
OSTOJA MATIC. Als Volksschüler aus Bosnien nach Wien gekommen, hat er Lucky Car aufgebaut. Im Bild: zusammen mit Bernhard Bonelli (links) und Ex-Kanzler Sebastian Kurz (rechts) anlässlich des 15-jährigen Firmenjubiläums.
Bis 2026 sollen die angeschlagenen ATU-Werkstätten unter dem Dach von Lucky Car schwarze Zahlen schreiben – mit Unterstützung von Bernhard Bonelli, Ex-Kabinettschef unter Sebastian Kurz.
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Die gelbe Brille ist Ostoja Matics Markenzeichen. Das aktuelle Modell hat er auf der Onlineplattform Willhaben gekauft, da er beim Optiker keine entsprechende Fassung gefunden hat. Es ist nicht ganz das Gelb des Firmenlogos von Lucky Car, dafür ist es nicht grell genug. Aber so auffallend umtriebig ist Matic, den alle „Ossi“ nennen, seit seiner Rückkehr ins Unternehmen auch nicht mehr. Eigentlich hatte er sich mit Anfang 50 bereits „in die Pension“ verabschiedet, kehrte dann aber für die größte Übernahme der Firmengeschichte zurück: den Kauf der angeschlagenen Auto-Teile-Unger-Werkstätten in Österreich.
Heute agiert er mit mehr Bedacht. „Natürlich spielt Geld eine Rolle. Aber dieses Pensum von früher, als ich täglich drei Veranstaltungen absolvierte, gehe ich nicht mehr mit. Ich achte darauf, in Form zu bleiben und mir zwischendurch auch bewusst Momente des Innehaltens zu erlauben“, sagt er. Das können Reisen sein oder ein Spaziergang mit seinem Hund, mit dem er für das Interview von seiner Wohnung in der Nähe des Hauptbahnhofs bis in den ersten Bezirk gegangen ist.
Selfmade-Unternehmer aus Bosnien
Um die Ecke vom Stephansdom liegt die Zentrale von Lucky Car, eine prestigeträchtige Adresse. Aber Matic ist nicht nur erfolgreicher Unternehmer, sondern war auch mal Integrationsbotschafter unter Ex-Kanzler Sebastian Kurz. Zusammen mit viel Prominenz aus Wirtschaft und Politik feierte man vor zwei Jahren 15 Jahre Lucky Car, heute trifft man sich hin und wieder in der Stadt.
Matic, der im Volksschulalter mit seinen Eltern aus Bosnien nach Wien kam, ist ein Selfmade-Unternehmer. 2008 gründete er mit der Eröffnung eines ersten Standorts in Brunn am Gebirge Lucky Car und baute das Unternehmen innerhalb von 17 Jahren zur größten vertragsfreien Autowerkstattkette mit 65 Standorten – die Hälfte davon in Franchise – und 650 Mitarbeitenden auf. Der Umsatz hat sich über die Jahre und insbesondere durch die Übernahme von ATU vervielfacht und wird sich heuer auf rund 80 Millionen Euro belaufen.
Wachstum sei wichtig, entscheidend sei aber der Gewinn. Man sei schließlich nicht die Caritas. „2026 sollen auch die ehemaligen ATU-Standorte unter unserer Ägide schwarze Zahlen schreiben“, sagt der 54-Jährige, dessen Neffe Mitar Kos als Geschäftsführer der Gruppe tätig ist.
Der Besprechungsraum, in dem Matic für das Gespräch Platz genommen hat, ist modern, aber nicht übertrieben luxuriös ausgestattet. „Bei uns ist nichts vergoldet. Wir haben keine Lampen für 25.000 Euro über dem Besprechungstisch hängen“, spielt er auf den gescheiterten Immobilienzampano René Benko an. Die hier, sagt er und zeigt Richtung Decke, habe vielleicht 500 Euro gekostet.
Sanierungsfall ATU
Ähnlich verhalte es sich auch bei den Werkstätten. Auch dort stehe alles im Zeichen der Funktionalität. „Größenwahn ist extrem gefährlich und kann das ruinieren, was man sich aufgebaut hat. Ich bin durch die jüngsten Fälle viel vorsichtiger geworden“, erzählt er. Die Expansion nach Deutschland, ein lange gehegter Traum, hat er erst mal hinten angestellt.
Heute konzentriert er sich voll auf Österreich und die Sanierung von ATU. Auf die Frage, wie viel er denn für die angeschlagene Gesellschaft mit ihren 270 Mitarbeitern und 24 Standorten bei der Übernahme im vergangenen Jahr gezahlt habe, zögert Matic kurz und entscheidet sich dann doch gegen eine konkrete Anwort. Man habe jedenfalls, betont er, viel Geld in die Hand nehmen müssen und allein heuer rund zwei Millionen zugeschossen. „ATU war ein Restrukturierungsfall, und wir arbeiten mit Hochtouren daran, den Turnaround erfolgreich zu schaffen“, sagt der Eigentümer.
Bonelli an Bord
In der Lucky-Car-Gruppe verantwortet das ehemalige ATU-Geschäft ein Mann, den man aus dem Politbetrieb aus der Zeit von Ex-Kanzler Sebastian Kurz kennt: Ex-Kabinettschef Bernhard Bonelli. Dessen Name war im Mai 2025 erneut in den Medien, als er wegen Falschaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss zu sechs Monaten bedingt verurteilt wurde.
„Bernhard hat uns zunächst beim Kauf beraten und unterstützt uns seit mittlerweile zwei Jahren intensiv als Geschäftsführer der Tochtergesellschaft, in der das ATU-Geschäft gebündelt ist“, sagt Matic. Allerdings werde Bonelli das Unternehmen Anfang nächsten Jahres verlassen, um sich anderen Themen zu widmen.
Die ATU-Übernahme sieht Matic rückblickend positiv: „Ich bereue den Schritt nicht. Ins Risiko zu gehen, war der einzige Weg, an solche Topstandorte zu kommen und unsere Präsenz auf ganz Österreich auszudehnen.“ Ein weiterer großer Vorteil: Man sei nun noch attraktiver für große Versicherungen. Mit Uniqa und seit Kurzem auch Wüstenrot gibt es strategische Partnerschaften.
So erhalten Kaskokunden und Kundinnen, die ihren Schaden bei Lucky Car reparieren lassen, ein kostenloses Servicepaket im Schadensfall. Konkret sparen sie sich 200 Euro Selbstbehalt – die die Partner jeweils zur Hälfte tragen. Mit weiteren Assekuranzen ist man laut Matic in Verhandlung. Zu den Flottenkunden von Lucky Car zählen viele große Unternehmen, unter anderem Spar, PKE Österreich und Autohero von der Auto1 Group.
Vorbilder Red Bull & Hofer
Dass die Marke Lucky Car so bekannt ist, ist kein Zufall. „Wir legen wahnsinnig viel Wert auf Marketing. Mein großes Vorbild ist hier Red Bull“, sagt Matic. Den vor drei Jahren verstorbenen Dietrich Mateschitz habe er zwar nicht persönlich gekannt, ihm aber mal bei einem Event die Hand geschüttelt.
Ein weiteres Vorbild: Hofer. Vom Diskonter habe er sich abgeschaut, nicht zu viel Geld in die Standorte zu stecken, um dadurch günstige Preise anbieten zu können. Im Vergleich zur Konkurrenz ist Lucky Car nach eigenen Angaben bei Karosserieschäden rund 30 bis 50 Prozent preiswerter. Möglich sei das, weil man eher repariere, als Teile auszutauschen.
Das grellgelbe Firmenlogo wiederum ist vom ÖAMTC inspiriert. Die Pannenfahrzeuge sind durch ihre Farbe schon von Weitem gut zu erkennen. Eine solche Sichtbarkeit habe er sich auch für Lucky Car gewünscht, als er 2008 gründete. Matic: „Ich habe damals geglaubt, wenn man selbstständig ist, ist man automatisch reich, fährt tolle Autos und besitzt ein großes Haus.“ Tatsächlich habe es Jahre gedauert, bis er wirklich Geld verdient habe.
Und selbst mit der Erfahrung und dem Erfolg ist seine größte Angst nicht verschwunden: alles zu verlieren, was er sich aufgebaut hat. „Ich meine, es kann immer passieren“, sagt Ostoja Matic, „aber ich muss jetzt nicht ATU Deutschland kaufen, was aktuell ohnehin völlig utopisch wäre. Und wenn ich es mache, muss ich wissen, dass es mich zerreißen kann.“
Der Artikel ist in der Community-Ausgabe trend.KMU vom 28. November 2025 erschienen.
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