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BCG-Experte: „Werden 2026 einen Quantenvorteil sehen“

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Quantenforschung an der Universität Wien

©APA/Helmut Fohringer
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Die EU-Kommission will Europa mit einer neuen Strategie im globalen Wettlauf um Quantentechnologien voranbringen. Der amerikanische BCG-Experte Matt Langione über die europäischen Chancen bei dieser Technologie.

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trend: Beim Thema Quantencomputer gibt es einen Wettlauf um die globale Führung. Wie beurteilen Sie die aktuelle Position der USA?

Matt Langione: Wir erwarten, dass Quantencomputing weltweit bis 2040 einen wirtschaftlichen Wert von 450 bis 850 Milliarden Dollar für Endnutzer schaffen kann. Somit handelt es sich um eine Technologie, an der jedes Land großes Interesse hat. Die USA verfolgen das Thema schon sehr lange, bereits in den 80er-Jahren gab es rund um IBM und das MIT erste Initiativen. Und auch auf Universitätsebene wurde früh in die Technologie investiert.

trend: Und wie sieht es in Sachen Risikokapital und Förderungen heute aus?

Die Führungsrolle der USA resultiert auch aus den enormen privaten Investitionen in die neue Technologie. Neben den großen Tech-Playern, allen voran IBM und Google, fließen pro Jahr rund ein bis zwei Milliarden Dollar an Venture Capital in das Quantenthema. Bei den öffentlichen Förderungen hingegen liegt Europa und auch China definitiv nicht hinter den USA zurück (mehr zur neuen Quantenstrategie der Europäischen Kommission).

trend: Können Sie das näher erklären?

Europa hat großartige staatliche Förderungen wie das EU-Programm „Flaggschiff der Quantentechnologien“, das mit mindestens einer Milliarde Euro für einen Zeitraum von zehn Jahren dotiert ist. Deutschland, Frankreich, Großbritannien haben eigene Initiativen. Fünf der zehn weltweit am häufigsten zitierten Forschungseinrichtungen im Quantenbereich kommen zudem aus Europa. Die Führungsrolle der USA ist hier also weit weniger ausgeprägt als bei anderen Technologien wie KI.

trend: Welche Bedeutung misst die Trump-Administration dem Thema bei?

Es zeichnet sich ab, dass die Ausgaben für öffentliche Forschung und Entwicklung im Vergleich zur Biden-Administration zurückgehen. Aber laut republikanischem Haushaltsplan trifft es Themen wie Clean Energy. Quantencomputing, AI und Kernfusion bleiben jedoch außen vor. Somit kann man sagen: Quantencomputing stellt für die Trump-Administration eine priorisierte Technologie dar.

trend: Wie groß ist das Interesse aufseiten der Unternehmen?

In den USA gibt es eine enorme Anzahl an Firmen, die in Proofs of Concept und in Use Cases rund um das Quantenthema investiert. Mittlerweile sind es über 100 der Fortune-500Liste. Fast immer in Partnerschaften mit Tech-Providern wie IBM forcieren sie ihre Fähigkeiten und Kompetenzen mit dem Ziel, „ready to go“ zu sein, wenn Quantencomputing reifer wird. Die Finanzindustrie und speziell JPMorgan Chase gehört zu den Vorreitern.

trend: Und wann wird die Technologie in der Wirtschaft echten Mehrwert schaffen?

Einige Unternehmen sind komplett zuversichtlich, dass wir innerhalb eines Jahres einen Quantenvorteil sehen werden, also einen mit einem Quantencomputer generierten Geschäftswert, der über dem liegt, was mit ­einem klassischen Computer möglich ist. Das wirft die Frage auf: Besteht dieser Mehrwert in zehn neuen Medikamenten oder ist er Hunderte Milliarden Dollar schwer? Ich weiß es nicht. Ich glaube aber, dass es bis 2028/29 Themen von großem geschäftlichem Wert geben wird, die Quantencomputer erfolgreicher angehen können.

Zur Person

Das Interview ist im trend.PREMIUM vom 8. Juni 2025 erschienen.

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