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Auf Wochensicht verbuchten die wichtigsten Indizes an der Wall Street damit klare Rückgänge von jeweils mehr als zwei Prozent. Am Donnerstag hatten die Indizes trotz Sorgen wegen des steigenden US-Staatsdefizits durch Steuersenkungspläne der Regierung wenig verändert geschlossen. Vor dem Wochenende rückte nun die Drohung von US-Präsident Donald Trump in den Fokus, Produkte aus der EU mit Strafzöllen in Höhe von 50 Prozent zu belegen. Diese sollten am 1. Juni in Kraft treten, schrieb der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Denn die laufenden Verhandlungen führten zu nichts.
Anleger sahen sich zwar in ersten Reaktionen an das "Zollgewitter" von Anfang April erinnert, als Trump die ganze Welt mit hohen Abgaben auf Einfuhren in die USA schockiert hatte. Viele davon setzte er später aber vorübergehend wieder aus. Darauf hoffen die Märkte mit Blick auf die neuen Drohungen offenbar ebenfalls, wenn man die diesmal moderatere Kursreaktion betrachtet. Nach einem Abkommen mit Großbritannien hatte zuletzt auch Hoffnung gemacht, dass die USA mit China eine vorübergehende Regelung fand und ihre exorbitant hohen Strafzölle für chinesische Waren deutlich reduzierte.
Direkte Drohungen Trumps an den iPhone-Hersteller Apple, im Ausland hergestellte iPhones mit einem mindestens 25-prozentigen Strafzoll zu belegen, brockten dem Technologieriesen weitere Kursverluste von drei Prozent ein. Laut UBS-Analyst David Vogt würde ein solcher Strafzoll - mit Blick auf seine schon vorherigen Zollannahmen - das Konzernergebnis je Aktie aber nur wenig belasten.
Auch Papiere von Halbleiterunternehmen gerieten unter Abgabedruck. On Semiconductor, Texas Instruments und Intel verloren jeweils über zwei Prozent. Die Aktien des auf Chips für KI-Anwendungen spezialisierten Hersteller, Nvidia, sanken um 1,2 Prozent.
Für deutliche Kursausschläge sorgten Übernahmefantasien. Eine Kreisemeldung der Nachrichtenagentur Bloomberg über den möglichen Kauf von Informatica durch den Softwareriesen Salesforce ließen die Aktien des Anbieters von Datenintegrationssoftware um gut 17 Prozent nach oben schnellen. Für Salesforce ging es am Dow-Ende um 3,6 Prozent bergab.
Die Anteilseigner von US Steel konnten sich über einen Kurssprung von rund 21 Prozent freuen. Trump kündigte an, eine Partnerschaft des Stahlkonzerns mit Nippon Steel zu unterstützen. Zuvor hatte der US-Präsident - genauso wie Amtsvorgänger Joe Biden - eine Übernahme von US Steel durch die Japaner abgelehnt.
Abseits des Zollthemas sorgten einige Konzerne aus dem Softwarebereich für Gesprächsstoff. Bei Intuit fiel die Reaktion auf gute Zahlen und einen angehobenen Ausblick positiv aus: Die Titel gewannen als Nasdaq-Spitzenreiter mehr als acht Prozent.
Dagegen sackten die Papiere von Workday um mehr als zwölf Prozent ab. Die Zahlen fielen zwar ordentlich aus. Doch Karl Keirstead von der schweizerischen Bank UBS verwies darauf, dass die Erwartungen im Verlauf der Berichtssaison zuletzt deutlich anspruchsvoller geworden seien. "Vor einem Monat hätten diese Zahlen möglicherweise noch eine deutliche Erholungsrally nach sich gezogen", sagte der Analyst. Binnen eines Monats hatten die Workday-Aktien um gut 30 Prozent zugelegt.
NEW YORK - USA: FOTO: APA/APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/SPENCER PLATT