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"Wir bedauern die angekündigte Erhöhung der US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte von 25 auf 50 Prozent zutiefst", sagte ein Sprecher der für die EU-Handelspolitik zuständigen EU-Kommission in Brüssel. Sie untergrabe die laufenden Bemühungen um eine Verhandlungslösung im Handelsstreit, schaffe zusätzliche Unsicherheit für die globale Wirtschaft und erhöhe die Kosten für Verbraucher und Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks.
Die EU sei bereit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, hieß es weiter. Dies könne auch früher passieren als am 14. Juli. Zu diesem Termin würden nach derzeitigem Stand automatisch Gegenzölle der EU in Kraft treten, die bereits wegen der ersten Zollentscheidungen von Trump geplant wurden. Die EU hatte diese Maßnahmen eigentlich bereits am 14. April in Kraft setzen wollen, sie dann aber ausgesetzt, nachdem Trump vielen Staaten und der EU 90 Tage lang eine Pause von bestimmten Zöllen gewährt hatte. Dieses Zeitfenster soll eigentlich für Verhandlungen genutzt werden. Die EU hatte bereits mehrfach betont, dass sie entschiedene Maßnahmen gegen US-Zölle einführen wird, sollten die Verhandlungen scheitern.
Damit erhöht Trump den Druck auf globale Stahlproduzenten und verschärft abermals den Handelskrieg. Die Zoll-Ankündigung erfolgte nur wenige Stunden nachdem er China vorgeworfen hatte, eine Vereinbarung mit den USA zum gegenseitigen Abbau von Zöllen und Handelsbeschränkungen für kritische Mineralien zu verletzen.
Die USA sind laut Handelsministerium mit insgesamt 26,2 Millionen Tonnen importierten Stahls im Jahr 2024 der weltweit größte Stahlimporteur, die Europäische Union ausgenommen. Die neuen Zölle dürften daher wohl die Stahlpreise insgesamt erhöhen.
Kanadas Handelskammer verurteilte die Zollerhöhung umgehend. "Die Auflösung effizienter, wettbewerbsfähiger und zuverlässiger grenzüberschreitender Lieferketten, wie wir sie bei Stahl und Aluminium haben, verursacht beiden Ländern große Kosten", erklärte Handelskammer-Präsidentin Candace Laing. Auch Australien verurteilte die Zollerhöhung als "ungerechtfertigt und nicht die Handlung eines Freundes".
Auch Österreich ist von der Zollerhöhung betroffen. Aus der EU sind 2023 rund vier Millionen Tonnen in die USA exportiert worden, die wichtigsten Herkunftsländer eingeführter Stahlprodukte sind nach US-Angaben Kanada, Brasilien und Mexiko. Aluminium importieren die USA vor allem aus Kanada, den Vereinigten Arabischen Emiraten, China und Südkorea. Es war nicht sofort klar, ob es bei den erhöhten Zöllen Ausnahmen geben soll - etwa für Kanada und Mexiko, mit denen die USA eine nordamerikanische Freihandelszone bilden. Zuletzt gab es keine Ausnahmen.