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Porsche-Urenkel investiert in österreichisches Start-up

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Investor Felix Porsche

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Warum auch Porsche-Urenkel Felix Porsche in Heizma investiert: Die frühere Handwerker-Vermittlungsplattform will mit neuen Kapitalgebern den Installateursmarkt umkrempeln.

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Ob ihre Matches wirklich in langjährigen Beziehungen enden, muss sich erst weisen. Aber das Potenzial ist da. Die Rede ist vom österreichischen Start-up Heizma, das 2024 mit der Idee gestartet ist, als Vermittlungsplattform Hauseigentümer mit Installateuren zusammenzubringen. Doch mit dem Einstieg der ersten externen Investoren ist man nun drauf und dran, selbst zum größten Installateursbetrieb Österreichs zu werden. 2,5 Millionen Euro brachte die erste Finanzierungsrunde ein, nicht die größte Summe in Österreichs Start-up-Welt, aber eine mit den prominentesten Geldgebern, Sebastian Becker etwa (Redalpine) oder Bernhard Niesner (Sprachlernplattform Busuu, einer der größten Exits Österreichs jemals).

Oder Felix Porsche, den man auf einem Unternehmerevent auf Necker Island von Virgin-Gründer Richard Branson kennenlernte. Eigentlich ist der Spross der VW-Eigentümerfamilie gar nicht so in der Start-upSzene verankert, dennoch schwärmt auch er für die Idee: „Für mich war es ein logischer Schritt, in ein Unternehmen zu investieren, das über drei herausragende Gründerpersönlichkeiten verfügt sowie Klimaschutz und finanzielle Vorteile für Immobilienbesitzer so überzeugend kombiniert.“

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Heizma-Gründer Alexander Valtingojer, Michael Kowatschew, Valentin Perkonigg (v.l.) drei Quereinsteiger aus der IT- und Elektronikbranche im Plattformbusiness fürs Handwerk.

 © Alexander Valtingojer

Förderungen ohne Stopp

Tatsächlich ist der Markt im Umbruch. Rund 1,5 Millionen fossile Anlagen (Gas, Öl, Koks) in Österreich warten klimawandelbedingt auf einen Austausch. Die Lücke im mittelgut organisierten Subventionsfluss vor dem Regierungswechsel („Raus aus Öl und Gas“) hat zwar für Flaute am Heizungsmarkt gesorgt. Dennoch wurden die Fördertöpfe nur rechnerisch blockiert: Installateure konnten rund 70.000 Förderanträge vorab stellen, teils sogar ohne konkretes Projekt. Diese werden nun vergeben und abgearbeitet, bis das neu zuständige Landwirtschaftsministerium mit neuen Förderrichtlinien für Dynamik sorgen dürfte. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 wurden 45.900 (plus sechs Prozent) Heizwärmepumpen verbaut.

Inhaltlich gingen die drei Quereinsteiger aus dem IT- und Elektrikbereich durchaus strategisch vor, gestählt durch eine Reihe früherer Start-up-Erfahrungen. Man suchte ein massentaugliches Themenfeld mit funktionierenden Lösungsansätzen und großem gesellschaftlichem Impact. Was man beisteuern wollte: die konsumentenorientiert optimierte Abwicklung. Da kam der Wärmepumpenboom gerade recht – jenes innovative Heizsystem, das bei gegebenem Stromeinsatz für einen Verdichtungs- und Verdampfungskreislauf einer Spezialflüssigkeit ein Mehrfaches an Wärmeenergie ausspuckt.

Eine Webplattform war rasch gebastelt, bei der Hausbesitzer die gelisteten Installateursbetriebe um Angebote anschreiben konnten. Heizma übernahm dabei anfangs nur das mühsame Nachtelefonieren, Terminvereinbaren, Produktvergleichen, versprach Rückrufe in maximal 15 Minuten. An den elterlichen Einfamilienhäusern wurden die ersten praktischen Erfahrungen mit der Handwerkswelt gesammelt.

„Auf dem Weg zum Marktführer“

Doch rasch stiegen die Nutzerzahlen, die IT-Profis passten die Webtools innerhalb von Tagen an die Erfordernisse an. Heizma begann, sich selbst um die Installateursarbeiten zu kümmern, ehemalige Partnerbetriebe wurden übernommen. Man „skalierte“, wie es in der Start-up-Welt heißt. Über 500 von Heizma organisierte Wärmepumpen haben ihren ersten Wintereinsatz bereits erfolgreich absolviert, 100 weitere kommen derzeit monatlich dazu. Co-Gründer Michael Kowatschew: „Im Gegensatz zum traditionellen Handwerk kommen wir aus dem Plattformbusiness und wissen, wie man die langwierigen Abläufe zwischen Angebotseinholung, Förderabwicklung und Auftragsvergabe in Stunden erledigt. Damit sind wir auf dem Weg zum österreichischen Marktführer.“

Indem man vieles digital und automatisiert abwickelt, ergeben sich deutliche Effizienzgewinne: Statt ein bis zwei Hausbesuche pro Tag wie normale Handwerker kann Heizma schon mal des Doppelte und Dreifache abwickeln, nachdem eine erste Fernbegutachtung per Fotos die Vorselektion getroffen hat. Eine eigene KI sucht nach dem optimalen Gerät und legt innerhalb weniger Tage ein Anbot, die mühsame Kommunikation mit den Förderstellen wird - natürlich unentgeltlich - abgewickelt. Auch die Konzentration auf Sanierungsprojekte scheint ein guter Schachzug gewesen zu sein, denn vom Einbruch der Bauwirtschaft, die vor allem den Neubau betrifft, blieb man bis jetzt unberührt.

Mittlerweile ist Heizma selbst einer der größten Installateursbetriebe in der klein strukturierten Branche in Österreich, beschäftigt über 70 Mitarbeiter in vier Tochterunternehmen und kann eine flächendeckende Gebietsbetreuung anbieten. Um den Wachstumskurs fortzusetzen, hat Heizma enge Kooperationen mit Herstellern wie Bosch, Viessmann, LG, Panasonic und iDM abgeschlossen.

Smarte Idee

Was den neuen Investoren besonders gefällt: Die Idee lässt sich auf Haustechnik insgesamt ausweiten. Den Anfang machen dabei PV-Anlagen und Batteriespeicher für das Smart Home der Zukunft, das man in die Hände von Peter Astl gelegt hat, der ehemalige Geschäftsführer der Verbund-Tochter HalloSonne. Eine eigene Software soll dafür sorgen, dass der Stromeinsatz für die Wärmepumpe, das Speichermanagement und der Bezug aus dem Stromnetz so organisiert werden, dass jeweils die kostengünstigste Kombination zum Einsatz kommt – prognosegesteuert unter Einsatz von Wettermodellen, die Sonnenschein und Wärmebedarf vorherberechnen können.

Auch hier gilt: Heizma geht es nicht um die Neuerfindung des Rades – SmartHome-Angebote gibt es mittlerweile zuhauf –, sondern um ein Sorglospaket für den Anwender, für das man Ende 2024 die Grazer Firma meo Energy übernommen hat. Dazu kommen nun Finanzierungsangebote, immerhin vergehen oft Monate zwischen Anlagenkauf und Eintreffen der Fördergelder (je nach Bundesland unterschiedlich). Die ersten Kooperationsvereinbarungen mit Banken wurden bereits geschlossen.

Für ein Start-up ist das Trio durchaus abgeklärt unterwegs. So entsprechen etwa die Unternehmer-Vorbilder im Hinterkopf dem klassischen Modell, wie der Schraubenhersteller Würth, ein Jahrhunderte altes Familienunternehmen aus Deutschland. „Das war schon ein cooler Typ“, ist Kowatschew nach einer Präsentation begeistert. „95 Jahre alt und immer noch im angestammten Business tätig“. Und eigentlich wollte man ursprünglich - ganz untypisch - ohne externe Investoren auskommen, denn „wir wollen nicht für eine Exit-Fantasie, sondern am Markt funktionieren“.

Das kam anders. Und nach der Finanzierungsrunde ist auch klar: Sie werden beides müssen.

Der Artikel ist im trend.PREMIUM vom 9. Mai 2025 erschienen.

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