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Nach der jüngsten Erholung dürften die Anleger an den europäischen Aktienmärkten eine abwartende Haltung einnehmen. Für einen weiteren klaren Anstieg müssen nach Ansicht von Kapitalmarktexperte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets die Rahmenbedingungen besser werden. "Erstens muss das Zolltheater aus dem Weißen Haus langsam aufhören", so Molnar. "Zweitens darf die Zinssenkungsfantasie an der Wall Street, was den September für eine nächste Zinssenkung angeht, nicht wieder plötzlich abebben." Außerdem müssten die Quartalszahlen der Unternehmen gut ausfallen.
Abwärts ging es dagegen neuerlich in Zürich. Der Schweizer SPI fiel um 0,87 Prozent auf 11.755,32 Punkte. Der US-Zollstreit ist in der Schweiz weiter das belastende Thema. 39 Prozent auf Schweizer Importe hatte US-Präsident Donald Trump zuletzt angeordnet. "Der Wohlstand aller ist in Gefahr", warnte der Industrieverband der Tech-Industrie, Swissmem. Die Zölle zahlten zwar die Importeure und US-Verbraucher, aber damit werde "Made in Switzerland" so teuer, dass Bestellungen einbrechen dürften, fürchtet die Wirtschaft.
Mit Blick auf die europäischen Einzelwerte hatte der Pharmakonzern Novo Nordisk im zweiten Quartal wegen der zunehmenden Konkurrenz für seine Diabetes- und Abnehmmittel Ozempic und Wegovy weniger verdient als gedacht. Nachdem die Dänen bereits im Mai ihre Ziele für das Jahr gestutzt hatten, war Novo Nordisk erst kürzlich nochmals zurückgerudert. Die gesenkten Prognosen für Umsatz und operativen Gewinn wurden nun bestätigt. Die gebeutelte Aktie gab um weitere 5,4 Prozent nach. Im vergangenen Jahr war Novo Nordisk zum wertvollsten Unternehmen Europas aufgestiegen.
Im Bankensektor kamen ABN Amro ebenfalls unter Druck. Nach neuen Zahlen fiel der Wert um 4,7 Prozent. Die Analysten von RBC bemängelten die Angaben zum Nettozinsertrag und den Aktienrückkäufen.
Etwas besser, aber nicht glänzend, sah es bei einem anderen niederländischen Unternehmen aus. Der Supermarktbetreiber Ahold Delhaize hatte im zweiten Quartal dank gut laufender Geschäfte in Europa zwar deutlich mehr verdient. In den Vereinigten Staaten, dem größten Markt des Konzerns, läuft das Geschäft aber weiterhin schleppend. Die Aktien schlossen mit plus 0,4 Prozent.
Im Rohstoffsegment stießen die Halbjahreszahlen von Glencore auf wenig Gegenliebe. Der Bergbau- und Rohstoffkonzern hatte in der ersten Jahreshälfte 2025 wie bereits im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben. Sinkende Kohlepreise und geringere Produktionsmengen bei Kupfer waren maßgeblich dafür verantwortlich. Analysten verwiesen zudem auf die ungünstige Entwicklung der Nettoverschuldung. Die Aktie sank um 5,4 Prozent.
Positiv waren die Zahlen bei der italienischen Versicherungsgruppe Generali. Sie hat im ersten Halbjahr 2025 einen bereinigten Nettogewinn von 2,2 Milliarden Euro erzielt - ein Plus von 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Anteile legten in Mailand um 2,3 Prozent zu.