
Das Verhandlungsteam der Gewerkschaften rund um Robert Binder (PRO-GE) und Mario Ferrari (GPA) wollen schnell zu einem Abschluss kommen.
©APA/MAX SLOVENCIKDie Gewerkschaften wollen keine Nullrunde akzeptieren, die Unternehmer wiederum keine vollständige Anpassung an die Inflation. Beide Seiten streben einen zügigen Abschluss an.
Die Herbstlohnrunden haben heute traditionell mit den Metallern begonnen. Zwar betonen sowohl Arbeitnehmer- als auch Arbeitgebervertreter, dass sie einen raschen Abschluss anstreben, doch bis Redaktionsschluss lagen noch keine konkreten Ergebnisse vor.
„Wenn wir ein entsprechendes Angebot erhalten, das wir mit unserem Verhandlungsteam besprechen können, dann ist durchaus ein schneller Abschluss möglich“, erklärte Reinhold Binder von der Gewerkschaft PRO-GE. Auch Christian Knill, Obmann der Metalltechnischen Industrie, zeigte sich zuversichtlich, dass die Verhandlungen noch heute zu einem Abschluss samt vernünftiger Lösung führen könnten.
Gewerkschafter ohne konkrete Forderungen
Eine Nulllohnrunde – also Tarifverhandlungen ohne Gehaltserhöhung – schließt die Gewerkschaft angesichts der weiterhin hohen Inflation kategorisch aus. Am ersten Verhandlungstag sei man vonseiten der Unternehmer jedoch „nicht mit direkten Nullohnrunden konfrontiert worden“, erklärte Gewerkschafter Reinhold Binder. Um Kaufkraft und Nachfrage zu sichern, fordert die Gewerkschaft ein Gehaltsplus. Wie hoch dieses ausfallen soll, gaben die Arbeitnehmervertreter im Vorfeld allerdings nicht bekannt – eine ungewöhnliche Strategie.
Denn: In den vergangenen Jahren hatte die Gewerkschaft die Gespräche stets mit einer klaren Forderung eröffnet. Der Strategiewechsel ist auf die schwierige wirtschaftliche Lage in der Metallindustrie zurückzuführen: steigende Kosten und ein Stellenabbau, der laut Arbeitgeber-Chefverhandler Christian Knill bereits rund 10.000 Beschäftigte betroffen hat. „Die wirtschaftliche Lage in der Metallindustrie sehen wir als besonders angespannt“, resümierte auch Binder.
Nach den Wirtschaftsgesprächen, die am frühen Nachmittag endeten, betonte er, man wolle die Zukunft vernünftig, planbar und sicher mitgestalten. Die eigentlichen Lohnverhandlungen starteten heute um 14 Uhr.
Unternehmer wollen Abschluss unter der Inflationsrate
„Wir haben mehr als 20 Prozent an Produktionsleistung verloren“, sagte Christian Knill. „Unser Standort ist zu teuer, und daher gehen wir stark davon aus, dass es heuer in den Verhandlungen um die Wettbewerbsfähigkeit geht – und damit auch um Zurückhaltung bei Löhnen und Gehältern.“ Knill strebt deshalb einen Abschluss unter der Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 2,8 Prozent an. Stattdessen will er sich am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent orientieren.
Für rund 190.000 Beschäftigte verhandeln PRO-GE-Bundesvorsitzender Reinhold Binder und GPA-Bundesgeschäftsführer Mario Ferrari mit dem Fachverband Metalltechnische Industrie. Indirekt hängen an der Branche bis zu 300.000 Arbeitsplätze. In der letzten Lohnrunde für 2025 wurden die Metaller-Kollektivverträge um 4,8 Prozent erhöht und lagen damit leicht über der damaligen Inflationsrate.


Die Metallerabschlüsse haben sich seit 2018 stark - aber nicht nur - an der Inflation orientiert.
Auch Eisenbahner verhandeln
So wie die Metaller haben auch die Eisenbahner heute ihre KV-Verhandlungen für rund 55.000 Beschäftigte in 92 Unternehmen aufgenommen. Die zuständige Gewerkschaft Vida hat bereits erklärt, dass sie keine Reallohnverluste akzeptieren will.