
Die Einbringung von Borealis, Borouge und Nova Chemicals durch die OMV und die staatliche Abu Dhabi National Oil Co in ein neues Joint Venture trägt maßgeblich zum gestiegenen M&A-Volumen bei.
©APA/Hans Klaus TechtDas Volumen der M&A-Deals in Österreich explodierte im ersten Halbjahr auf 17,3 Milliarden Euro nach 2,7 Milliarden im Jahr davor. Grund sind zwei besonders große Transaktionen.
Inmitten der Wirtschaftsflaute sind in Österreich heuer im ersten Halbjahr vor allem zwei große Fusionen bzw. Übernahmen (Mergers & Acquisitions) besiegelt worden. Obwohl die Zahl der Transaktionen rückläufig war, stieg das Volumen der Deals gegenüber der Vorjahresperiode von 2,7 auf 17,3 Mrd. Euro auf ein neues Rekordhoch, wie das Beratungsunternehmen EY bekanntgab. Die Anzahl der Transaktionen mit österreichischer Beteiligung sank um 4,8 Prozent auf 118.
Zwei große Deals
Der sprunghafte Anstieg des Volumens sei „getragen von zwei noch nicht abgeschlossenen Transaktionen“, betonte EY. Gemeint sind damit die sieben Milliarden Euro schwere Übernahme von Santander Polen durch die Erste Group sowie die Einbringung von Borealis, Borouge und Nova Chemicals durch den heimischen Öl- und Gaskonzern OMV und die staatliche Abu Dhabi National Oil Co (ADNOC) in ein neues Joint Venture im Wert von 8,9 Milliarden Euro.
„Wir sehen eine gewisse Stabilisierung des Marktes - wenn auch auf niedrigerem Niveau“, teilte Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin Strategy and Transactions bei EY Österreich, am Montag mit. Das starke Volumenwachstum zeige, dass Investorinnen und Investoren gezielt auf einzelne, strategisch relevante Transaktionen setzten - „insbesondere bei internationalen Großprojekten“.
Internationaler Markt auf Wachstumskurs
Der globale M&A-Markt war den Angaben zufolge im ersten Halbjahr deutlich auf Wachstumskurs. Weltweit kam es heuer in den ersten sechs Monaten im Jahresabstand zu einer Vergrößerung des Transaktionsvolumens um 30 Prozent auf 2,1 Billionen Dollar (1,8 Billionen Euro). Vor allem der Juni habe sich mit einem Volumen von 425 Mrd. Dollar als starker Abschluss der ersten Jahreshälfte erwiesen.
Wesentliche Treiber seien 34 Mega-Deals über 10 Milliarden Dollar gewesen. Dazu gehörten etwa die Übernahme von Toyota Industries durch Toyota Motor (33 Milliarden Dollar) und der Kauf des australischen Energiekonzerns Santos durch ein ADNOC-Konsortium (24 Milliarden Dollar). In Summe dominierten Tech-Deals - mit einem globalen Volumen von 488 Milliarden Dollar. Dahinter folgten Finanzdienstleistungen (307 Milliarden Dollar) sowie Öl und Gas/Chemie (251 Milliarden Dollar).
Die USA waren laut M&A-Index von EY mit 952 MilliardenDollar einmal mehr das attraktivste Ziel für Investitionen. Europa wiederum habe mit über 14.000 Deals die höchste Transaktionszahl aufgewiesen. „Das globale M&A-Geschehen hat im ersten Halbjahr deutlich an Fahrt aufgenommen - getragen von Vertrauen in langfristige Wachstumsstrategien“, so Robert Hufnagel, Partner und Leiter M&A Advisory bei EY Österreich. Österreich agiere indes noch vorsichtig.
Trotz selektiver Stärke bleibt der Ausblick für das zweite Halbjahr laut EY „verhalten“. Anhaltend hohe Finanzierungskosten, geopolitische Risiken und komplexe regulatorische Rahmenbedingungen könnten das Momentum dämpfen. Impulse könnten von Zinssenkungen, wachsendem Investitionsinteresse institutioneller Anlegerinnen und Anleger sowie hoher Kapitalreserven im Private-Equity-Sektor kommen.
(trend/APA)