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Die Bewertung hängt vom Ausgang des Zollstreits zwischen den USA und China ab - die von Shein in die USA verschickten Waren unterliegen Zöllen von 30 Prozent.
Eigentlich hatte Shein an die New Yorker Börse gehen wollen, war dann aber auf London umgeschwenkt. Die Erstnotiz war für das erste Halbjahr geplant. Die britische Finanzmarktaufsicht FCA hatte im März bereits grünes Licht gegeben, unmittelbar darauf sei die chinesische Wertpapieraufsicht CSRC informiert worden. Doch deren kurzfristig erwartete Zustimmung blieb bisher aus, und der Informationsfluss aus der Behörde sei zäh, sagte einer der Insider. Die CSRC hat bei Börsengängen außerhalb Chinas praktisch freie Hand, ob sie sie genehmigt oder nicht.
Ein Listing in Hongkong würde den Plänen von Shein zuwiderlaufen, sich als globales Unternehmen darzustellen und sich Zugang zu westlichen Investoren zu verschaffen. Shein und die CSRC waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Die Hongkonger Börse erklärte, man nehme zu einzelnen Unternehmen keine Stellung. Kürzlich hatte sich Shein nach Informationen von Reuters bereits von den PR-Beratungsfirmen Brunswick und FGS Global getrennt, die das Unternehmen beim Gang an die Londoner Börse begleiten sollten.
Der von US-Präsident Donald Trump vom Zaun gebrochene Handelskrieg trifft Shein und sein Geschäftsmodell massiv. Vorher konnte das Unternehmen die meisten Waren direkt zollfrei aus den von 7.000 Zulieferern betriebenen Fabriken in China, Brasilien und der Türkei an seine Kunden in die USA schicken, wenn sie einen Wert von 800 Dollar (rund 700 Euro) unterschritten. Nun sind alle Lieferungen aus China mit 30 Prozent Zoll belegt. In der EU sind Sendungen mit einem Wert von unter 150 Euro zollfrei, doch auch dort sind Änderungen geplant. Vorwürfe, dass Shein Baumwolle aus der Uiguren-Region Xinjiang beziehe - und eine Klage von Aktivisten gegen den Börsengang in London, weil das Unternehmen von Zwangsarbeit profitiere - verstärkten zuletzt die Spannungen mit dem Westen.
Reuters hatte bereits im Februar berichtet, dass Shein bei der Bewertung Abstriche machen müsste. Beim Börsengang in London würden rund 50 Milliarden Dollar (44 Mrd. Euro) angepeilt, hieß es damals. Bei einer Finanzierungsrunde im Jahr 2023, als Shein 2 Mrd. Dollar von privaten Investoren aufnahm, waren es noch 66 Mrd. Dollar.