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Unternehmenssteuerung: Warum CFOs jetzt vorsichtiger planen

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Peter Schentler, Partner bei der Managementberatung Horváth in Wien und Spezialist für CFO-Beratung.

Peter Schentler, Partner bei der Managementberatung Horváth in Wien und Spezialist für CFO-Beratung.

©Klaus Ranger
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Das Stimmungsbarometer führender Unternehmen in der DACH-Region hat sich deutlich abgekühlt. Waren es im Frühjahr noch Pandemie, Klimawandel und der Energieboykott Russlands, sind es jetzt die galoppierende Inflation und die zunehmenden geopolitischen Spannungen, die auf der Wirtschaft lasten. Doch wie sollen die Finanzer darauf reagieren?

Auch wenn in jedem zweiten Unternehmen noch bis Jahresende mit steigenden Umsätzen gerechnet wird und frühere Vorhersagen weiterhin gelten, stehen die Wetterzeichen inzwischen klar auf Sturm. Laut einer aktuellen Umfrage der Managementberatung Horváth ist die Zahl der CFOs, die mit Umsatzrückgängen rechnen, im Vergleich zum Frühjahr deutlich gestiegen.

Vor allem die ungewisse Preis- und Lieferkettenentwicklung und die Unruhe auf den Finanzmärkten aufgrund des Ukraine-Krieges machen den Finanzverantwortlichen zu schaffen. Hoffnung auf Entspannung gibt es derzeit kaum. Hinzu kommt der sich verschärfende Fachkräftemangel, der mittlerweile als größtes Hemmnis für die positive Weiterentwicklung vieler Unternehmen gesehen wird.

Tagesgeschäft von Krisen überlagert

85 Prozent der Finanzchefs beurteilen den Fachkräftemangel heute als größtes Risiko für ihr Unternehmen, erst dahinter folgt mit 74 Prozent Zustimmung das Risiko anhaltender Energie- und Rohstoffversorgungsprobleme und daraus resultierende Kostensteigerungen. Allgemeine Störungen der Lieferketten landen mit 72 Prozent auf Platz drei. Letztere Probleme haben viele Unternehmen aber eiskalt erwischt.

Preissteigerungen und Lieferengpässe bestimmen das operative Tagesgeschäft und drängen die Finanzchefs vielfach, ihre Planungen über den Haufen zu werfen, um nicht zu sagen, deutlich vorsichtiger anzulegen. Denn die zunehmende Inflation und der Personalmangel schrauben die Gehälter weiter nach oben (für 70% ein Risiko), die grundlegende Veränderung der globalen Rahmenbedingungen tragen ein Übriges zur Verunsicherung bei (für 68% ein Risiko).

Strategie und Change-Design als Antwort

Die zunehmenden Herausforderungen stellen die Finanzabteilungen auf die Probe. Die Antwort der CFOs klingt zwar hehr, aber vielversprechend: Die Mehrheit entwickelt das Zielbild eines strategisch-visionär arbeitenden Finanzbereichs in ihrem Unternehmen. Statt als Co-Creators und Ideengeber sehen sich die Finanzchefs jetzt lieber als Change-Maker und visionäre Strategie-Designer.

Die Finanzverantwortlichen wissen nur zu gut, dass sie mit reaktiver Arbeit und Krisenmanagement allein die anstehenden Probleme nicht mehr lösen können. Sie brauchen attraktive Zielbilder und nachvollziehbare Konzepte, mit denen Sie auf Augenhöhe mit dem CEO die erfolgreiche Transformation und Sicherung des Unternehmens für die Zukunft voranbringen.

Hausaufgaben bleiben

Doch zur Erreichung des neuen Zielbildes müssen noch ein paar Hausaufgaben erledigt werden, konkret die Harmonisierung, Standardisierung und Optimierung von Prozessen, die Daten-Integration und Maßnahmen zur Unternehmenssteuerung, sagen zwei von drei Befragten. Auch wenn es also schmerzt – damit die Unternehmensperformance zukunftsfit wird, müssen die richtigen Weichen jetzt mit Hochdruck gestellt werden.

Fazit: Die unabsehbaren Folgen von Covid-19, russischer Invasion, Klimawandel und Energie-Krise geben Finanzverantwortlichen viel zum Nachdenken mit. Die Jahre stetigen Wachstums dürften vorerst vorbei sein, und neue Rückschläge scheinen jederzeit möglich. Der gewissenhafte Kaufmann plant jetzt vorsichtiger und für den „Worst Case“: Der kann durch einen Blitzeinschlag auf das Unternehmen treffen, aber auch ein paar Jahre dauern.

DIE STUDIE

Für die aktuelle Horváth-Studienausgabe CFO Insights zum Thema "Finance in times of multiple crises" wurden branchen- und länderübergreifend mehr als 50 CFOs befragt, aus Unternehmen mit mehrheitlich über 1.000 Mitarbeitenden und 250 Millionen Euro Jahresumsatz. Die Studie wurde im August 2022 abgeschlossen und steht hier zum Download bereit.

Für die aktuelle Horváth-Studienausgabe CFO Insights zum Thema "Finance in times of multiple crises" wurden branchen- und länderübergreifend mehr als 50 CFOs befragt, aus Unternehmen mit mehrheitlich über 1.000 Mitarbeitenden und 250 Millionen Euro Jahresumsatz. Die Studie wurde im August 2022 abgeschlossen und steht hier zum Download bereit.

Die Serie "Management Commentary" ist eine Kooperation von trend.at und der Managementberatung Horváth. Die bisher erschienen Beiträge finden Sie zusammengefasst im Thema "Management Commentary".

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