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Frauen verdienen brutto pro Stunde ein Fünftel weniger

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In Österreich beläuft sich der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen auf 18,4 Prozent.

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Der Gender Pay Gap beläuft sich in Österreich laut Statistik Austria auf 18,4 Prozent. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen ist im EU-Vergleich hoch, allerdings auch aufgrund einer hohen Teilzeitquote.

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Wien. Die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in der Privatwirtschaft haben sich in Österreich in den vergangenen Jahren zwar auf 18,4 Prozent verringert - im EU-Vergleich ist Österreich aber laut Statistik Austria hinter Estland das Land mit dem zweitgrößten Gender Pay Gap. Höher als im EU-Schnitt ist hierzulande die Erwerbsbeteiligung von Frauen (70 Prozent) - gleiches gilt aber auch für deren Teilzeitquote (50,7 Prozent).

Für den Gender Pay Gap werden die durchschnittlichen Bruttostundenverdienste von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft verglichen. In Österreich ist dieser zwischen 2012 und 2022 von 22,9 Prozent auf 18,4 Prozent gesunken. Im EU-Durchschnitt ging er im gleichen Zeitraum von 16,4 auf 12,7 Prozent zurück. Zum Vergleich: Am höchsten ist der Gender Pay Gap in Estland (21,3 Prozent), knapp hinter Österreich liegen Tschechien, Deutschland, die Slowakei, Ungarn und Lettland mit Werten jeweils über 17 Prozent. Am anderen Ende verdienen in Luxemburg Männer und Frauen praktisch gleich viel - hier schlägt der Lohnunterschied sogar minimal zugunsten der Frauen aus (minus 0,7 Prozent). Ebenfalls geringe Unterschiede von nur fünf Prozent oder weniger gibt es in Italien, Rumänien und Belgien.

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Gleichzeitig bedeutet aber ein geringer Gender Pay Gap nicht unbedingt eine bessere Einbindung von Frauen am Arbeitsmarkt. So gibt es etwa in Italien trotz des geringen Lohnunterschieds die geringste Erwerbstätigenquote bei den Frauen (51,1 Prozent) - die Statistik Austria erklärt dies damit, dass dort weniger gering qualifizierte Frauen im Erwerbsleben stehen. Dadurch falle dann auch der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern insgesamt kleiner aus.

Allerdings gibt es auch durchaus Staaten mit hoher Frauen-Erwerbsquote (74,7 Prozent) und trotzdem unterdurchschnittlichem Gender Pay Gap (11,1 Prozent) wie etwa Schweden.

Die hohe Lohndifferenz in Österreich kann laut Statistik Austria (basierend auf Daten von 2018) zu rund einem Drittel erklärt werden, der Rest bleibe unerklärt. Faktoren sind, dass Frauen öfter in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten. Unterschiede in der Arbeitszeit sind durch die Verwendung von Stundenverdiensten zwar grundsätzlich bereits berücksichtigt - Teilzeit wird im Schnitt aber auch pro Stunde geringer entlohnt, was Frauen stärker betrifft als Männer. Zudem sind Frauen durchschnittlich kürzer im Unternehmen beschäftigt. Keine Rolle spielt dagegen die Ausbildung - im Gegenteil: Ginge es nach dieser, müssten Frauen mehr verdienen als Männer.

Die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen lag in Österreich 2022 mit 70 Prozent (Männer 78 Prozent) über dem EU Durchschnitt von 64,9 Prozent (Männer 74,7 Prozent). Bei der Teilzeitbeschäftigung der Frauen wies Österreich einen Anteil von 50,7 Prozent (Männer 12,6 Prozent) auf - das heißt, dass mehr als die Hälfte der Frauen Teilzeit arbeiten. Das ist der zweithöchste Wert nach den Niederlanden (64,1 Prozent) und deutlich über dem EU-Durchschnitt von 29,1 Prozent.

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