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Das Comeback der Energieaktien

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Investment-Experte Ken Fisher ist überzeugt: 2024 wird die Nachfrage nach Erdöl steigen und die Aktienkurse der Ölunternehmen beleben.

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Der Energiesektor ist an den Aktienmärkten zuletzt unter Druck gekommen. Investment-Experte Ken Fisher ist überzeugt: Wenn die Weltwirtschaft wieder anspringt, werden auch die Titel der großen Ölmultis wieder steigen. Und auch der ATX.

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Lahme Energieaktien, schwacher ATX? Lassen Sie sich nicht vom holprigen Start des ATX (AT0000999982) blenden. Der schöne, globale Bullenmarkt ist 2024 intakt und verheißt, wie ich bereits gesagt habe, ein gutes bis ausgezeichnetes Jahr.

Energietitel lahmen allerdings ein wenig, und sogar die OMV (AT0000743059), eine der Topaktien im ATX, hinkt angesichts der Unsicherheit bezüglich der Gasverträge mit Russland im weltweiten Vergleich hinterher. Das wird sich ändern. Im weiteren Verlauf von 2024 dürften Energietitel wieder das Feld anführen, was viele schockieren wird. Warum?

Kaum jemand hatte erwartet, dass globale Energietitel 2023 um knapp ein Prozent nachgeben würden, während Aktien weltweit um fast 20 Prozent zulegten. Auch in Österreich stand dem Minus von 6,7 Prozent bei Energietiteln ein Gesamtplus von 15,5 Prozent gegenüber. Nach dem Ölpreis-Anstieg und dem Höhepunkt in2022 – aufgrund Putins Ukraine-Einmarsch – hatten viele mit weltweiten Engpässen gerechnet, angeheizt von Produktionskürzungen der Ölallianz OPEC+.

Anfang 2023 waren die Ölpreise dabei fast unbemerkt jedoch um über ein Drittel gegenüber dem Höchststand im März 2022 gefallen. Die weltweite Produktion beschwichtigte Ängste vor Engpässen und schien in Norwegen, Guyana und Nordamerika weiter zu steigen. In den USA brach die Produktion sogar bisherige Rekorde. Angesichts der hohen weltweiten Produktion hielten sich die Ölpreise folglich zwischen 70 und 95 US-Dollar pro Barrel. Das kam Energieunternehmen zugute, deren Gewinne hauptsächlich mit den Rohölpreisen steigen und fallen.

Viele extrapolieren dies nun bis 2024. Geldflüsse, Umfragen unter Vermögensverwaltern und Bewertungen zeigen, dass Anleger ihre Positionen im Energiesektor drastisch reduzieren. Die Ölpreise dürften aber dennoch im späteren Verlauf von 2024 steigen und die Gewinne von Energiefirmen wieder beflügeln, sodass die Aktien die „Wall of Worry“ wieder hochklettern.

Weshalb? Grund sind nicht die ohnedies schon eingepreisten Produktionskürzungen der OPEC+. Es liegt auch nicht an US-Präsident Biden, der vorerst keine weiteren Genehmigungen für neue LNG-Exportterminals erteilt. Denn die bereits genehmigten und im Bau befindlichen Terminals können die Welt mit reichlich Flüssigerdgas versorgen. Nordamerikas LNG-Exportkapazität dürfte sich in dieser Dekade verdoppeln.

Nein, der Grund sind schlichte Anreize und normales Marktverhalten. Als die Energieunternehmen die höheren Preise sahen, erhöhten sie die Produktion, um zu profitieren. Und jetzt? Die US-Ölproduzenten stellen Bohrlöcher schneller fertig, als sie neue bohren. In den USA ist der Bestand an gebohrten, aber nicht fertiggestellten Bohrlöchern im Vergleich zum Vorjahr um knapp 18 Prozent gesunken, sodass weniger Bohrlöcher rasch in Betrieb gehen können.

Gedrosselte Bohrungen

Und die Produzenten legen nicht nach. Angesichts niedriger Preise am unteren Ende der Spanne und hoher Fremdkapitalkosten verzichten sie lieber. Nach jahrelanger Konsolidierung sind nun die Mega-Bohrunternehmen dran. Die Zahl der Förderanlagen ist angesichts besonnener Produktionsziele von 621 vor 15 Monaten auf nunmehr 503 gesunken. Die Zahl der gebohrten Löcher lag im Jänner um 18,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Produktion hinkt der Bohrung in der Regel sechs Monate hinterher. Insgesamt wird die Produktion also deutlich sinken.

Gleichzeitig unterschätzen viele die weltweite Ölnachfrage und sind beunruhigt über die schwächelnde Wirtschaft in Ländern wie Österreich und Deutschland. Das Gesamtbild ist aber besser als befürchtet: Wirtschaft im Euroraum, solides US-BIP-Wachstum und stabile Nachfrage aus China bedeuten, dass weltweit mehr Öl gekauft wird, als von Analysten erwartet wird.

Die Ölpreise werden also moderat steigen und das obere Ende der Spanne von 2023 erreichen. Kombiniert mit Kostendisziplin dürfte das die Gewinne im Energiesektor nach oben treiben. Das wird dem ATX insgesamt helfen.

Österreichische Energiefirmen werden aber voraussichtlich nicht denselben Positiveffekt wie US-Ölriesen spüren. Letztere profitieren bei robust steigenden, aber nicht explodierenden Ölpreisen von starken Bilanzen, der kosteneffizienten Produktion und ihren integrierten Geschäftsmodellen. Achten Sie daher auf eine weltweite Diversifizierung und genießen Sie den Bullenmarkt, da Energiewerte dem Aktienmarkt gegen Ende 2024 nach oben verhelfen werden.

Der Artikel ist der trend. EDITION vom März 2024 entnommen.
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