
Trio forscht. Drei Politiker, drei Fotografen, ein Bild: Wolfgang Hattmannsdorfer (l.), Peter Hanke (2. v. l.) und Sepp Schellhorn (r.) beim Boehringer-Ingelheim-Besuch Ende März.
©BMKWie Türkis-Rot-Pink im Regierungsalltag bisher weitgehend unfallfrei über die Runden kam. Wer jetzt künftig wo mehr Gas geben will. Warum es demnächst erstmals zwischen den Koalitionsparteien hörbar knirschen könnte.
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Es war in Woche vier nach Start des neuen Regierungstrios Stocker-Babler-Meinl-Reisinger. Die guten Vorsätze waren noch taufrisch. Alle Beteiligten signalisierten beflissen, dem anderen ab sofort ausreichend Terrain zu lassen. Zumal Türkis-Rot-Pink beim ersten Aufgebot an allzu forschen Egos krachend gescheitert war.
Vor diesem Hintergrund wurde eine Lücke für einen gemeinsamen Betriebsbesuch dreier Spitzenpolitiker bei einem Topunternehmen des Landes gesucht und gefunden. Der Ort: Die Firmenzentrale von Boehringer Ingelheim, einem der Top-20-Pharma-Unternehmen der Welt mit rund 55.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 27 Milliarden Euro. Politischer Zweck des Termins: Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmanndorfer, Infrastrukturminister Peter Hanke und Deregulierungs-Staatssekretär Sepp Schellhorn wollten vor Ort den Startschuss zur Erarbeitung der Industriestrategie der Regierung geben.
Mühseliger Koalitionsalltag: alles mal drei
Als die drei Regierungsmitglieder ihren jeweiligen Dienstlimousinen in der Doktor-Boehringerstraße in Wien-Meidling entstiegen, war noch alles eitel Wonne. Wie fragil das Vertrauen in der arrangierten Koalitionsehe noch ist, wurde jedoch schlagartig sichtbar. Alle drei Koalitionsspitzen hatten neben Mitarbeitern auch je einen Fotografen mit im Tross. Weil es vor allem in Forschungslabors zuweilen eng und heikel ist, wenn sich darin zu viele Menschen drängen, fragten Firmenmanager höflich, aber durchaus ernst gemeint an, ob nicht der eine oder andere Fotograf draußen vor der Tür bleiben könne. Das türkis-rote Ministerduo bot dem pinken Staatssekretär an, einer ihrer Fotografen würde Fotos in jeder gewünschten Pose mitmachen. Sepp Schellhorn huldigte freilich dem Grundsatz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ und bestand darauf, seinen eigenen Fotografen mitzunehmen.
Medialen Niederschlag fanden annähernd gleich aussehende Schnappschüsse mehrerer Kameras, die etwas kurios ausfielen, wie immer, wenn sich Politiker in Forschungslabors begeben: Hattmannsdorfer, Hanke und Schellhorn in weißen Firmenmänteln mit begrenzt vorteilhaft anmutenden Schutzbrillen.
Mitte der zweiten Juni-Woche wird die erste Dreierkoalition hundert Tage alt. Anekdoten wie jene über den Besuch bei Boehringer Ingelheim machen zwar nach wie vor die Runde. Wohlmeinende im Regierungsviertel sagen: Diese Anekdoten belegen, dass eine Dreierkoalition eben für alle Neuland, ja schlicht ein Experiment mit offenem Ausgang war und ist. Gemessen daran, sei es in den zurückliegenden drei Monaten im Regierungsalltag erstaunlich ruhig und halbwegs rund gelaufen.
Skeptiker auch in den eigenen Reihen meinen: Die öffentliche Ruhe, die wahrnehmbar ist, sei nur eine Ruhe vor dem Sturm (...)
Lesen Sie den Artikel in ganzer Länge im trend.PREMIUM vom 6. Juni 2025.