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Wien Energie – Österreichs größter regionaler Energieversorger [PORTRÄT]

Aktualisiert
Lesezeit
11 min
Eines der Herzstücke im Wien Energie Portfolio ist die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Die Energie aus der Müllverbrennung wird für Heiz- und Kühlzwecke verwendet.
Eines der Herzstücke im Wien Energie Portfolio ist die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Die Energie aus der Müllverbrennung wird für Heiz- und Kühlzwecke verwendet.©Wien Energie/FOTObyHOFER/Christian Hofer
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Die Wien Energie GmbH ist für die Strom- und Wärmeversorgung der österreichischen Hauptstadt verantwortlich. Das Unternehmen betreibt mehrere Wärme-, Wasser-, Biogas-, und Abfallverwertungskraftwerke im Großraum Wien. Dazu kommen Photovoltaik- und Heißwasseranlagen. Im trend TOP 500 Ranking liegt das Unternehmen auf Platz 14.

von

FACTS: Wien Energie GmbH

trend TOP 500 Ranking: 14

  • Gegründet: 2001

  • Unternehmenssitz: 1030 Wien, Thomas-Klestil-Platz 14

  • Mitarbeiter (2022): 2.205

  • Tätigkeiten: Energieversorgung (Strom, Gas, Mineralöl) 85%; Abwasser-, Abfallbeseitigung 10%; Telekommunikation 5%

  • Umsatz (2022): 5,931 Mrd. €

  • Eigentümer: Wiener Stadtwerke GmbH 100%

  • Geschäftsleitung: Karl Gruber (Technik), Michael Strebl (Vertrieb, Marketing)

  • Aufsichtsrat: Peter Weinelt (ARVors), Renate Niklas (ARVorsStv), Loho Andreas, Roland Boigner, Christian Gantner, Alexander Hauser, Johannes Jungbauer, Doris Pulker-Rohrhofer, Joachim Rumstadt, Christian Szalay, Bernd Vogl, Bianka Weber, Doris Wendler

  • Website: wienenergie.at

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Die Wien Energie Geschäftsführer: Vorsitzender Michael Strebl (links); Karl Gruber (rechts)

© Wien Energie

Umsatzentwicklung Wien Energie

Jahr

Umsatz (Mio. €)

+/- ggü. Vorjahr in %

2018

1.440

k.A.

2019

1.677

16,48

2020

1.950

16,29

2021

3.042

55,96

2022

5.931

94,98

Umsatzentwicklung Wien Energie 2018 - 2022

Geschichte der Wien Energie

Gasversorgung

Der Wien Energie geht freilich eine bewegte Geschichte voraus. So lag etwa die Strom- und Gasversorgung der Stadt Wien bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in den Händen dreier privater Gesellschaften. Deren Dienste konnte sich aufgrund der hohen Preise fast ausschließlich die höhere Gesellschaftsschicht leisten. Unter Karl Lueger (Wiener Bürgermeister von 1897-1910) erfolgte daher die Kommunalisierung der Gasbetriebe und 1899 die vollständige Übernahme der Wiener Gasversorgung durch die Städtischen Gaswerke.

Stromversorgung

Die Gemeinden der Stadt Wien sowie die privaten Stromversorger wehrten sich dagegen gegen das Vorhaben einer einheitlichen Stromversorgung und bekämpften sich regelrecht, sodass viele Häuser drei verschiedene Stromanschlüsse mit unterschiedlichen Systemen und Spannungen aufwiesen. Erst durch ausgedehnte Verhandlungen gelang es der Wiener Stadtregierung, die drei größten privaten Anbieter zu übernehmen und damit den Weg für die Harmonisierung der Wiener Stromversorgung zu bereiten. Es folgte die Gründung der Wiener Elektrizitätswerke.

Abfallwirtschaft und Fernwärme

In den 1960er Jahren verschärfte sich das Abfallproblem der Stadt. Die Mülldeponien füllten sich schneller als erwartet. Außerdem war auch für das seit 1964 in Bau befindliche neue Allgemeine Krankenhaus (AKH) eine stabile Wärmezufuhr nötig. Also wurde der Bau der Müllverbrennungsanlage Spittelau beschlossen, die gleichzeitig als Fernwärmekraftwerk dienen sollte. Die Anlage wurde 1971 fertiggestellt. Ebenso kam es zur Errichtung des Blockheizkraftwerks Süd. Für den Betrieb wurden die Heizbetriebe Wien GmbH gegründet.

Zusammenschluss zur Wien Energie

Die heutige Wien Energie GmbH entstand schließlich 2001 durch den Zusammenschluss der Städtischen Gaswerke, der Wiener Elektrizitätswerke und der Heizbetriebe Wien. Das Unternehmen ist zu 100% im Besitz der Wiener Stadtwerke GmbH und damit der Stadt Wien. Als Geschäftsführer agieren seit 2016 Karl Gruber (geb. 1969) und Michael Strebl (geb. 1964).

Kontroverse um die Wien Energie

Im Sommer 2022 wurde öffentlich, dass die Wien Energie GmbH aufgrund der herrschenden Energiekrise eine Garantiesumme von mehreren Milliarden Euro aufbringen muss, wofür jedoch die notwendigen Mittel fehlten. Auch die Stadt Wien sah sich nicht im Stande, die vom Bundesministerium für Finanzen errechnete Summe von 6 Mrd. € als Finanzhilfe beizusteuern. Schlussendlich wurde der Gemeinde Wien über die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur ein Kreditrahmen von 2 Mrd. € zur Stützung der Wien Energie GmbH gewährt.

Mitarbeiterentwicklung Wien Energie

Jahr

Mitarbeiter

+/- ggü. Vorjahr in %

2018

2.251

k.A.

2019

2.185

-2,93

2020

2.210

1,14

2021

2.179

-1,40

2022

2.205

1,19

Mitarbeiterentwicklung Wien Energie 2018 - 2021

Strom und Erdgas – das Kerngeschäft der Wien Energie

Die Wien Energie GmbH ist eines der größten Strom- und Wärmeunternehmen Österreichs und für die Versorgung der Stadt Wien mit Strom, Erdgas und Wärme verantwortlich. Zu den Strombeziehern des Unternehmens gehören, neben knapp 2 Millionen Privatkunden, auch 230.000 Gewerbe- und Industrieanlagen sowie 4.500 Landwirtschaftsbetriebe im Großraum Wien. Der Großteil der Wärmegewinnung findet in den kalorischen Kraftwerken Wien-Simmering und Donaustadt statt. Im Bereich der erneuerbaren Energien betreibt die Wien Energie GmbH einige Wasserkraftwerke, Windparks und Photovoltaikanlagen. Außerdem befindet sich in Simmering das österreichweit größte Biomasseheizkraftwerk, welches mit erneuerbarer Energie befeuert wird.

Für Privatkunden bietet die Wien Energie GmbH den Öko-Stromtarif „OPTIMA Entspannt“ an, den es auch im Gasbereich als Gastarif gibt. Beide Tarife kommen mit einer Fixpreisgarantie für jeweils 12 Monate ab Abschluss. Beim Strom wird Energie aus 100% erneuerbaren Quellen wie Wasser, Solar oder Wind versprochen.

Gewerbekunden können für ihre Stromversorgung bei der Wien Energie GmbH den Tarif „MEGA“ in Anspruch nehmen, welcher bis zu einem Jahresverbrauch von 100.000 kWh zur Verfügung steht. Auch hier wird für ein Jahr ein festgelegter Preis sowie 100% Ökostrom garantiert. Neben dem „MEGA“ Tarif bietet das Unternehmen für Erdgas auch eine indexgebundene Preisvariante an, bei der die monatlichen Raten auf Basis des Gaspreisindex am Markt und dem österreichischen Verbraucherindex angepasst werden.

Hot and Cold – das Fernwärme und Fernkältenetzwerk der Wien Energie

Mit seinem rund 1.300 km langen Fernwärmenetz, das zu den größten in Europa zählt, versorgt die Wien Energie GmbH einen Großteil der Stadt Wien mit Wärme. Es lässt sich in Primär- und Sekundärnetz aufteilen. Im Primärnetz wird bis zu 160 Grad Celsius heißes Wasser, das in Abfallverwertungs- und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen entsteht, durch die Stadt geleitet. Im Sekundärnetz wird die Wärme schließlich in die einzelnen Gebäude transportiert, wobei es hier bereits auf 63-90 Grad Celsius abgekühlt ist.

Die versorgten Gebäude speisen das Wasser in ihre Hausanlagen, um damit Heizungen zu betreiben und Warmwasser zur Verfügung zu stellen. Auch dezentrale Wärmelösungen können über die Wien Energie GmbH bezogen werden. Hierbei ist der Einsatz von Wärmepumpen essentiell, wobei diese mit anderen Energiequellen wie Luft, Erdwärme, Grundwasser, Sonne und Fernwärme kombiniert werden können. So kann die Wärmeversorgung individuell auf die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden.

Während Gebäude in den kalten Jahreszeiten geheizt werden wollen, gilt in den heißen Sommermonaten das genaue Gegenteil. Auch für die Kühlung von Büro- und Geschäftsräumen bietet die Wien Energie GmbH Lösungen an. Das Unternehmen kann hierfür auf ein Wien-weites Netzwerk der Fernkälte zurückgreifen. Ähnlich wie bei der Fernwärme befindet sich für die Fernkälte ein eigenes Netzwerk an Leitungen im gesamten Stadtraum Wien.

In eigenen Zentralen erzeugen Maschinen Kälte in der Form von kaltem Wasser. Dabei wird nicht nur Strom, sondern auch Wärme zur Kühlung eingesetzt. Sogenannte Absorptionskältemaschinen verwenden Abwärme aus Industrie- oder Müllverbrennungsanlagen, wie jener in Spittelau, um Wasser auf 5-6 Grad Celsius abzukühlen. Das Wasser wird dann direkt zu den Kunden transportiert und über die hauseigenen Kühlsysteme innerhalb der Gebäude eingesetzt. Die Wärme des Gebäudes wird aufgenommen und zur erneuten Kühlung abtransportiert. Falls Fernkälte an einem Standort nicht zur Verfügung stehen sollte, kann mittels Kältemaschinen oder einer Kombination aus Geothermie, Grundwasser und Abwärmenutzung Abhilfe geschaffen werden.

Internet und E-Mobilität – weitere Geschäftsfelder der Wien Energie

Auch die Bereiche Telekommunikation und Elektromobilität finden sich im Portfolio der Wien Energie. Die Wien Energie hat sich als Full-Service-Provider für Internet, TV, Telefonie und Mobilfunk positioniert. Im Bereich Mobilfunk ("SIMfonie") wird mit A1 als Netzbetreiber kooperiert. Das Angebot orientiert sich jedoch eher auf Privatkunden, spezielle Business-Tarife fehlen im Mobilfunk.

Für Business Kunden wird etwa der glasfaserbasierte Internetservice "blizznet" angeboten. Dabei wird unlimitierter Datentransfer bis zu 5 Gbit/s, sowie höchste Sicherheit vor Ausfällen garantiert. Zur Verbindung mehrerer Standorte können Unternehmen auf „blizznet Lambda“ zurückgreifen, mit dem ein unabhängiges, sicheres und schnelles Netzwerk geboten wird. Damit sind Datenübertragungen bis zu 10 Gbit/s pro Wellenlänge mittels Glasfaser möglich.

Im Bereich der E-Mobilität betreibt die Wien Energie GmbH mehr als 2.000 öffentliche Ladestellen im Großraum Wien. Außerdem stellt das Unternehmen auch seine Expertise bei der Einrichtung ganzer Elektroflotten zur Verfügung. Neben Beratung wird auch die Installation, Montage, Wartung und Servicierung von Ladestationen am Firmenstandort angeboten.

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