
Lenzing-CEO Rohit Aggarwal
©trend/Lukas IlgnerDie Anzahl von CEOs mit Indischen Wurzeln wächst in globalen Topunternehmen stetig. Auch in Österreich.
Am häufigsten wird der Lenzing-CEO Rohit Aggarwal, wenn er auf seine Herkunft angesprochen wird, danach gefragt, ob er ein IT-Fachmann ist. Das ist der studierte Betriebswirt zwar nicht, dennoch gehört er zu einer weltweit höchst gefragten Kategorie Manager: Dank Topuniversitäten in Technik und Wirtschaft, exzellenter Grundlagenausbildung und einer großen Diaspora sind Führungskräfte aus dem 1,4-Milliarden-Einwohner-Land Indien weltweit an die Spitze zahlreicher Topunternehmen geklettert.
Insbesondere im Silicon Valley hat sich „rooted in India“ zu einer Erfolgsmarke entwickelt. Mit Satya Nadella führt ein studierter Informatiker, der aus Hyderabad stammt, seit mehr als zehn Jahren den aktuell wertvollsten Konzern der Welt, Microsoft. Ebenfalls aus Hyderabad kommt Shantanu Narayen, der schon seit 2007 an der Spitze des Softwarekonzerns Adobe steht. Sundar Pichai aus dem südindischen Madurai ist CEO von Google und der Mutterholding Alphabet. Anjali Sud, Tochter indischer Einwanderer, war bis 2023 CEO der Videoplattform Vimeo, sie leitet nun den Streamingfernsehdienst der Fox Corporation.
Die Liste lässt sich lange fortsetzen. Ob Nikesh Arora von der Cybersecurity-Company Palo Alto Networks, Sanjay Mehrotra von der Halbleitergröße Micron Technology, VertexChefin Reshma Kewalramani, die erste weibliche CEO eines großen amerikanischen BiotechUnternehmens, oder IBM-Chef Arvind Krishna – die Präsenz ist beeindruckend.
Führungskräfte sind aber nicht nur in Richtung USA ein indischer Exportschlager. Auch in Europa gibt es bereits große Konzerne, die auf indischstämmige Topmanager setzen. Der CEO des Schweizer Pharmariesen Novartis ist Vasant Narasimhan, Sohn von Immigranten aus Tamil Nadu in die USA. Auch die Luxusmarke Chanel hat seit 2022 ihre erste weibliche Chefin, Leena Nair, die im Bundesstaat Maharashtra geboren wurde.
Austro-Inder
Lenzing-CEO Rohit Aggarwal ist nicht der einzige Topmanager vom Subkontinent in Österreich. So hat etwa McDonald’s Österreich seit 2023 eine aus Indien stammende Marketingchefin: Dipti Paranjape.
Bremsen könnte den Export von Führungskräften höchstens die gute Wirtschaftsentwicklung in Indien selbst. Derzeit zieht das Land viele Tech-Unternehmen an, die dem US-amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt ausweichen wollen. Westliche Investoren berichten, dass sich die Qualität des Managements im Land sukzessive verbessert hat. „In der Wirtschaft ist eine neue, westlich ausgebildete und perfekt Englisch sprechende Generation am Ruder“, sagte jüngst Peter Schneider, Vorstand des Leiterplattenherstellers AT&S, der seit 25 Jahren in Indien mit einem Produktionsstandort präsent ist, im trend.
Diversität ist dem Land und seinen Menschen jedenfalls eingeschrieben – weil es bei 26 Sprachen und innerhalb des Landes sich ständig ändernder Kulturen gar nicht anders geht, meint Aggarwal, der mit Blick auf die Himalaya-Berge aufgewachsen ist, im Interview: „Das macht uns sehr anpassungsfähig im Umgang mit kultureller Vielfalt – ein großer Vorteil in der globalisierten Welt.“