zum Schluss:
Ob sich Bitcoins, Varianten davon oder andere Kryptowährungen mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, kann heute niemand seriös vorhersagen. Die Entwicklung der letzten Jahre ging immer mehr weg von der Idee eines alternativen Zahlungsmittels und hin zu einem Spekulationsobjekt.
Bitcoins sind aufgrund der vorhandenen Risiken – hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen – als Geldanlage für Verbraucher:innen nicht zu empfehlen.
Werden die US-ETFs auch in Deutschland/Österreich angeboten?
Sogenannte "One-Trick-Ponys", ETFs, die nur den Kurs eines einzigen Werts berücksichtigen, widersprechen den Regularien in Deutschland und auch in Österreich. Deshalb gibt es hier im Gegensatz zu den USA auch keine ETFs, die sich ausschließlich am Goldpreis orientieren.
Wer etwa virtuell in Gold investieren möchte, muss auf ETCs ausweichen. ETC steht für "Exchange-Traded Commodities" ("börsengehandelte Rohstoffe"). Diese funktionieren ähnlich wie ETFs: Sie können ebenfalls direkt an der Börse gehandelt werden und bilden den Goldpreis annähernd nach.
Rechtlich gesehen sind ETCs aber unbefristete Schuldverschreibungen und keine Investmentfonds. Ähnliche Angebote gibt es für den Bitcoin, diese ETPs ("Exchange-Traded Products") oder ETNs ("Exchange-Traded-Notes"), die den Bitcoin ebenfalls abbilden.
Über die Autoren
Peter Sempelmann
Peter Sempelmann, geb. 1968, arbeitet seit 1997 als Journalist mit Fokus auf Wirtschaft und Technologie und leitet seit 2013 die trend. Online-Redaktion. Stationen in der journalistischen Karriere: trend, FORMAT, profil, WirtschaftsBlatt, Report Verlag.
APA/Reuters/dpa