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KSV1870: Frauenanteil an Firmengründungen sinkt

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Der Frauenanteil an Unternehmensgründungen tritt auf der Stelle. Auch in den Topetagen von Unternehmen stagniert der Anteil von Frauen.

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Der Anteil von Frauen im Top-Management von Unternehmen stagniert ebenso. Der Behindertenverband kritisiert Hürden für Frauen mit Einschränkungen. Fast jede zweite Unternehmerin ist laut WKÖ auch Mutter.

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Wien. Nur ein Viertel der neu aus der Taufe gehobenen und im Firmenbuch eingetragenen Unternehmen wird von Frauen oder von Frauen gemeinsam mit Männern gegründet. Vor vier Jahren lag der Frauenanteil mit 26 Prozent noch eine Spur höher.

Parallel dazu stagniert der Anteil an weiblichen Führungskräften, rechnete heute der KSV1870 vor. Sein Fazit: "Ein Zuwachs an weiblichen Entscheidungsträgern in leitenden oder besitzenden Funktionen ist weiterhin nicht erkennbar."

Zu den protokollierten Firmen kommen noch die nicht im Firmenbuch eingetragenen Einzelunternehmen, hier ist der Frauenanteil in den vergangenen fünf Jahren von 47 auf 46 Prozent gesunken. Ein geringes Plus zeigt sich bei den Aufsichtsrätinnen von Konzernen - sie sind von 19 auf 23 Prozent gestiegen.

Viele Lippenbekenntnisse

"Es wird viel geredet, operativ scheint aber alles beim Alten zu bleiben", so KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral am Mittwoch in einer Aussendung. Er rechnete vor: Im vergangenen Jahr wurden in Österreich rund 70.000 (plus 10.000 gegenüber 2019) neue Unternehmen gegründet. Zwölf Prozent (2019: Elf Prozent) wurden ausschließlich von Frauen gegründet, weitere 13 Prozent (2019: 15 Prozent) von Frauen und Männern gemeinsam. Bei den nicht protokollierten Einzelunternehmen gab es im Vorjahr 46 Prozent Gründerinnen-Anteil, 2019 waren es noch 47 Prozent.

Auch der Anteil an Frauen in den obersten Hierarchieebenen sei zuletzt ähnlich niedrig ausgefallen ist wie im Jahr 2019 - und eine Verbesserung nicht erkennbar. Im Bereich der protokollierten Unternehmen waren am Ende des Vorjahres 21 Prozent (2019: 20 Prozent) der leitenden und 26 Prozent (2019: 27 Prozent) der besitzenden Funktionen mit Frauen besetzt, so der KSV. Sowohl 2019 als auch im Vorjahr seien lediglich 15 Prozent der Geschäftsführerposten mit Frauen besetzt gewesen.

"Über die Gründe liegen uns keine Informationen vor, aber was ich sehr wohl höre, ist, dass gerade Frauen mit Kindern von einem inner- und außerfamiliären Supportsystem abhängig sind. Weist es Lücken auf, werden Frauen schnell ausgebremst", erklärte Vybiral.

Die WKÖ hat eine andere Rechnung

WKÖ-Vizepräsidentin Martha Schultz rechnete heute in einer Aussendung etwas anders: "Noch nie wurden so viele Einzelunternehmen von Frauen gegründet. Die Zahl der weiblichen Gründerinnen liegt aktuell bei 44,5 Prozent, im Jahr 2023 wurden 13.288 Einzelunternehmen gegründet, das ist ein Plus von 5,3 Prozent. Mehr als ein Drittel der Unternehmen werden von einer Frau geleitet."

Fast jede zweite Unternehmerin sei auch Mutter. "Wir wissen, dass es leider meist immer noch die Frauen sind, die den schwierigen Drahtseilakt zwischen Familie und Beruf meistern müssen. Hier muss endlich etwas weitergehen: einerseits beim Aufbrechen verkrusteter Rollenbilder, andererseits mit konkreten Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit", betonte Schultz. Die Wirtschaftskammer Wien meinte dazu, kein Wirtschaftsbereich könne es sich erlauben, auf weibliche Expertise zu verzichten.

Der Bundesverband für Menschen mit Behinderung (ÖZIV) kritisierte, dass für Frauen mit Behinderungen ein gleichberechtigter Zugang zum Arbeitsmarkt noch in weiter Ferne ist. Er fordert: "Inklusive Arbeitszeitmodelle, den Fokus auf Talente und Fähigkeiten anstatt auf die Behinderung richten." Bei Arbeitsplatzverlust sei der Wiedereinstieg oft ein schwieriges Unterfangen. Langzeitarbeitslosigkeit und ein Abrutschen in die Armutsfalle seien bei vielen damit vorprogrammiert.

Laut einer Integral-Umfrage (Sample: 1.000 Online-Interviews) im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen gibt es bei der Veranlagung noch veraltete Rollenbilder bei Mann und Frau - und nur ein Drittel der Frauen sorge für das Alter vor. Sorgen bei den unter 30-Jährigen noch mehr Frauen (31 Prozent) als Männer (19 Prozent) für das Alter mit einer Pensionsvorsorge vor, ändert sich dieses Verhältnis bei den 30 bis 49-Jährigen eklatant. Hier sorgen deutlich mehr Männer (44 Prozent) vor, während die Zahl der Frauen mit 29 Prozent sogar sinkt, so die Finanzinstitute.

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