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"Die Industrieproduktion scheint ihre seit Jahresbeginn zu beobachtende Aufwärtsbewegung fortzusetzen, nachdem sie infolge der US-Zollankündigungen im April einen vorübergehenden Dämpfer erlitten hatte", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Die weitere Entwicklung sei jedoch "von hoher Unsicherheit geprägt". US-Präsident Donald Trump will die einzelnen Länder bald darüber informieren, mit welchen Zollsätzen sie auf ihre Exporte in die USA konkret rechnen müssen. Im April wurden diese erst heraufgesetzt und dann für die meisten Länder vorübergehend auf zehn Prozent gesenkt, um Zeit für Verhandlungen zu schaffen. Die USA sind der größte Abnehmer von Waren "Made in Germany".
Im Jahresverlauf könnte vor allem die inländische Nachfrage anziehen und vor dem möglichen Zoll-Gegenwind abschirmen. "Dank der geplanten spürbaren Erhöhung der öffentlichen Investitionen durch die Bundesregierung dürfte sich zum Jahresende die deutsche Wirtschaft zunehmend erholen", sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Dabei könne auch der Investitionsbooster eine spürbare Wirkung entfalten. Damit sollen sich die Abschreibungsbedingungen für neue Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge deutlich verbessern.
Die positive Entwicklung im Mai ist vor allem auf die Zuwächse in der Automobilindustrie (+4,9 Prozent zum Vormonat) und der Energieerzeugung (+10,8 Prozent) zurückzuführen. Auch das Plus in der Pharmaindustrie von 10,0 Prozent beeinflusste das Gesamtergebnis positiv.
Negativ wirkte sich hingegen der Rückgang im Baugewerbe von 3,9 Prozent aus. "Die Vertiefung der Rezession im Bausektor ist ernüchternd", sagte dazu der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. "Die Zinssenkungen der Notenbank wirken sich offensichtlich nicht positiv auf die Aktivität in diesem Sektor aus." Das liege auch daran, dass die Senkungen zwar auf die kurzfristigen Zinsen wirkten, aber nicht auf die langfristigen, die relativ hoch geblieben seien. "Darüber hinaus klagen viele Unternehmen aus der Branche auch weiterhin über hohe Materialkosten", sagte de la Rubia.
BERLIN - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/AFP/JOHN MACDOUGALL