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Der Sonnenkönig

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Robert Kanduth ist Gründer und CEO des Kärntner SolarunternehmensGreenonetec. Für ihn ist die Nutzung von Sonnenenergie alternativlos.©Stefan Fürtbauer
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Das Kärntner Unternehmen greenonetec ist für einige der größten Solaranlagen der Welt verantwortlich. Gründer und CEO Robert Kanduth sieht den Zenit allerdings noch lange nicht erreicht.

Natürliches Licht bricht durch die Decke, es wirkt ordentlich, fast schon wie in einem Cleanroom. Zahlreiche Mitarbeiter stehen an den Produktionsmaschinen, die Arbeit wirkt koordiniert und zielgerichtet. Genauso reibungslos müssen die Arbeitsabläufe auch funktionieren, schließlich werden hier Produkte hergestellt, die einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. So lautet auch der Name des Unternehmens, das zu den weltweit erfolgreichsten Herstellern von Solarprodukten zählt, nicht zufällig Greenonetec.

Schon vor 30 Jahren entdeckte Gründer und Geschäftsführer Robert Kanduth das Potenzial einer damals völlig neuen Technologie, genannt Solarthermie. Im Gegensatz zur Photovoltaik, die Sonnenenergie in elektrischen Strom umwandelt, wird mittels Solarthermie Wärme für Warmwasser und Heizung erzeugt. Mittlerweile beliefert Greenonetec mit seinen Flachkollektoren rund 100 Länder, hat eine jährliche Produktionskapazität von 1,6 Millionen Quadratmetern und erwirtschaftet einen Umsatz von 55 Millionen Euro.

Nicht zuletzt beflügelt auch die Energiekrise das Geschäft des 60-Jährigen, der in Kärnten als „Sonnenkönig“ bekannt ist. Kanduth sieht zum ersten Mal einen „richtigen Impact am Energiemarkt“, weil immer mehr Unternehmen wie auch Private den Einsatz fossiler Brennstoffe hinterfragen.

SOLARCLUSTER. Schon jetzt befindet sich im beschaulichen St. Veit an der Glan in Kärnten einer der größten und erfolgreichsten Solarcluster des Kontinents – mit Greenonetec als Aushängeschild. Direkt angrenzend befinden sich das Photovoltaikunternehmen Kioto Solar, das ebenfalls von Kanduth gegründet wurde, sowie die Vertriebsorganisation Sonnenkraft. An beiden Unternehmen hält Kanduth einen Anteil von je 20 Prozent. Dazu kommt die ebenfalls dort sitzende Glasproduktionsfirma Petraglas, die Kanduth vor etwas mehr als einem halben Jahr gekauft hat. Sie ist nun eine Tochter von Greenonetec und beliefert die Solarunternehmen mit Glas für die Kollektoren.

„Das Zusammenspiel zwischen den Unternehmen funktioniert sehr gut“, erklärt Kanduth, „wir nutzen Synergien, was Lieferanten und Personal betrifft, und beliefern uns gegenseitig mit Material.“ Das betrifft auch das neue Standbein, das Greenonetec in Zukunft aufziehen möchte: Photovoltaik-Carports. Die PV-Module für diese Produkte werden dabei von Kioto Solar hergestellt.

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k.A © beigestellt

GREENONETEC

Gegründet: 1991
Mitarbeiter: 180
Umsatz: 55 Mio. Euro (2022)
Produktionskapazität: 1,6 Mio. m2/a
Exportquote: 85 Prozent
Marktanteil Europa: 35 Prozent

SOLARPIONIER. Dabei war die Entwicklung hin zum Weltmarktführer lange nicht abzusehen. Im Gründungsjahr 1991 und auch 1992 kann Kanduth keinen einzigen Kollektor verkaufen. Erst ein paar Jahre später macht sich seine Pionierarbeit bezahlt. Von 1996 an geht es mit dem Unternehmen zwölf Jahre lang steil bergauf, bis der Solarthermiemarkt 2008 einen plötzlichen Einbruch erleidet: Die Photovoltaik wird massiv gefördert, drängt die Solarthermie immer weiter in den Hintergrund und stoppt damit vorläufig den Erfolgslauf von Greenonetec. „Strom ist sexy, und die Politik hat sich nur für den Strom interessiert“, fasst Kanduth die damaligen Umstände zusammen.

Der Geschäftsführer des Verbands Austria Solar, Roger Hackstock, bestätigt, dass die Solarthermie in den letzten zwölf Jahren rund 80 Prozent des Marktes verloren hat: „Mit dem Ökostromgesetz 2012 wurden alle Ökostromanlagen mit sehr attraktiven Tarifen stark gefördert.“ Die Solarthermie erhielt hingegen keine Förderungen, wodurch es zu einem Kollaps am Markt kam. Mittlerweile befindet sich die Solarthermie aber wieder im Aufwind und Greenonetec wächst konstant. Im Krisenjahr 2022 erzielten die Kärntner gar ein Wachstum von rund 50 Prozent.

Während das Unternehmen in Europa mit 35 Prozent Marktanteil die klare Nummer eins ist, musste der weltweit erste Platz an der Sonne jedoch vor Kurzem an die chinesische Solareast abgegeben werden. Angst vor der chinesischen Konkurrenz hat Kanduth dennoch keine: „90 bis 95 Prozent der Produkte werden in Europa produziert. International treten die Chinesen kaum in Erscheinung.“ Der Grund dafür ist laut Hackstock, dass China seine Kollektoren ausschließlich im Inland vertreibt, und es „zeichnen sich auch noch keine Tendenzen ab, dass sich das zeitnah ändern könnte“.

SOLARPROJEKTE. Dahingegen ist Greenonetec ein auch auf dem internationalen Markt höchst präsentes Unternehmen. Die vielen Großprojekte in aller Herren Länder sind seit Langem ein wichtiges Standbein für den Erfolg. Allein mit der von Greenonetec errichteten Anlage in Riad, der Hauptstadt von Saudi-Arabien, lassen sich auf 25 Jahre gerechnet 120 Millionen Kilogramm Kohlendioxid einsparen, erklärt Kanduth stolz. Sie liefert Wärme für eine Frauenuniversität und hat eine Fläche von 36.305 Quadratmetern.

Im Jahr 2020 übernahm man zudem die Maschinen und Anlagen der dänischen Firma Arcon-Sunmark, die für den Bau gigantischer Solaranlagen bekannt war. In Chile, Mexiko, Nicaragua oder Südafrika finden sich weitere Großanlagen des Kärntner Unternehmens, die als Referenzprojekte dienen.

Um die internationalen Großprojekte zu realisieren, hat die Firma Vertriebsmitarbeiter in allen wichtigen Ländern vor Ort sitzen. „Häufig werden wir direkt angesprochen, weil Greenonetec eine Marke ist, die am Solarmarkt jeder kennt“, erklärt Kanduth. Produziert wird hauptsächlich in Österreich und für den südamerikanischen Raum in Mexiko.

Derzeit beschäftigt das Solarunternehmen 180 Mitarbeiter, man möchte aber weiterwachsen. Um die Folgen des Mangels an Arbeitskräften so gut wie möglich abzufedern, setzt Greenonetec auf Automatisierung der Arbeitsprozesse und beginnt, in künstliche Intelligenz – vor allem für die Produktionsabläufe – zu investieren. Laut Kanduth ist das alternativlos und „die einzige Chance, die wir haben“. Um den Fortschritt so schnell wie möglich voranzutreiben, arbeitet man außerdem mit verschiedenen Forschungseinrichtungen zusammen, wie der Montanuniversität Leoben oder der Johannes Kepler Universität Linz.

Denn das Potenzial der Branche und des Unternehmens sei noch lange nicht ausgeschöpft, stellt der CEO klar. Gemeinsam mit den Partnerunternehmen plant er in den kommenden fünf Jahren einen Umsatz von 600 Millionen Euro.

Ziel ist es, Kioto Solar ebenfalls zur Nummer eins zu machen, zumindest am europäischen Photovoltaikmarkt, um beide großen Solartechnologien anzuführen. Damit würde St. Veit an der Glan endgültig zum Zentrum der europäischen Solarbranche avancieren und Robert Kanduth seinem Ruf als Sonnenkönig einmal mehr gerecht werden.

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