
Finnland ist seit Jahren auf Platz 1 des Weltglücksberichts. Die Zufriedenheit der Gesellschaft nützt das nordische Land als Wirtschaftsmotor.
©PexelsDer 24. Juli steht als „Internationaler Tag der Freude” ganz im Zeichen von Glück und Zufriedenheit. Finnland gilt dabei seit Langem als glücklichstes Land - mit Folgen für seine Wirtschaft.
Kühle Länder, kühle Menschen – dieser Schluss ist bei den nordischen Ländern unzulässig. Denn im Weltglücksbericht der UN folgen auf Finnland - seit acht Jahren stolzer Verteidiger des ersten Platzes - Dänemark, Island und Schweden. Österreich liegt heuer auf Platz 17, nicht allzu weit hinter den Spitzenreitern. Insgesamt vergleicht das Ranking, herausgegeben von der University of Oxford, 147 Länder. Die Scores basieren dabei auf persönlichen Einschätzungen zu Themen wie sozialem Rückhalt, BIP und Großzügigkeit.
Dass Glück und Zufriedenheit in technologisch und geopolitisch höchst disruptiven Zeiten zu Schlüsselfaktoren in der Arbeitswelt werden, ist auch das Ergebnis des Xing Future Work Reports, der jüngst einen „Chief of Happiness“ als Zukunftsberuf identifizierte.
Internationaler Vergleich
Lernen von den Glücklichsten heißt: von Finnland lernen. Wo der Bestplatzierte bei Zufriedenheit klar voraus ist: sozialer Rückhalt, Entscheidungsfreiheit, wahrgenommene Korruption. Und dies spiegelt nicht nur der Weltglücksbericht wider. Auch im Korruptionswahrnehmungsindex 2024 belegt Finnland im EU-Vergleich den zweiten Platz, Österreich den 14. „Das Vertrauen ist in der finnischen Gesellschaft und den Institutionen tief verwurzelt und führt dazu, dass die Menschen glücklich sind. Darauf bauen wir unseren wirtschaftlichen Erfolg und unsere Innovationskraft auf“, so Antti Aumo, Leiter von Invest in Finland bei der Organisation Business Finland.
Ist eine zufriedene Gesellschaft auch Treibstoff für einen gut laufenden Wirtschaftsmotor? Finnland hat ebenso wie Österreich Jahre der Rezession und steigenden Staatsverschuldung hinter sich; 2025 wird wieder Wachstum erwartet.
In Sachen Innovation ist Finnland jedoch Vorreiter. Das European Innovation Scoreboard (EIS) reiht das nordische Land im EU-Vergleich 2025 auf Platz vier. Damit zählt es zu den „Innovation Leaders“ mit einem Score von über 125 Prozent des EU-Durchschnitts. Österreich ist im EIS zuletzt von Rang sechs auf Rang acht zurück gefallen.
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
Vom glücklichsten Land der Welt lässt sich auch am Arbeitsmarkt einiges abschauen. Das BIP pro geleisteter Arbeitsstunde lag 2023 bei 82,96 US-Dollar - deutlich über dem OECD-Schnitt von 70,62 US-Dollar. Hat der Begriff „Work-Life-Balance“ hierzulande einen negativen Beigeschmack, ist Finnland stolz auf hohe Produktivität bei weniger Arbeitsstunden. Über 200 Stunden weniger Arbeitszeit pro Jahr als im OECD-Schnitt wurde in Finnland 2023 gemessen. Das schlägt sich offenkundigt nicht negativ auf die Leistung aus, sondern ist ein Beleg für Effizienz.
„Im Zentrum der finnischen Arbeitskultur steht eine ergebnisorientierte Mentalität statt einer reinen „Anwesenheitskultur“. Diese wird durch eine flexible Gesetzgebung wie den „Working Hours Act“ gestützt“, schreibt Business Finland. Auch das gesetzlich verankerte Recht auf bezahlbare Ganztagsbetreuung für Kinder wirkt sich in Ländern wie Finnland und Dänemark positiv auf die Wirtschaft aus und ermöglicht eine hohe Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt.
Unternehmen fördern Glück
In finnischen Unternehmen wird der Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter*innen große Bedeutung beigemessen. Investiert wird etwa in umfassende Gesundheitsdienste, individuelle Kompetenzentwicklung und eine offene, hierarchiearme Kommunikation. In Studien wie der European Workforce Study und internationalen Wettbewerben wie „Great Place to Work“ und „European Employer of the Year“ ist das nordische Land häufig vertreten.