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René Benkos Signa Sports in massiven Schwierigkeiten

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Signa-Holding-Gründer Rene Benko

©APA/Helmut Fohringer
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Der Börsenwert der zu Benkos Signa-Imperium gehörenden SSU ist auf 6 Mio. Dollar abgestürzt. Signa hat eine 150-Millionen-Euro Finanzierungszusage für das Unternehmen zurückgezogen. Jetzt will SSU rechtlich gegen die Signa Holding vorgehen.

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Das Sporthandelsunternehmen Signa Sports United (SSU) ist die nächste große Problem-Baustelle für den Tiroler Investor René Benko. Der Börsenwert von SSU ist seit dem Börsengang Ende 2021 von 3,2 Mrd. Dollar (3 Mrd. Euro) auf aktuell 6 Mio. Dollar abgestürzt. Anfang Oktober kündigte der kriselnde Online-Sportartikelhändler den Rückzug von der New Yorker Börse an.

Zu Wochenbeginn zog die Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko überraschend ihre Finanzierungszusage in Höhe von 150 Mio. Euro für Signa Sports United zurück.

Zu SSU gehören unter anderem die Händler Tennis-Point, WiggleCRC, Fahrrad.de, Bikester, und Campz. Mit 80 Online-Shops erzielte man im Jahr 2022 einen Umsatz von über 1 Mrd. Euro.

Neue Organisation für Outfitter und Ballside

Eine Lösung gibt es bereits für die Outfitter Teamsport GmbH, die bis vor kurzem ebenfalls zu Signa Sports United gehörte. Die Outfitter Teamsport GmbH wurde mit Closing zum 11.10.2023 aus der SIGNA Sports United herausgekauft.

Das Unternehmen betont, dass es seit diesem Zeitpunkt unberührt der aktuellen Ereignisse rund um potenzielle Insolvenzen der SIGNA Sports United und ihrer Töchter agiert. Outfitter betont weiter, dass dies explizit bedeute, dass sowohl Outfitter.de als auch Ballside.de nach jetzigem Stand weiterhin ohne Implikationen ihren regulären Betrieb fortführen und ihren Kunden den gewohnten Service anbieten.  

Die alleinige Geschäftsführung der Outfitter Teamsport GmbH hat Philipp Majcher übernommen. 

Der Fokus auf den Bereich Online-Teamsport (Fußball, Basketball, Training & Fanware) bleibt dem aktuellem Plan der Gesellschaft zufolge auch zukünftig bestehen.

Signa Sports United gegen Signa Holding

Zwischen Signa Sports United und der Signa Holding ist allerdings nach dem Rückzug der Finanzierungszusage ein Streit entbrannt. Die Kündigung des "Equity Commitment Letter" durch die Signa Holding sei "ungerechtfertigt", kritisierte der Online-Händler in einer Aussendung. Man habe sich auf die "verbindliche und bedingungslose Natur" der Finanzierungszusage verlassen, "um weiterhin Mittel zur Erfüllung seiner kurzfristigen Verpflichtungen und für die Bewertung der Unternehmensfortführung des Unternehmens und seiner Tochtergesellschaften zu erhalten". Signa Sports United will nun "rechtliche Schritte" gegen die Signa Holding einleiten. Die Signa Holding reagierte auf eine schriftliche APA-Anfrage vorerst nicht.

Der Sportartikelhändler SSU hatte Ende Juni einen Halbjahresverlust von 180,5 Mio. Euro vermeldet. Das Unternehmen leide unter dem Überangebot am Markt und den hohen Lagerbeständen, die auf die Preise drückten, hieß es im Halbjahresbericht zur Begründung. Im Gesamtjahr 2022 belief sich der Verlust auf 565,7 Mio. Euro, davon mussten 244 Mio. Euro beim britischen Fahrrad- und Sportartikelhändler Wiggle abgeschrieben werden.

Um die finanziell angespannte Lage abzufedern, benötigt der Online-Sportartikelhändler frisches Kapital. Mit dem Anfang Oktober angekündigten Börsenrückzug für Ende Oktober gab Signa Sports ebenfalls bekannt, die strategische Neuausrichtung und das Restrukturierungsprogramm beschleunigen zu wollen.

Aktienkurs im freien Fall

Signa Sports United NV ist als Aktiengesellschaft in den Niederlanden eingetragen, hat aber dort keine physische Niederlassung. Der Firmensitz befindet sich in Berlin. Der Aktienkurs von Signa Sports ist seit dem Börsengang an der New Yorker Börse von 8 Dollar auf zuletzt 0,018 Dollar eingebrochen.

Die Vorgänge rund um den Sporthändler rufen nun auch Anlegerschützer auf den Plan. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bittet Signa Sports-Kleinaktionäre, sich zu melden. "Unsere niederländischen Kollegen haben den Case im Visier", schrieb DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler am Dienstag auf der Plattform X (vormals Twitter).

Die Signa International Sports Holding (SISH) hielt zuletzt 48 Prozent an der börsennotierten Signa Sports United, sechs Prozent liegen beim britischen Finanzinvestor Bridgepoint, dem ehemaligen Wiggle-Eigentümer. Über jeweils 1,2 Prozent verfügen die japanische SoftBank Capital Partners, die britische MIC Capital Management und der saudi-arabische Public Investment Fund. Der Rest der SSU-Aktien befindet sich im Streubesitz.

Eigentümer des Signa-Sports-Hauptaktionärs SISH ist Signa Retail, an der die Signa Retail Beteiligung GmbH laut "WirtschaftsCompass" (Firmenbuch) 92,2 Prozent hält. Auf Signa Holding GmbH entfallen 3,2 Prozent der Anteile, auf die SiRe Beteiligung GmbH 2,7 Prozent und auf den deutschen Unternehmensberater Roland Berger (2 Prozent).

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