
Der ehemalige IHS-Chef und Wirtschafts- und Arbeitsminister trat heute sein Amt als oberster Notenbanker des Landes an.
In der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hat am Montag ein neues Kapitel begonnen: Martin Kocher, Ex-IHS-Chef und bis vor kurzem ÖVP-Wirtschafts- und Arbeitsminister, trat sein Amt als neuer Gouverneur und damit oberster Notenbanker des Landes an. Er übernahm das Zepter von Robert Holzmann, der sechs Jahre an der Spitze der Nationalbank stand. In der damit einhergehenden Funktion als Ratsmitglied der EZB wird Kocher künftig über die Geldpolitik im Euroraum mitentscheiden.
Das neue Direktorium besteht außerdem aus Vize-Gouverneurin Edeltraud Stiftinger (seit 1. Dezember 2024), Direktor Thomas Steiner (seit 1. Mai 2025 in seiner zweiten Funktionsperiode) und Direktor Josef Meichenitsch (seit 11. Juli 2025).
Schon am 11. September bestreitet der Ökonom, der den Posten einst als „Traumjob“ bezeichnete, in der Europäischen Zentralbank seine erste Ratssitzung. Dabei steht auch die nächste Zinsentscheidung an. Nach einer Serie von sieben Zinssenkungen in Folge hatte die EZB unlängst die Pausetaste gedrückt und ihren Einlagensatz bei 2,0 Prozent belassen.
Kocher übernimmt den hochdotierten Spitzenjob inmitten einer wirtschaftlich schwierigen Situation für das Land. Die Inflation ist deutlich höher als im Eurozonen-Schnitt, das Budgetdefizit ist groß und die Konjunktur strauchelt. Darüber hinaus sorgt der Handelskonflikt in den USA für Unsicherheiten - die auch die EZB bei der Bestimmung ihres geldpolitischen Kurses zu berücksichtigen hat.
Kocher will weder „Falke“ noch „Taube“ sein
In welche Richtung er geldpolitisch tendiert, wollte Kocher vor Amtsantritt nicht verraten. Er sei aber weder „Falke“, also Anhänger einer straffen Geldpolitik, noch „Taube“, also Befürworter einer expansiven Geldpolitik mit niedrigen Zinsen und billigem Geld für die Wirtschaft. Statt um die Zuordnung zu einem Lager im EZB-Rat gehe es ihm vor allem darum, „Fakten sprechen zu lassen, es geht darum im richtigen Zeitpunkt den richtigen Zug zu machen“, sagte Kocher unlängst gegenüber dem ORF-Radio. Die Zeiten, wo man die Einordnung zwischen den beiden Fraktionen vornehme, seien vorbei. Zudem warnte Kocher davor, die Geldpolitik zu stark zu vereinfachen.
(trend/APA)