Vor allem in den USA ist das Geschäft von KTM eingebrochen.
©APA/APA/THEMENBILD/MANFRED FESLLaut Gläubigerschützern dürften allein bei der KTM AG rund 1.600 Gläubiger und 2.380 Arbeitnehmer betroffen sein. Insgesamt belaufen sich die Passiva auf fast drei Milliarden Euro.
Der oberösterreichische Motorradhersteller KTM AG hat wie erwartet am Freitag beim Landesgericht Ried im Innkreis einen Insolvenzantrag einbracht, beantragt wurde ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung. Der Antrag umfasst auch die Töchter KTM Components GmbH sowie KTM F&E GmbH. Im eingebrachten Insolvenzantrag werden laut Gläubigerschutzverband Creditreform „Umsatzeinbrüche am US Markt" als Insolvenzursache angegeben.
Tatsächlich sind die Einbrüche in Nordamerika inklusive Mexiko – die Region steht für 21 Prozent der Absätze – deutlich stärker als in Europa: Im ersten Halbjahr betrugen die Verkaufsrückgänge 36 Prozent, was offiziell auf die Konsumzurückhaltung bei Premium-Motorrädern zurückgeführt wird, wie sie KTM verkauft. In Europa betrug das Minus 14 Prozent.
Als weitere Ursachen für die Insolvenz wird unter anderem auf gestiegene Standortkosten und auf die Rezession verwiesen. Konsumflaute und ein Nachfrageeinbruch hätten zu einem extremen Lagerbestand von rund einer Milliarde Euro geführt. Der Motorrad-Überbestand liege aktuell bei rund 130.000 Stück, so der Kreditschutzverband KSV1870.
Führende ÖVP-Vertreter hatten sich in den letzten Tagen darauf geeinigt, dass die schlechte europäische Standortqualität schuld an den Problemen des Innviertler Leitbetriebs KTM ist. So hatte der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer im Zusammenhang mit der KTM-Insolvenz kritisiert, dass „der Industriestandort Europa sich in den letzten Jahren leider massiv zurück manövriert hat". Der neue EU-Kommissionsvertreter in Österreich, Christian Wigand, sagte dazu hingegen am Freitag, dass die Situation in Österreich und Deutschland „schwieriger als in anderen Mitgliedsstaaten" sei und die Herbstprognose der EU-Kommission für die gesamte Union „relativ stark" gewesen sei. Wigand: „Man muss bei KTM genauer hinschauen, man sollte es sich nicht zu einfach machen."
Von den drei Insolvenzen seien insgesamt 3.623 Dienstnehmer betroffen, die Gesamtverbindlichkeiten werden auf rund 2,9 Mrd. Euro bei rund 2.500 Gläubigern geschätzt, erklärte der Alpenländische Kreditorenverband (AKV). Die Insolvenzgläubiger sollen eine Quote von 30 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren nach Annahme des Sanierungsplanes, erhalten.