
Trotz steigender Umsätze rutschten Österreichs größte Privatbrauereien 2024 tiefer in die Verlustzone. Sowohl Stiegl als auch Ottakringer haben das Vorjahr mit einem Minus abgeschlossen.
Die Oktoberfestsaison ist vorbei, schäumende Feste feiern Österreichs Privatbrauereien dennoch nicht. Das geht aus jetzt hinterlegten Jahresabschlüssen für das letzte Jahr hervor.
Zum dritten Mal in Folge hat die Stiegl-Brauerei in Salzburg einen Verlust eingefahren, trotz steigender Umsätze. Nach einem Minus von 1,4 Millionen Euro im Jahr 2022 und fünf Millionen Euro im Jahr danach verbuchte die größte Privatbrauerei Österreichs im Vorjahr knapp 5,3 Millionen Euro, wie aus dem Jahresabschluss des Unternehmens hervorgeht. Auch das operative Ergebnis (EBIT) rutschte ins Minus (minus 1,05 Millionen Euro). Der Umsatz des Familienunternehmens ist im Vorjahr hingegen deutlich gestiegen, nämlich von 88,1 Millionen Euro 2023 auf 95,4 Millionen Euro.
Auch die Ottakringer Brauerei aus Wien schrieb mit minus 3,37 Millionen Euro erneut rote Zahlen. Der Umsatz der Ottakringer Brauerei GmbH stieg 2024 nur leicht auf 65,1 Millionen Euro, plus 0,8 Prozent. Der Umsatzanstieg stammt nicht aus höheren Bierverkäufen, sondern aus Zuwächsen bei Lohnfüllungen und alkoholfreien Getränken, wie das Unternehmen ausführt. Das operative Ergebnis hingegen fiel auf minus 3,67 Millionen Euro. Zugesetzt hat den Wienern die Rabattschlacht in den Supermärkten. „Der Absatzrückgang resultiert aus dem Marktsegment Lebensmitteleinzelhandel und ist durch den hohen Wettbewerbs- und Preisdruck verursacht", heisst es im Lagebericht.
Die Eigenkapitalquote sank bei Stiegl von 57,8 auf 49,5 Prozent, bei Ottakringer von 53 auf 44 Prozent.
Geschäft mit der Gastronomie nicht erholt
Stiegl-Geschäftsführer Herbert Bauer kündigt Umstrukturierungen an. Vor allem das Geschäft mit der Gastronomie sei in Folge der Corona-Pandemie eingebrochen und habe sich bis heute nicht mehr erholt, so Bauer. Dazu komme der generelle Trend, dass weniger Bier getrunken werde. Daher gehe das meiste Bier in den Handel und werde dort auf Druck der Handelsketten zu sehr niedrigen Preisen verkauft. Im Geschäftsbericht wird von „äußerst preisaggressiven Markenpositionierungen im Lebensmitteleinzelhandel“ gesprochen. Der Bierausstoß ist mit rund 1 Millionen Hektoliter 2024 annähernd gleich geblieben wie im Jahr davor. Bei Ottakringer schrumpte der Bierausstoß um 7,4 Prozent auf 29.000 Hektoliter.
Wegen der anhaltenden Verluste will die Brauerei den Betrieb nun neu aufstellen und das könnte auch Stellenabbau bedeuten, so Bauer: „Natürlich wird es vielleicht an manchen Dingen weniger Personen brauchen als aktuell. Dafür werden neue Themen dazukommen, wo wir wieder zusätzlich Personal benötigen werden.“