
Woom-CEO Bernd Hake
©Woom GmbHKMU-Spezial: Die USA sind für den Wiener Kinderfahrradhersteller Woom der zweitwichtigste Markt. Trotzdem setzt das Unternehmen darauf, dass Trumps Zölle am Ende nicht so heiß gegessen werden, wie sie gekocht worden sind. Und dass neue Märkte Potenzial für ein Ausweichmanöver bieten.
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Nach Donald Trumps Zolldrohungen Anfang April registrierte Woom-CEO Bernd Hake unter seinen US-Mitarbeiter:innen große Verunsicherung. Aus gutem Grund. Für den Kinderfahrradhersteller mit einer Exportquote von über 80 Prozent sind die USA nach Deutschland der zweitwichtigste Markt. 2024 erzielte Woom dort knapp 20 Prozent des stetig wachsenden Gesamtumsatzes von 117 Millionen Euro. Ein Fünftel der 220-köpfigen Belegschaft vertreibt die Kinderfahrräder von Woom direkt aus Texas, Kalifornien oder New York. Allerdings ist die Verunsicherung dank der für US-Amerikaner:innen charakteristischen schnellen Anpassungsfähigkeit nach nur wenigen Wochen dem lösungsorientierten Blick nach vorne gewichen. Im Dialog mit den Geschäftspartnern bemühe man sich, faire Lösungen zu finden und Schnellschüsse zu vermeiden. Vorzieheffekte in Form von Massenbestellungen hat Woom bislang noch nicht verzeichnet. Noch läuft das Geschäft berechenbar.
Für den Fall der Fälle haben Hake und sein Team verschiedene Szenarien erstellt. Sollten höhere Zölle in Kraft treten, werden diese jedenfalls an die US-Kundschaft weitergegeben, um die Kosten zu decken, frühestens jedoch im dritten Quartal. Konsequenz wären Umsatzrückgänge. Regelmäßig evaluiert Woom auch die Produktionsstätten der Premiumprodukte. Die Produktion aus Polen, Litauen und Südostasien in die USA zu verlegen, steht aktuell nicht zur Debatte. Weder Qualität noch Preis verbessern sich nach Hakes Ansicht dadurch. Ein Ausweichen auf andere Märkte ist für den international erfahrenen Geschäftsführer schon eher vorstellbar: „Wir sehen eine steigende Begeisterung im Mittleren Osten. Auch in Osteuropa sind wir auf einem guten Weg, weitere Marktanteile zu gewinnen.“
Mit dem kürzlich erzielten Rekordquartal mit einem Zuwachs von 40 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2024 in der Tasche glaubt Hake, „dass das Feuer, das Trump entfacht hat, am Ende nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird.“ Soll heißen: Der CEO rechnet nicht damit, dass die Drohungen des US-Präsidenten zur Realität werden. Ob Trumps Feuer zu einer Flamme verkommt, wird sich spätestens im Juli zeigen. Bis dahin gilt die 90-tägige Aussetzung der zusätzlichen US-Zölle zum geltenden Satz von zehn Prozent.
Wie es anderen exportierenden österreichischen KMU im aktuellen Zoll-Chaos ergeht, lesen sie in der trend.PREMIUM-Ausgabe von Ende Mai 2025.