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Gewinnwarnung löst Kursrutsch bei Novo Nordisk aus

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Neuer Chef soll Novo Nordisk aus der Abwärtsspirale führen
 © APA/APA/Ritzau Scanpix/MADS CLAUS RASMUSSEN
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Gewinnwarnung, Chefwechsel und ein Kurssturz von fast 30 Prozent: Nachdem Novo Nordisk am Dienstag seine Jahresziele deutlich gesenkt hatte, präsentierte der dänische Pharmakonzern mit dem Österreicher Maziar Mike Doustdar auch einen neuen Vorstandschef. Der Wechsel an der Spitze soll dem Unternehmen helfen, im milliardenschweren Markt für Abnehmspritzen wieder aufzuholen. Doch die Personalie beruhigte die Märkte nicht - rund 70 Mrd. Dollar an Börsenwert wurden vernichtet.

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"Die Aktie hat sich von einem Liebling des Marktes zu einer seiner größten Enttäuschungen entwickelt", sagte Angelo Meda vom Vermögensverwalter Banor SIM.

Doustdar arbeitet seit mehr als 30 Jahren für Novo Nordisk und ist derzeit für das internationale Geschäft zuständig. Er übernimmt den Spitzenposten am 7. August. Zuvor hatte es in Investorenkreisen Spekulationen gegeben, ob ein Manager mit starkem US-Profil die bessere Wahl für das Unternehmen wäre. Novo hat auf seinem wichtigsten Markt zuletzt deutlich an Schwung verloren - auch wegen massiver Konkurrenz durch den US-Rivalen Eli Lilly. Für 2025 rechnet Novo Nordisk nur noch mit einem Umsatzplus von acht bis 14 Prozent in lokalen Währungen. Zuvor waren 13 bis 21 Prozent in Aussicht gestellt worden. Auch die Prognose für das operative Gewinnwachstum wurde von bisher 16 bis 24 Prozent auf 10 bis 16 Prozent reduziert. "Das Ausmaß der Prognosesenkung ist ein Schock", sagte Markus Manns vom Anteilseigner Union Investment. Von April bis Juni stieg der Umsatz noch um 18 Prozent und der operative Gewinn um 40 Prozent.

Der bisherige Konzernchef Lars Fruergaard Jorgensen war bereits im Mai von Novo und dem Großaktionär, der Novo Nordisk Stiftung, abgesetzt worden, blieb aber bis zur Ernennung eines Nachfolgers im Amt. Doustdar muss vor allem den Rückstand bei den Wegovy-Verkäufen im US-Markt aufholen. Novo hatte sein Medikament zur Gewichtsreduktion deutlich früher als Lilly auf den Markt gebracht, doch inzwischen verkauft sich dessen Konkurrenzmittel Zepbound besser. Analysten schätzen, dass Zepbound zuletzt mehr als 100.000 Rezepte pro Woche mehr erreichte als Wegovy.

Doustdar kündigte an, entschlossen zu handeln. "Wir müssen die Dringlichkeit erhöhen und anders agieren", sagte der im Iran geborene Österreicher, der in den USA aufwuchs. Novo werde schneller und entschlossener bei Entscheidungen sein. "Die Tatsache, dass meine Ernennung direkt nach der Prognosesenkung bekanntgegeben wird, macht das vor uns liegende Mandat noch klarer."

Die Senkung der Jahresziele sei "überwiegend" auf die schwächere Entwicklung im US-Geschäft zurückzuführen, erklärte Finanzchef Karsten Munk Knudsen. Dort setzt besonders der Eli Lilly Novo Nordisk unter Druck. Zudem leide der Konzern unter der unerlaubten Herstellung von Nachahmerpräparaten. Aktuellen Schätzungen zufolge würden rund eine Million US-Patienten solche Mittel verwenden.

Analysten zufolge sind die Probleme des Konzerns jedoch tiefergreifend. Sie reichten über die Nachahmerprodukte in den USA hinaus und beträfen auch das internationale Geschäft mit Wegovy sowie das Diabetesmittel Ozempic, sagte Manns von Union Investment. Novo habe zudem den Markt der Selbstzahler unterschätzt. Die größte Sorge sei der illegale Vertriebskanal, der Marktanteile abziehe, sagte Meda vom Vermögensverwalter Banor SIM. "Das Vertrauen wiederherzustellen, wird Zeit brauchen." Andere Analysten rieten jedoch dazu, die Kursschwäche zum Einstieg zu nutzen.

Unter Jörgensen war Novo Nordisk durch den Boom bei Abnehmspritzen zum wertvollsten börsennotierten Unternehmen Europas aufgestiegen und auf dem Höhepunkt im Juni 2024 mit bis zu 615 Mrd. Dollar bewertet worden. Seitdem zeigen sich Anleger jedoch zunehmend besorgt über die Pipeline an neuen Medikamenten und die Fähigkeit des Konzerns, die Herausforderungen auf dem US-Markt zu meistern. Die Ernennung des neuen Chefs fällt zudem in eine für die Pharmabranche herausfordernde Zeit, da US-Präsident Donald Trump mit Importzöllen droht und die Hersteller zu Preissenkungen drängt. Die vollständigen Zahlen für das zweite Quartal will Novo Nordisk am 6. August vorlegen.

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