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Die Gagen der Bosse: Österreichs bestbezahlte CEOs

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Top-Verdiener unter denATX-CEOs: Rainer Seele (OMV), Wilhelm Hörmannseder (Mayr-Melnhof), Anas Abuzaakouk (Bawag), Georg Pölzl (Post)

©trend | Sebastian Reich, Ian Ehm, picturedesk.com / Wirtschaftsblatt / Jindrich Foltin
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2019 war für die Chefs großer börsennotierter Unternehmen verdienstmäßig erneut ein Spitzenjahr. Corona wird dem automatisch ein Ende bereiten. Der freiwillige Gehaltsverzicht fällt aber vielen Managern schwer.

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Das ist doch mal ein satter Gehaltssprung: Als Rainer Seele im Jahr 2016 sein erstes komplettes Geschäftsjahr als CEO der OMV beendete, betrug sein Gesamtbezug noch moderate 1,8 Millionen Euro. Drei Jahre später kann sich der Deutsche über das Vierfache dessen freuen: fürstliche 7,2 Millionen Euro Jahresgehalt.

Damit katapultierte sich der Boss des teilstaatlichen Öl-und Gaskonzerns erstmals an die Spitze der heimischen Gehaltstabelle. Auf den Rängen dahinter folgen mit einigem Abstand Wilhelm Hörmanseder, der langjährige Chef von Mayr-Melnhof, mit 5,2 Millionen Euro, und Bawag-Generaldirektor Anas Abuzaakouk mit 4,9 Millionen Euro.

Der Fairness halber muss gesagt werden, dass Seele in diesen drei Jahren aus einem leicht negativen Ergebnis einen stattlichen Jahresgewinn von 3,5 Milliarden Euro gemacht hat und er mehr als eine Million zusätzlich ausbezahlt bekam, weil er neben seiner CEO-Funktion interimistisch auch noch jene des Marketingvorstands innehatte. Im Krisenjahr 2020 wird sein Gehaltszettel vermutlich ziemlich anders aussehen.

Vorstandsgagen: Österreich holt auf

2018 betrug eine durchschnittliche Vorstandsgage in einem ATX-Unternehmen über zwei Millionen Euro, 2019 dürfte die Summe nur unwesentlich darunter liegen, hat die Arbeiterkammer errechnet (siehe Grafik). Überhaupt konnte sich das Niveau österreichischer Managergehälter in den letzten Jahren dem internationaler Konzerne vergleichbarer Größe annähern. "Die Österreicher haben weitgehend aufgeschlossen", weiß auch Michael Kramarsch, Managing Partner bei dem auf Vorstandsvergütungen spezialisierten Unternehmensberater hkp group.

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Quelle: AK-Berechnung

© trend

Blickt man etwa in die Schweiz, wo der Österreicher Severin Schwan an der Spitze des Pharmakonzerns Roche in den letzten Jahren stets der bestbezahlter CEO Europas war, so zeigt sich: Für Seele ist Schwan schon in Schlagdistanz.

Denn dieser hat 2019 mit 10,8 Millionen Euro etwas weniger als die Jahre zuvor verdient, allerdings in einem Unternehmen mit 60 Milliarden Euro Umsatz, während die OMV zuletzt auf 23,5 Milliarden Euro kam. Dimensionen wie jene 281 Millionen US-Dollar, mit denen Alphabet-Chef Sundar Pichai 2019 an der Spitze der US-Gehaltstabelle bedacht wurde, dürften in Europa auf ewig außer Reichweite bleiben.

Betrachtet man den Vorstand in seiner Gesamtheit, haben ebenfalls OMV und Bawag die Nase vorne. So kam das gesamte Management-Team der Bawag im letzten Jahr auf 19,8 Millionen Euro. Der OMV war ihre Vorstandsriege 20 Millionen Euro wert. Wobei allein drei Millionen davon an Gerhard Roiss, den ehemaligen CEO, im Rahmen eines "Long Term Incentive Plans" flossen.

Dass die Gehaltssprünge in den Führungsetagen heimischer Unternehmen so weitergehen werden, glaubt angesichts der Corona- Krise kein Experte. "Das aktuelle Gehaltsniveau sollte 2020 schon allein deshalb nicht erreicht werden, weil sich die Krise in dem variablen, erfolgsbezogenen Bestandteil niederschlagen wird, wenn man diesen denn entsprechend ernst meint", glaubt Experte Kramarsch. Einen spürbaren Rückgang der Vorstandsvergütungen kann man auch in der Folge der Finanzkrise vor gut zehn Jahren ausmachen.

Corona kappt die Gehälter

Dass die Gehaltssprünge in den Führungsetagen heimischer Unternehmen so weitergehen werden, glaubt angesichts der Corona- Krise kein Experte. "Das aktuelle Gehaltsniveau sollte 2020 schon allein deshalb nicht erreicht werden, weil sich die Krise in dem variablen, erfolgsbezogenen Bestandteil niederschlagen wird, wenn man diesen denn entsprechend ernst meint", glaubt Experte Kramarsch. Einen spürbaren Rückgang der Vorstandsvergütungen kann man auch in der Folge der Finanzkrise vor gut zehn Jahren ausmachen.

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Die bestbezahlten CEOs aus dem ATX Prime (2019)

© trend

2009 betrug das durchschnittliche ATX-Vorstandsgehalt kurzfristig unter einer Million Euro, ehe es ab 2010 wieder deutlich anzog. "Wir haben damals zwar einen Rückgang der Boni erlebt", berichtet Christina Wieser von der Arbeiterkammer, "dieser wurde aber großteils durch das Anheben der Fixgehälter kompensiert." Gemessen am Gesamtgehalt sei die Fixvergütung damals von 46,6 auf 60,4 Prozent angestiegen.

2011 haben österreichische Vorstände dann wieder Verdienste auf Vorkrisenniveau gesehen, während ein durchschnittlicher Mitarbeiter länger finanziell an der Krise zu kiefeln hatte. Deshalb fordert die Arbeiterkammer von den Vorständen nicht nur einen freiwilligen Bonusverzicht, insbesondere wenn Unternehmen staatliche Hilfen in Anspruch nehmen, sondern eine allgemeine Anpassung der Vergütungspolitik an die wirtschaftliche Situation.

Mit dem freiwilligen Verzicht ist es bei Österreichs Führungspersonal bislang allerdings noch nicht allzu weit her (siehe "Bescheidenheit fällt schwer"). Während international bereits zahlreiche Manager, darunter Ryanair-Boss Michael O'Leary, als Zeichen der Solidarität mit Gehaltsverzichten vorgeprescht sind, halten es die Österreicher bislang eher mit Siemens-Chef Joe Kaeser, der das nicht für sinnvoll hält. Es käme ja nur den Aktionären zugute, sagt er - und will seine rund 16 Millionen Euro pro Jahr behalten.

Die neue Macht der Aktionäre

Doch diese Einstellung könnte sich schon bald rächen. Denn sie wird auch von Investoren aktuell nicht allzu sehr goutiert. So hat kürzlich auch das britische Fondshaus Schroders von CEOs gefordert, den Schmerz der Corona-Krise zu teilen und auf Gehalt zu verzichten. Österreichische Aktionäre haben mit dem heurigen Jahr erstmals sogar ein Druckmittel in Händen, sollte ihnen die Vergütungspolitik eines börsennotierten Unternehmens nicht zusagen. Denn das neue Aktienrechtsänderungsgesetz sieht auch Abstimmungen über das Gagenschema vor. Bislang wurden Corona-bedingt hierzulande erst eine Handvoll Hauptversammlungen abgehalten, aber schon jetzt zeigt sich, dass diese für die Unternehmen kein Spaziergang werden.

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Severin Schwan, CEO Roche

© trend/picturedesk.com/Markus Schreiber

"Die bisherigen Ergebnisse der HV- Abstimmungen sind nicht so positiv ausgefallen, wie sich das manches Unternehmen wohl erwartet hat", berichtet Pia Lünstroth von hkp. Zwar hätten alle vorgelegten Vergütungsberichte die nötige Mehrheit der Aktionäre bekommen, die Zustimmungsrate sei mit knapp unter 70 Prozent (Schoeller Bleckmann) oder knapp über 70 Prozent (Wienerberger) meist sehr niedrig ausgefallen. "Wenn nicht zumindest 80 Prozent erreicht werden, heißt das für das Unternehmen, es muss eine Ehrenrunde drehen und das Vergütungssystem neu überarbeiten", sagt Kramarsch.

Wobei sich die Aktionäre meist weniger an der Höhe der Managergehälter stoßen als an der mangelnden Transparenz der Vergütungskriterien. Hier, so Kramarsch, hätten heimische Unternehmen noch Aufholbedarf: "Die Qualität österreichischer Berichte ist traditionell schlecht."

Auch die Arbeiterkammer hat die bisherigen Hauptversammlungen verfolgt und kommt zum Schluss, dass der Aufsichtsrat bei der Gestaltung der Vergütungen seinen Spielraum zu wenig ausschöpft. "Es sollten verstärkt Zielvorgaben in den Bereichen Soziales, Gesellschaft und Beschäftigung mit einfließen. Und man sollte auch auf eine angemessene Relation zwischen der Bezahlung von Vorstand und Belegschafts achten", findet AK-Expertin Wieser. Aktuell bekommen österreichische Manager im Schnitt das 57-Fache eines mittleren Einkommens ausgezahlt. Nur 2018 war diese Schere mit dem Faktor 64 noch größer. Auch hier wird es durch Corona mit Sicherheit zu einer Verminderung des Abstands kommen.

Bescheidenheit fällt schwer

Während sich Firmen-Bosse in Deutschland, den USA und England seit Ausbruch der Corona-Krise tagtäglich mit Gehaltsverzichten überbieten, ist es in Österreich diesbezüglich sehr ruhig. Lediglich das Porr- und das Bawag- Management haben sich dazu geäußert. Während die Bawag-Führungsriege für 2019 und 2020 auf die Boni verzichtet, stellt man bei der Porr einen Gehaltsverzicht in den Raum.

Auf nähere Nachfrage, in welcher Höhe dieser geplant sei, heißt es vom Baukonzern: "Die Solidaritätsbeiträge sind individuell gestaltet." Zahlen könne man deswegen nicht nennen. Pläne über freiwilligen Verzicht der Bosse gibt es auch bei der Post, die ja bekanntlich Kurzarbeit in Anspruch genommen hat, berichtet ein Sprecher. Über die genaue Höhe werde aktuell noch diskutiert.

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PORR-CHEF Karl-Heinz Strauss will auf Gehalt (2019 waren es 1,1 Mio.) verzichten. Auf wie viel, will das Unternehmen aber nicht verraten.

© trend/Ian Ehm

Bei der OMV scheint es dazu keine Bereitschaft zu geben. Die Kriterien für die variablen Ziele seien ohnehin bereits im März vor Corona festgelegt worden, sagt ein Sprecher. Sie können darum nicht mehr erreicht werden und wirken sich also ohnehin mindernd auf die Bezahlung der Vorstände aus. Außerdem, so heißt es bei der OMV, müsse man bei Verzichtserklärungen aufpassen, dass man an den Kapitalmarkt nicht falsche Signale aussende.

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