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Plasser & Theurer: Innovation auf Schiene gebracht

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Die vollautonome Weichenstopfmaschine auf Basis digitaler Assistenzsysteme stieß auf der Fachmesse iaf 2025 auf großes Interesse der kundigen Expertenschaft.

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Mit langem Atem, Kompetenz, Präzision und Ingenieurskunst festigt Plasser & Theurer, Zweitplatzierter beim trend-Innovationsranking, seine Position als Weltmarkt- und Technologieführer.

Technologischer Fortschritt aus Tradition, dafür steht die mehr als 70-jährige Firmengeschichte von Plasser & Theurer, dem globalen Weltmarkt- und Technologieführer bei Gleisbaumaschinen. Das Familienunternehmen aus Oberösterreich ist ein klassischer Hidden Champion: Selbst die unübersehbaren riesigen Umbauzüge auf den Eisenbahntrassen, „eine Industrieanlage auf Schienen“, so Bernhard Antony, Leiter der strategischen Produktentwicklung von Plasser & Theurer, werden meist der Baufirma zugerechnet, die aber der Kunde ist und nicht der Hersteller. Firmengründer waren 1953 Franz Plasser und Josef Theurer, der nach dem Tod des Geschäftspartners das Unternehmen jahrzehntelang prägte und seinen Enkelsohn Johannes Max-Theurer schon in dessen jungen Jahren als Nachfolger in die Geschäftsleitung bestellte. 

„Wir glauben mehr denn je an das System Bahn. Unsere Kunden und wir sind Teil dieses Systems und wollen zu dessen Erfolg beitragen“, so Johannes Max-Theurer auf der Unternehmenswebsite. Grundsätzlich fokussiert sich die Kommunikation auf die Fachöffentlichkeit und auf die Fachpresse, für die tief fundierte Expertise, auf beste Technikerart präzise aufbereitet, sachlich präsentiert wird. Die grundlegende Innovationsstrategie hinter den vielfältigen, multidisziplinären Entwicklungen und Lösungen erklärt Antony: „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir weltweit der einzige Komplettanbieter von Maschinen und Technologien für Fahrwegbau und -instandhaltung für das Gesamtsystem Eisenbahnweg von Untergrund bis Oberleitung sind. Diese Stellung wollen wir behalten.“ Zahlreiche Entwicklungen auf allen Gebieten sichern die Position. Zugleich baut man Customer Services massiv aus, um bei Infrastrukturanbietern und Baufirmen erster Ansprechpartner für die lebenslange Betreuung der Gleisbaumaschinen zu sein. 

„Entwicklungszeiten im System Bahn sind lang“, erklärt Experte Antony. Prioritäten und Anforderungen seien global durchaus unterschiedlich: „Man muss auch Kulturen verstehen.“ Welche Projekte wo ausgeführt werden, wird daher immer mit den 22 internationalen Partnerfirmen entschieden. Maschinen für den US-Markt sind eher überraschend klein. Hintergrund: Gleisstopfmaschinen fahren dort nicht auf der Schiene, sondern auf dem Lkw zum Einsatzort. Dies erlaubt maximale Flexibilität. In Japan hat dagegen schnellste Wiederinbetriebnahme nach Instandhaltungen Priorität, Kunden ordern daher Hochleistungsmaschinen. CO2-Reduktion hat speziell in Europa hohen Stellenwert. Mit Hybridmaschinen Oberleitungsstrom statt Diesel zu nutzen, ist zum Wohle von Mitarbeitern und Anrainern auch deutlich leiser, zumal an Bahnstrecken aus Verfügbarkeitsgründen oft nachts gearbeitet wird. In Tunneln wie auf der Koralmstrecke nutze man zudem auch bereits mit Batterietechnik betriebene Maschinen, berichtet Antony.

Meilensteine und Weltrekorde

Neben Optimierung der Verfügbarkeit steht bei der Entwicklung digitaler Mess- und Assistenzsysteme für Bau und Wartung auch der Sicherheitsaspekt im Blickpunkt: „Es geht bei Automatisierung auch um die Reduktion der Zahl von Mitarbeitern in Gefahrenbereichen. Mit Assistenzsystemen identifizieren Stopfmaschinen per Laserscanner und KI selbst Objekte. Ziel ist, nur mehr einen Bediener auf der Maschine als ‚Supervisor‘ zu benötigen.“

Automatisierung voranzutreiben, um Baustellen schneller abzuwickeln und Sperren für Instandhaltungen zu minimieren, war bei Plasser & Theurer schon lange vor den Möglichkeiten von KI bestimmendes Mindset bei Innovationen. „Dabei kamen ab den 1970er-Jahren erste Sensoren zum Einsatz“, erzählt Antony und zollt seinen Vorgängern im Unternehmen Anerkennung und Respekt: „Viele Lösungen sind echte Meisterwerke der Ingenieurskunst.“

Was auch für den allerersten Meilenstein gilt, den das Unternehmen noch in den 1950er-Jahren setzte: den Einsatz von Hydraulik in Stopfaggregaten. Damit begannen Exporterfolge und die Internationalisierung des Unternehmens zum Weltmarktführer mit globalen Service-, Reparatur- und Ersatzteilstützpunkten und einer Exportquote von 93 Prozent.

Ziel der Forschung ist, weiterhin neue Standards im Gleisbau auf Schotter zu setzen, ob mittels Digitalisierung, mit den erwähnten Assistenzsystemen oder auch durch Weiterentwicklung der Schlüsseltechnologie dynamischer Gleisstabilisator (DSG) mittels kontinuierlicher Datenerfassung. Schon bislang war der DSG Voraussetzung für die Herstellung der Gleisgeometrie bei diversen Weltrekordfahrten und für die Realisierung von Hochgeschwindigkeitsnetzen für TGV, ICE oder Shinkansen.

„Es braucht Zeit, sich in die Komplexität der Welt des Eisenbahnfahrwegs und das Zusammenspiel vieler Komponenten reinzudenken“, erklärt Antony. Daher  gebe es auch wenig Fluktuation und häufig sehr lange Betriebszugehörigkeit.

Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 07. 11. 2025 erschienen.

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