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Bio Austria droht Mitbewerber mit Wettbewerbsklagen

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Erntezank statt Erntedank - Österreichs größter Biobauernverband Bio Austria übermittelt Klagsdrohungen an die expansiven deutschen Kollegen von Naturland.

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Der größte deutsche Biobauernverband Naturland darf neuerdings das österreichische AMA-Gütesiegel verwenden. Nun eskaliert der Streit mit den heimischen Kollegen von Bio Austria.

Der größte heimische Biobauernverband Bio Austria (BA) reagiert immer nervöser auf die Aktivitäten des deutschen Mitbewerbers Naturland in Österreich. Nach jüngst medial ventilierten Vorwürfen über mangelnde Qualitätskontrolle droht Bio-Austria-Chefin Barbara Riegler nun per Brief an Naturland-Chef Hubert Heigl mit Klagen bei den Wettbewerbsbehörden. Naturland erfülle aus ihrer Sicht „mehrere Tatbestände des Marktmissbrauches“, heißt es in dem Schreiben, etwa durch die „Behinderung von BA-Mitgliedern durch Benachteiligung im Wettbewerb“ und eine „gezielte Behinderung von Wettbewerbern“.

Tatsächlich ist Naturland seit kurzem auch diesseits der Grenze auf der Suche nach Bioware für den boomenden deutschen Markt. Seit Jahresbeginn versucht man, eigene Vereinsstrukturen in Österreich aufzubauen, und wirbt unter den Landwirten um Mitglieder. Nicht ganz erfolglos: Über 3.000 österreichische Betriebe sollen sich Naturland schon angeschlossen haben. Der größte deutsche Bioverband ist nun zusätzlich dazu übergegangen, auch Bioware von österreichischen Nicht-Mitglieds-Landwirten zur Vermarktung zu übernehmen, die sonst exklusiv an die Supermärkte Billa oder Hofer liefern. Bio Austria hatte im Business mit den Handelsmarken der Supermärkte bisher nichts mitzureden und fühlt sich dennoch – oder gerade deswegen – ausgebremst: Wegen der „selektiven Öffnung des Naturland-Absatzsystems für Ja!Natürlich und Zurück zum Ursprung“ behalte man sich vor, „die Wettbewerbsbehörden einzuschalten“, heißt es in dem Schreiben wörtlich weiter.

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Bio-Austria-Chefin Barbara Riegler ortet „Marktmissbrauch“ bei den Kollegen von Naturland aus Deutschland und droht mit der Einschaltung der Wettbewerbsbehörden.

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Bei Naturland zeigt man sich erstaunt über die Drohung, wollte das Schreiben aber weiter nicht kommentieren, um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Denn grundsätzlich ist man ganz zufrieden mit dem bisher in Österreich Erreichten. Man punktet bei den Bauern vor allem mit der direkten Absatzschiene in den großen deutschen Markt (Aldi), mit höheren Vergütungen für die Lieferanten und stabil wachsender Nachfrage. Die Akzeptanz in Österreich nimmt zu, alleine in den vergangenen Wochen seien an die 100 neue Betriebe dazu gestoßen. Milch, Milchprodukte und Geflügel, so hört man, werden in Deutschland mittlerweile beinahe ausschließlich von Naturland vermarktet. Vor allem aber: Sogar die staatliche Agrarmarketingstelle AMA-Markting habe mit Naturland bereits eine Vereinbarung über die Verwendung des AMA-Gütesiegels abgeschlossen – ein kleiner Ritterschlag in Österreichs Landwirtschaft.

Umgekehrt hat eine verstärkte Abwanderung von Mitgliedsbetrieben für Bio Austria mit einer Art Alleinvertretungsanspruch natürlich auch finanzielle Tangenten. Man verliert nicht nur Mitgliedsbeiträge, sondern auch Einnahmen aus der obligaten internen Qualitätskontrolle (Öko-Prüf GmbH) und Lizenzierungsprovisionen beim ohnehin umstrittenen internationalen Handel mit Bioware. Der Vertrauensverlust sorgt weiters dafür, dass etwa Futtermittelbetriebe sich weigern, neue Vermarktungsverträge mit Bio Austria abzuschließen. Letztlich geht es auch um einen Fixbetrag an öffentlichen Bio-Fördermittel, der auf mehrere Verbände aufgeteilt werden muss, wenn diese Marktanteile gewinnen.

Ob man nun tatsächlich die Wettbewerbsbehörden einschalten will, lässt Bio-Austria-Chefin Barbara Riegler auf trend-Anfrage noch offen.

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