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RBI baut Russland-Geschäft weiter ab

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In Russland baut die RBI ihr Geschäft weiter ab
 © APA/APA/THEMENBILD/HELMUT FOHRINGER
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Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat im ersten Halbjahr 2025 einen Konzerngewinn von 567 Mio. Euro erwirtschaftet - ohne das Geschäft in Russland und Belarus. Das sind 4,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, teilte die RBI am Mittwoch mit. Die Bank baut das Geschäft in Russland weiter ab, der Rechtsstreit mit Rasperia belastet aber das Ergebnis der Tochter. Der Ausblick der Bank bleibt weitgehend unverändert, nur bei den Risikokosten zeigt sie sich optimistischer.

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In Russland baut die Bank ihr Geschäft entsprechend den Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) weiter ab, es gehe sogar rascher voran als im Zeitplan der EZB vorgeschrieben, heißt es von der RBI. Aufgrund der Rubel-Aufwertung im ersten Quartal seien die Fortschritte aber vor allem in lokaler Währung zu sehen.

Seit Jahresbeginn wurden die Kundenkredite (in Rubel gerechnet) in Russland um 9 Prozent reduziert, auch die Kundeneinlagen sanken um 9 Prozent. Per Ende Juni 2025 gab es bei Raiffeisen in Russland noch Kundenforderungen von 4,7 Mrd. Euro, die risikogewichteten Aktiva (RWA) lagen bei 18,6 Mrd. Euro. Die Zahl der Kunden schrumpfte von 3,3 Millionen im Halbjahr 2024 auf 3,0 Millionen, auch die Zahl der Mitarbeiter ging von 9.715 auf 8.657 zurück.

Das Ergebnis der Russland-Tochter hat indessen deutlich unter dem jüngsten russischen Gerichtsurteil gelitten, das dem russischen Strabag-Aktionär Rasperia Trading Limited im Frühling einen Schadenersatz von rund 2 Mrd. Euro zugesprochen hatte. Die Bank will sich gegen das russische Urteil in Österreich zur Wehr setzen und ihrerseits die Rasperia klagen, um sich so einen Teil des Geldes über die österreichischen Vermögenswerte der Rasperia zu sichern.

Vor einigen Tagen wurden die daraus erwarteten Erlöse von 1,2 Mrd. Euro aber bei der Raiffeisen Russland wieder ausgebucht. Die Bank rechnet zwar weiterhin damit, die Ansprüche gegenüber Rasperia Trading in Österreich durchsetzen zu können, allerdings könnte sich die Einreichung der Klage gegen Rasperia in Österreich verzögern, da Rasperia in Russland einen Antrag auf ein Verbot internationaler Rechtsmittel für die RBI eingebracht hat.

Der ausgebuchte Betrag sorgte bei der Russland-Tochter für einen Verlust nach Steuern im Halbjahr von 437 Mio. Euro, nach plus 705 Mio. Euro in der Vorjahresperiode. Auch im Gesamt-Konzernergebnis inklusive Russland schlug sich das sichtbar nieder. Inklusive Russland und Belarus stand bei der RBI unterm Strich nur noch ein Gewinn von 148 Mio. Euro, nach 1,32 Mrd. Euro im Halbjahr 2024. Im zweiten Quartal alleine ergab sich sogar ein Minus von 557 Mio. Euro.

Positiv wertet die RBI ihre Risikosituation. "Dank der positiven Entwicklung der Risikokosten im ersten Halbjahr können wir unsere Prognose für das Gesamtjahr reduzieren", sagte RBI-Risikovorstand Hannes Mösenbacher. Die Bank erwartet nun (ohne Russland) eine Neubildungsquote von 35 Basispunkten, nachdem zuvor noch eine Quote von bis zu 50 Basispunkten angenommen wurde. Im Halbjahr 2025 lag die Neubildungsquote bei 21 Basispunkten.

Im ersten Halbjahr lagen die Risikokosten bei 108 Mio. Euro, nach 81 Mio. Euro im Halbjahr 2024. Die Bank hat wegen des unsicheren makroökonomischen Umfelds ihre Risiko-Overlays erhöht. Die Zahl der Kreditausfälle sei weiterhin niedrig. Die NPE-Quote (non-performing exposures) ging von 2,1 Prozent zum Jahresschluss 2024 auf 1,8 Prozent zurück.

Bei den Einnahmen verzeichnete die RBI einen leichten Rückgang beim Zinsüberschuss von 1 Prozent auf rund 2,07 Mrd. Euro. Der Provisionsüberschuss legte dagegen um 8,6 Prozent auf 969 Mio. Euro zu. Die Kundenforderungen legten um 2 Prozent auf 97,5 Mrd. Euro zu. Die harte Kernkapitalquote lag bei 15,7 Prozent, nach 15,1 Prozent zum Ende 2024. Die Quote berücksichtigt ein "Worst-Case-Szenario", in dem die Raiffeisenbank Russland komplett entkonsolidiert werden muss und das gesamte Eigenkapital verloren ist.

"Ich bin mit dem Halbjahresergebnis angesichts der Zinssenkungen in der Eurozone und unserem wichtigsten Markt Tschechien zufrieden", sagte Bankchef Johann Strobl am Mittwoch. Abgesehen von den Risikokosten hat die Bank ihren Ausblick bestätigt: Sie erwartet für 2025 (ohne Russland) ein Wachstum bei den Kundenforderungen um 6 bis 7 Prozent, einen Zinsüberschuss von rund 4,15 Mrd. Euro und einen Provisionsüberschuss von rund 1,95 Mrd. Euro. Die harte Kernkapitalquote wird bei rund 15,2 Prozent gesehen.

Das Jahr dürfte dennoch von geopolitischen Unsicherheiten geprägt bleiben, vor allem aufgrund der höheren US-Zölle, die die Export- und Konjunkturentwicklung in Europa dämpfen dürften, schreibt die Bank. Steigende Verteidigungsausgaben und das deutsche Infrastrukturpaket könnten jedoch für positive Impulse sorgen. Vor allem für Polen und den Westbalkan rechnet die RBI mit einer besseren Wirtschaftsentwicklung, während das Wachstum in Österreich, Rumänien und Ungarn stagnieren dürfte.

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