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"Die Schließungszahlen sind in allen Wirtschaftsbereichen alarmierend", sagt der deutsche Creditreform-Wirtschaftsforscher Patrik-Ludwig Hantzsch. "Vor allem die Industriebetriebe leiden unter den hohen Energiekosten in der Produktion, während der Wettbewerbsdruck durch ausländische Anbieter steigt."
In den energieintensiven deutschen Wirtschaftsbereichen wurden 1.050 Betriebsschließungen gezählt und damit um 26 Prozent mehr als 2023. Auch im Bereich "IT, Produktentwicklung, Umwelttechnik und Diagnostik" nahm die Zahl der Schließungen um etwa ein Viertel zu. ZEW-Forscherin Sandra Gottschalk weist darauf hin, dass dieser Wirtschaftsbereich eigentlich wachsen müsste, da er eine Zukunftsbranche sei.
Doch wegen eines gravierenden Fachkräftemangels konkurrierten deutsche Unternehmen um knappe Ressourcen. "Das führt dazu, dass nicht genug Aufträge angenommen werden können, um wirtschaftlich zu arbeiten." Auch in der deutschen Pharma- und Chemieindustrie war die Zahl der Schließungen ungewöhnlich hoch.
Bei den Schließungen geht es häufig um kleine, inhabergeführte Betriebe, in den vergangenen Jahren waren es aber auch immer mehr größere Unternehmen.
Mit Unternehmensschließung sind nicht nur Insolvenzen gemeint, sondern auch mehr oder minder freiwillige Geschäftsaufgaben - etwa wenn ein Firmeninhaber keinen Nachfolger findet, aber in den Ruhestand gehen möchte. Außerdem gibt es Fälle, in denen eine Firma zwar noch profitabel ist, die langfristige Perspektive aber düster. Hinzu kommen Todes- oder Krankheitsfälle, was eine Fortführung der Geschäfte unmöglich macht.
Das deutsche Statistische Bundesamt hatte sich im Februar zu dem Thema ebenfalls zu Wort gemeldet. Den Statistikern zufolge wurden in Deutschland im vergangenen Jahr mehr Betriebe gegründet als aufgegeben. Allerdings ging es hierbei nur um größere beziehungsweise relativ wichtige Firmen.