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ÖGVS-Test: Anlageberatung in der Filiale

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Geht’s um größere Summen, vertrauen noch immer viele – nicht nur ältere – Menschen auf die Kompetenz erfahrener Berater:innen in den Filialen, und lassen sich persönlich vor Ort beraten.

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Wie vermehren Anlageberater:innen überregional tätiger Banken 50.000 Euro? ÖGVS hat getestet, wie gut sie beraten und welche Wege zwischen Risiko und Rendite sie wählen.

Wie eine persönliche, individuelle Anlageberatung heute aussieht, hat sich die Gesellschaft für Verbraucherstudien, ÖGVS, im Zeitraum März bis Juni angesehen und Testteams ausgeschickt. Am Prüfstand waren sechs Bankinstitute, die überregional präsent sind und zentral geführt werden: konkret Bank Austria, Bawag, BKS Bank, Erste Bank, Oberbank und VKB.

Atmosphäre: Einladend und offensichtlich bemüht

Alle Institute hinterließen einen guten Eindruck bei Ambiente und Service. Die vereinbarten Termine wurden pünktlich eingehalten, die Testkund:innen in einem abgeschirmten Bereich diskret beraten, und das in einer freundlichen und zuvorkommenden Gesprächsatmosphäre. Diese soften Aspekte des verdeckten Tests gaben kaum Anlass zu Beanstandungen. Institute bemühen sich tatsächlich sehr um jene Kund:innen, die noch in die Filialen kommen.

Beratung: Ausführlich und großteils positiv

In der Schlüsselwertung Beratung offenbarten sich da und dort Schwächen, und das bereits bei der Bestandsaufnahme, also der Ermittlung der jeweiligen Finanzsituation. „Knapp die Hälfte der Berater:innen fragte im Gespräch nicht nach Einkommensverhältnissen, Vermögen und Schulden“, schildert ÖGVS-Projektleiterin. „Die Ermittlung der finanziellen Verhältnisse ist laut Wertpapieraufsichtsgesetz aber verpflichtend und natürlich auch notwendig, um angemessen beraten zu können.“ Immerhin: „Fragen nach den Zielen und der Risikobereitschaft wurden in fast allen Fällen gestellt.“

Im Umfang waren die Beratungen „zu weiten Teilen positiv“, so Berger. Ebenfalls in fast jedem Erstgespräch wurden konkrete Produkte vorgeschlagen, ausführlich und verständlich erläutert, auch hinsichtlich der Risken. Zurückhaltender zeigten sich die Berater:innen bei konkreten Empfehlungen, auch dahingehend, wie der Betrag aufgeteilt werden könnte: „Stattdessen wurde diese Entscheidung oftmals den Testkund:innen, die sich allerdings als betont unerfahren ausgegeben hatten, überlassen“, so Berger.

Überrascht waren die anonymen Tester:innen, dass einige wenige Berater:innen auf das Anlageszenario – mehr Rendite als am Tages- oder Festgeldkonto bei geringer Risikobereitschaft – tatsächlich Produkte empfahlen, die eindeutig riskanter gewesen wären: „Einige Berater:innen schlugen etwa Mischfonds mit einem hohen Aktien- oder Rohstoffanteil oder gar reine Aktienfonds vor“, wundert sich Berger.

Transparenz bei Nebenkosten ausbaufähig

In der Kategorie Transparenz schließlich wurde die Dokumentation bewertet, wie detailliert und ausführlich auf anfallende Kosten hingewiesen wurde. „Das Wertpapieraufsichtsgesetz verpflichtet Banken, vor der Durchführung des Geschäfts zu dokumentieren, inwiefern das vorgeschlagene Produkt für die Kund:innen geeignet ist. Diese Erklärung fehlte aber zumindest im Rahmen der Beratungsgespräche noch bei rund 90 Prozent der Banken“, berichtet die Projektleiterin. Aufgefallen war den Tester:innen auch, dass nicht immer über die vollständigen Kosten der Produkte wie etwa Depotgebühren oder Ausgabeaufschläge informiert wurde.

Unterm Strich ist die Bilanz aber sehr erfreulich. Gut abgeschnitten haben alle sechs Institute: Die Oberbank setzte sich mit Stockerlplätzen in allen Kategorien und einer Gesamtnote von 1,9 doch vom Rest ab, und holte sich wie bereits vor zwei Jahren den Testsieg. Auf den Plätzen landete die VKB, die sich beim Service besonders stark präsentierte, knapp gefolgt von der Bank Austria, die höchste Transparenz zeigte.


Die ausführlichen Testergebnisse mit allen Details sind gegen 1.640 Euro zuzüglich USt. unter info@qualitaetstest.at erhältlich.

Der Artikel ist in der trend.EDITION am 8. August 2025 erschienen.

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