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USA-Diskussion: Wie man am besten auf die Trump-Zölle reagiert

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EU-Kommissar a.D. Johannes Hahn forderte für Europa eine globalwirtschaftliche Orientierung weg von den USA.

©Christian Mikes
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Aktueller denn je: Wie mehr als vier Monate Donald Trump die Welt verändert haben, war Gegenstand einer lebendigen Diskussion im österreichischen Bankenverband.

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Dass Donald Trump seit seinem Amtsantritt die Schlagzeilen der Welt beherrscht, steht außer Zweifel. Doch beherrscht er auch die Welt? Soeben hat er wieder eine neue Zolldrohung gegenüber der EU ausgestoßen. Doch viele Zölle liegen derzeit auf Eis, da und dort stellt sich etwas Abstumpfung ein. Welche Herausforderung, welche Chancen haben die ersten vier Monate seiner Amtszeit für die Wirtschaft gebracht?

Nach der Generalversammlung des Bankenverbands, bei der Bawag-Vorstand Enver Sirucic zum Nachfolger des langjährigen Präsidenten Robert Zadrazil, Country Manager Unicredit Bank Austria, gewählt wurde, diskutierten darüber Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, der frühere EU-Kommissar Johannes Hahn, Robin Lumsden, Wirtschaftsanwalt und trend-Gastkommentator, sowie Zadrazil.

Hahn plädierte zum Auftakt launig für „einen Trump-freien Tag pro Woche“, um die Fixiertheit auf die täglich wechselnden Signale aus dem Weißen Haus aufzuweichen. Europas Schlussfolgerung aus über vier Monaten Trump müsse jedenfalls sein, sich neu zu orientieren. „Die Trump-Performance hat dazu geführt, dass wir vermehrt Interesse von zunehmend wichtigen Ländern der Welt registrieren, mit uns, den Europäern, Handelsabkommen zu schließen - basierend auf Verlässlichkeit. Europa mag langsam und kompliziert sein. Aber wenn es einmal einen Deal mit uns gibt, dann hält er.“ Der frühere ÖVP-Politiker hält es deshalb für ratsam, sich auf Abkommen mit Ländern wie Indien, Indonesien oder Philippinen zu konzentrieren.

Ökonom Helmenstein, überzeugter Transatlantiker, plädiert hingegen dafür, einen Neuanlauf zu einem Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU zu nehmen, also eine Art „TTIP neu“. Dieses Abkommen hatte Trump gleich nach seiner Wahl 2016 auf Eis gelegt. Dass er nun für einen Neustart aufgeschlossener sein könnte, hängt mit dem offensichtlichen Scheitern seiner Ziele zusammen: Die USA würden „mutmaßlich nicht“, so Helmenstein, das gesteckte Ziel erreichen: eine Reindustrialisierung mit den MItteln einer aggressiven Handelspolitik, in deren Zentrum Zolldrohungen stehen.

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Männer reden über einen Mann: eine angeregte Diskussion im Bankenverband. V.l.n.r.: Christian Helmenstein, IV, Moderator Bernhard Ecker (trend), Ex-EU-Kommissar Johannes Hahn, Wirtschaftsanwalt Robin Lumsden, Unicredit-Bank-Austria-CEO Robert Zadrazil.

 © Christian Mikes

Wirtschaftsanwalt Lumsden, der in Wien ebenso wie im Silicon Valley, in New York und in Washington tätig ist, kehrte hingegen die Chancen der derzeitigen Situation in den Staaten selbst hervor: „Noch nie war die Chance so groß, in Amerika Geschäfte zu machen, noch nie war es so einfach, mit der Administration direkt in Kontakt zu treten.“ Ein Grund dafür sei, dass die „Amerikaner viel flexibler und anpassungsfähiger als Europäer“ seien. Was außerhalb der USA passiert, interessiere die Amerikaner nicht. Lumsden: „Sie lieben ihre Flagge, ihre Gemeinde, ihren Bundesstaat.“

Davon, dass das Exportgeschäft seiner Kunden Richtung USA anspringe, merkt Banken-CEO Zadrazil allerdings nichts. Die derzeitige Politik habe negative Auswirkungen auf die Wirtschaft. Zur generellen Ausrichtung der Trump'schen Wirtschaftspolitik merkt er kritisch an: „Ich hab noch nie verstanden, warum ein Land wie die USA, das technologisch an der Weltspitze steht, nun auf einmal Sneakers oder T-Shirts produzieren will. Das macht ja keinen Sinn.“

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