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KSV1870 Insolvenzstatistik: Unternehmenspleiten steigen weiter

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Aktualisiert
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3 min

Schon 2022 war ein schwieriges Jahr: Fast 50.000 Unternehmen wurden in Österreich geschlossen, 4770 mussten Insolvenz anmelden. 2023 steigt die Zahl der Insolvenzen und Geschäftsaufgaben weiter.

©Getty Images/iStockphoto
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Die neue Insolvenzstatistik des Kreditschutzverband KSV1870 zeigt, dass die Firmenpleiten im Land weiter zunehmen. Besonders betroffen sind die Branchen Handel, Bauwirtschaft sowie Gastronomie und Beherbergung.

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In den ersten drei Quartalen haben sich heuer rund 3.900 Firmen für zahlungsunfähig erklärt. Das sind fast zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, aber nur um 2,6 Prozent mehr als im Vorkrisenjahr 2019. Gleichzeitig seien die mangels Kostendeckung nicht eröffneten Insolvenzen um 6,4 Prozent auf über 1.500 Pleiten gestiegen. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stieg im Jahresvergleich um 80 Prozent auf 18.400 Personen und jene der betroffenen Gläubiger um 44 Prozent auf 31.400 Geschädigte.

Laut vorläufigen Hochrechnungen des KSV1870 haben sich die Passiva im Vergleich zum Vorjahr um 24,6 Prozent auf rund 1,9 Mrd. Euro erhöht. Diese Entwicklung sei vor allem auf die bisher größten Insolvenzen des Jahres zurückzuführen. Neben dem Möbelhändler Kika/Leiner (132 Mio. Euro Passiva) sind das mit der KSR Group, einem Händler von Zweirädern und Quads, (80 Mio. Euro) und der Sport 2000-Genossenschaft Zentrasport Österreich (rund 69 Mio. Euro) zwei weitere Handelsunternehmen.

Schwierige Branchen

Drei Branchen sind laut dem Gläubigerschutzverband nach wie vor die "Insolvenztreiber des Landes": Handel (737 Pleiten, +12 Prozent), Bauwirtschaft (650 Pleiten, +13 Prozent) und der Bereich Gastronomie und Beherbergung (507 Pleiten, +19 Prozent). Zwar verzeichne das Gastgewerbe unter diesen drei Branchen derzeit den größten Zuwachs, doch vor allem das Baugewerbe gerate zunehmend unter Druck. Denn zu den ohnehin steigenden Insolvenzen komme eine stark rückläufige Auftragslage, heißt es vom KSV1870. Dies sei wiederum auf die schwierige Lage der Bauwirtschaft in Deutschland und auf die rückläufigen Baugenehmigungen in Österreich im Vergleich zu 2019 zurückzuführen.

Auch aufgrund der Entwicklungen in der Baubranche rechnet der KSV1870 bis Jahresende mit insgesamt 5.300 Unternehmensinsolvenzen und damit erstmals seit dem Vorkrisenjahr 2019 wieder mit mehr als 5.000 Pleiten. "Trotz der Entwicklungen im Handel und im Baugewerbe sehen wir aus heutiger Sicht weiterhin keine Insolvenzwelle auf Österreich zukommen", merkte Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz, an.

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Unternehmensinsolvenzen in Österreich

© KSV1870

Auch Privatkonkurse steigen weiter

Die Privatkonkurse haben heuer in den ersten neun Monaten um 6,5 Prozent zugenommen, rund 6.600 Regulierungsverfahren wurden eröffnet. Die durchschnittliche Schuldenhöhe sank jedoch von knapp 111.000 Euro auf rund 104.000 Euro pro Schuldner.

Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern verlief zum Teil sehr unterschiedlich. Während in Vorarlberg das Plus mit 41 Prozent in den ersten drei Quartalen am deutlichsten ausfiel, gab es in der Steiermark einen Rückgang von 8,1 Prozent. Nach absoluten Zahlen liegt Wien mit über 2.100 Fällen und einem Plus von 5,2 Prozent weiterhin klar an der Spitze.

Der KSV1870 rechnet heuer mit insgesamt rund 8.800 Privatkonkursen. Damit würden gegenüber dem Vorjahr 2022 um etwa 600 Fälle mehr in der heimischen Insolvenzstatistik aufscheinen. Das Vorkrisenniveau aus dem Jahr 2019 mit rund 9.500 eröffneten Privatkonkursen wäre damit jedoch weiterhin nicht erreicht.

"Die finanzielle Situation der Privaten spitzt sich weiter zu, und auch wenn die Menschen mit ihrem Geld in Krisenzeiten bewusster umgehen, wird es wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis die Zahl der Privatkonkurse deutlich in die Höhe schnellt", erwartet Götze.

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Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen 2012-2022

© KSV1870
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