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Ende Oktober gingen die Wirtschaftsforscher des Wifo in ihrer Schnellschätzung nur von einem BIP-Plus im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal von 0,1 Prozent und gegenüber dem Vorjahr von 0,6 Prozent aus. Wifo-Konjunkturforscher Marcus Scheiblecker warnte angesichts der besseren Wirtschaftsdaten vor zu viel Optimismus. "Solange wir nicht die Nachfrage sehen, sind wir skeptisch", sagte Scheiblecker auf APA-Anfrage. Der Konsum in Österreich "schleiche dahin" und Export sowie Bau seien "rückläufig". Es sei aber "positiv, dass es der Industrie langsam besser" gehe, so der Wifo-Ökonom. Die Industriebetriebe würden derzeit ihre Lagerbestände ausweiten und nicht merklich mehr verkaufen.
Von einzelnen Branchen, vom Konsum privater Haushalte und vom Außenhandel seien weiterhin keine spürbar positiven Impulse ausgegangen, sagte Lenk am Donnerstag laut Mitteilung. Nach Wirtschaftsbereichen zeigte die Industrie (Herstellung von Waren inklusive Bergbau sowie Energie- und Wasserversorgung) erneut leichte Zuwächse von 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Deutlich kräftiger wuchsen das Wohnungswesen mit plus 1,8 Prozent sowie öffentliche Verwaltung, Bildungs- und Gesundheitswesen mit plus 0,7 Prozent. Dämpfend wirkten demgegenüber vor allem die Beherbergung und Gastronomie mit einem Rückgang von 0,9 Prozent sowie der Bau, der sein Minus von 0,5 Prozent prolongierte.
Von der Nachfrageseite kam vor allem vom Staat Unterstützung: Die Konsumausgaben der öffentlichen Hand erhöhten sich um 0,7 Prozent, während die Konsumausgaben der privaten Haushalte um 0,3 Prozent sanken. Insgesamt stagnierte der Konsum damit bei plus/minus 0,0 Prozent. Die Bruttoanlageinvestitionen gingen nach Zuwächsen im ersten Halbjahr um 0,1 Prozent zurück, was vor allem an den weiter schrumpfenden Wohnbauinvestitionen (minus 1,3 Prozent) lag. Gegenläufig entwickelten sich sonstige Bauinvestitionen (plus 0,7 Prozent) und Fahrzeuginvestitionen (plus 0,9 Prozent).
Zusätzlichen Rückenwind für das BIP brachte ein Aufbau der Lagerbestände. Belastet wurde die Entwicklung hingegen vom Außenhandel: Die Exporte sanken im 3. Quartal um 1,6 Prozent, die Importe gingen um 0,5 Prozent zurück. Laut Statistik Austria spiegeln diese gegenläufigen Impulse Unsicherheiten am Weltmarkt wider.
Auf dem Arbeitsmarkt zeigte sich ein gemischtes Bild. Das Arbeitnehmerentgelt zu laufenden Preisen stieg gegenüber dem 2. Quartal um 0,9 Prozent, gleichzeitig verringerte sich die Zahl der Beschäftigten insgesamt um 0,3 Prozent. Die unselbständig Beschäftigten lagen um 0,1 Prozent unter dem Vorquartal, die Zahl der Selbständigen sank um 1,5 Prozent. Die geleisteten Arbeitsstunden unselbständig Beschäftigter nahmen nach Rückgängen in der ersten Jahreshälfte wieder leicht um 0,3 Prozent zu.
Im Jahresabstand setzt sich damit der positive Trend fort: Nach einem Plus von 0,1 Prozent im ersten und 0,4 Prozent im zweiten Quartal 2025 lag das reale BIP im dritten Quartal um 0,9 Prozent höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Auch in der Vierteljahresbetrachtung zeigt sich eine allmähliche Belebung - von 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal über eine Stagnation im zweiten auf nunmehr 0,4 Prozent Zuwachs.
WIEN - ÖSTERREICH: FOTO: APA/GEORG HOCHMUTH