Trend Logo

Iran-Angriff - Netanyahu: "Kluge Reaktion" nötig

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
10 min
Israels Armeechef Herzi Halevi (links) will auf Iran-Angriff antworten
©APA/APA/Israeli Army/-
  1. home
  2. Aktuell
  3. Nachrichtenfeed
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat einem Bericht des Rundfunksenders Kan zufolge bei einem privaten Treffen mit Ministern seiner Likud-Partei betont, auf den Raketenangriff des Irans müsse eine kluge Reaktion folgen. Der Iran solle nervös warten müssen, wann die Gegenreaktion erfolge, so wie es Israel vor dem Angriff am späten Samstagabend ergangen sei. Der Sender berichtete, Israel habe zugesichert, die USA vor einem Gegenschlag zu informieren.

von

Das Kriegskabinett, dem neben Netanyahu, auch Verteidigungsminister Yoav Gallant, Ex-Verteidigungsminister Benny Gantz und mehrere Berater angehören, hatte bereits am Sonntagabend beraten. Das Kriegskabinett habe bei Beratungen am Sonntagnachmittag keinen Beschluss über das weitere Vorgehen gefasst, berichtete die Zeitung "Times of Israel". In den kommenden Tagen sollten weitere Gespräche geführt werden, meldete das Nachrichtenportal "Axios". Bei der Sitzung seien mehrere Optionen für einen möglichen israelischen Vergeltungsschlag erörtert worden.

Das US-Militär fing nach eigenen Angaben mit Unterstützung von Zerstörern des US European Command am Samstag und Sonntag mehr als 80 Drohnen und mindestens sechs ballistische Raketen mit Ziel Israel ab und zerstörte sie. Die Geschoße seien vom Iran und Jemen aus abgefeuert worden, teilt das US Central Command (Centcom) auf X (vormals Twitter) mit.

"Centcom ist weiterhin bereit, Israels Verteidigung gegen diese gefährlichen Aktionen des Irans zu unterstützen. Wir werden weiterhin mit allen unseren regionalen Partnern zusammenarbeiten, um die regionale Sicherheit zu erhöhen." Der Angriff mit mehr als 300 Drohnen und Raketen, die größtenteils aus dem Iran abgefeuert wurden, hat nur geringen Schaden angerichtet.

Der Iran stellte die Operation mit dem Titel "Aufrichtiges Versprechen" als Vergeltungsschlag für die Tötung hochrangiger Offiziere in Syrien dar. Am 1. April waren bei einem mutmaßlich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus zwei Brigadegeneräle getötet worden.

Der iranische UNO-Botschafter Amir Saeid Iravani sagte bei einer Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats, die Islamische Republik habe ihr Recht auf Selbstverteidigung ausgeübt: "Diese Aktionen waren notwendig und verhältnismäßig." Israels Vertreter Gilad Erdan hielt dagegen, der Iran habe "jede rote Linie überschritten" und sein Land habe nun wiederum das Recht, Vergeltung zu üben. Irans Nationaler Sicherheitsrat warnte Israel vor einer militärischen Antwort auf die Vergeltungsschläge.

US-Präsident Joe Biden hielt Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu nach Darstellung aus Washington dazu an, einen möglichen Schlag gegen den Iran und dessen Folgen sorgfältig abzuwägen. In dem Telefonat zwischen den beiden am Samstagabend (Ortszeit) habe Biden Netanyahu "sehr deutlich" gemacht, dass man "sorgfältig und strategisch über die Risiken einer Eskalation nachdenken" müsse, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter am Sonntag.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief nach dem ersten direkten Angriff des Irans auf Israel alle Seiten zu äußerster Zurückhaltung auf. Er verurteilte den iranischen Beschuss mit Drohnen und Raketen und warnte vor einer weiteren Eskalation. "Der Nahe Osten steht am Abgrund", sagte Guterres am Sonntag bei der Sitzung des Sicherheitsrates, die nach dem Angriff einberufen worden war.

"Die Menschen in der Region sind mit der realen Gefahr eines verheerenden umfassenden Konflikts konfrontiert. Jetzt ist es an der Zeit, die Lage zu entschärfen und zu deeskalieren." Der Iran hatte Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf sein Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April angedroht. In der Nacht zu Sonntag feuerte die Islamische Republik mehr als 300 Drohnen und Raketen in Richtung Israel ab, die nach israelischen Angaben aber zu 99 Prozent abgefangen wurden.

Guterres erinnerte die Mitgliedsstaaten daran, dass die Charta der Vereinten Nationen (UNO) die Anwendung von Gewalt gegen die territoriale Integrität oder politische Unabhängigkeit eines Staates verbiete.

US-Außenminister Antony Blinken beriet nach dem iranischen Angriff auf Israel mit seinen Amtskollegen aus Saudi-Arabien, Jordanien und Ägypten. Auch mit dem türkischen Außenminister habe Blinken telefoniert, erklärt das US-Außenministerium. In den getrennten Gesprächen habe Blinken bekräftigt, dass die USA keine Eskalation wollten. Er habe er wiederholt, dass die USA Israel bei seiner Verteidigung weiterhin unterstützen würden.

Mit seinem ägyptischen Amtskollegen Sameh Schukry habe Blinken zudem darüber gesprochen, die humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen auszuweiten. Thema seien hier auch der Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung und eine sofortige Waffenruhe gewesen, durch die die Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen sichergestellt werden solle. Die USA und Ägypten sind neben Katar die wichtigsten Vermittler in dem seit mehr als einem halben Jahr anhaltenden Krieg zwischen dem israelischen Militär und der Hamas im Gazastreifen.

Der stellvertretende US-Botschafter bei der UNO, Robert Wood, forderte den 15 Mitglieder zählenden Sicherheitsrat auf, den Angriff des Irans unmissverständlich zu verurteilen. Das Gremium habe die Pflicht, das Vorgehen des Irans nicht unbeantwortet zu lassen. "In den kommenden Tagen und in Absprache mit anderen Mitgliedsstaaten werden die Vereinigten Staaten zusätzliche Maßnahmen prüfen, um den Iran hier bei den Vereinten Nationen zur Verantwortung zu ziehen", sagte Wood. "Lassen Sie es mich klar sagen: Wenn der Iran oder seine Stellvertreter Maßnahmen gegen die Vereinigten Staaten oder weitere Maßnahmen gegen Israel ergreifen, wird der Iran zur Verantwortung gezogen."

Der iranische UNO-Botschafter Amir Saeid Irawani erklärte, das Vorgehen seines Landes sei notwendig und verhältnismäßig. Die Regierung in Teheran strebe weder eine Eskalation noch einen Krieg in der Region an. Der Iran habe auch nicht die Absicht, einen Konflikt mit den USA einzugehen. Sein Land bekräftige aber sein Recht auf Selbstverteidigung. "Wenn die USA militärische Einsätze gegen den Iran, seine Bürger oder seine Sicherheit und Interessen einleiten, wird der Iran von seinem unveräußerlichen Recht Gebrauch machen, angemessen zu reagieren", sagte Irawani.

Israels UNO-Botschafter Gilad Erdan, der die Sitzung des Sicherheitsrates beantragt hatte, warf dem Iran Verstöße gegen das Völkerrecht vor. Er forderte den Sicherheitsrat auf, den Iran zu verurteilen, die Sanktionen wieder einzuführen und die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation einzustufen. "Die Schlummertaste ist keine Option mehr. Die einzige Möglichkeit ist, den Iran zu verurteilen und alle notwendigen Mittel einzusetzen, um ihn für seine schrecklichen Verbrechen einen hohen Preis zahlen zu lassen."

Der Iran hatte seine Drohung mit Vergeltung zwei Wochen nach dem Angriff auf sein Botschaftsgelände in Damaskus wahr gemacht, bei dem sieben Offiziere der mächtigen Revolutionsgarden getötet wurden. Unter den Toten sind auch zwei ranghohe Befehlshaber. Der Iran macht Israel für den Angriff verantwortlich. Israel hat weder bestätigt noch dementiert, den Angriff ausgeführt zu haben.

Bei dem iranischen Angriff wurde Behörden zufolge ein siebenjähriges Mädchen schwer verletzt. Eine israelische Militäreinrichtung wurde nach Angaben der Armee leicht beschädigt.

This handout picture courtesy of the Israeli Prime Minister's Office taken on April 14, 2024 shows Israel's Prime Minister Benjamin Netanyahu (C) during a War Cabinet meeting at the Kirya in Tel Aviv. Iran's Revolutionary Guards confirmed early April 14, 2024 that a drone and missile attack was under way against Israel in retaliation for a deadly April 1 drone strike on its Damascus consulate. (Photo by Israeli Prime Minister Office / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / Israeli Prime Minister's Office - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Über die Autoren

Logo
Abo ab €16,81 pro Monat
Ähnliche Artikel
Blinken unterwegs nach Saudi-Arabien
Nachrichtenfeed
Gespräche über Gaza-Krieg gehen in Saudi-Arabien weiter
Lieferungen nach Europa könnten beeinträchtigt sein
Nachrichtenfeed
Selenskyj beklagt russische Angriffe auf Gastransitnetz
Netanyahu befürchtet ein weiteres Justizproblem
Nachrichtenfeed
Netanyahu befürchtet Haftbefehl durch Strafgerichtshof
Mehrere Explosionen wurden auch in Charkiw gemeldet
Nachrichtenfeed
Russland überzog Ukraine mit Luftschlägen
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin
Nachrichtenfeed
USA kündigen neues Milliardenpaket für Ukraine an
Außenminister Blinken und Staatschef Xi
Nachrichtenfeed
Blinken traf in Peking auch Chinas Staatschef Xi
Macron warnt vor Sterben Europas
Nachrichtenfeed
Macron mahnt Europa zu stärkerer Verteidigung
Der US-Senat hat ein Ukraine-Hilfspaket beschlossen
Nachrichtenfeed
US-Kongress stimmte für Milliardenhilfen für die Ukraine
Timur Iwanow soll sich bestechen haben lassen
Nachrichtenfeed
Korruption - Russischer Vize-Verteidigungsminister verhaftet
Rishi Sunak drängte auf das umstrittene Gesetz
Nachrichtenfeed
Britisches Parlament beschloss Gesetz zu Asylpakt mit Ruanda
Frankreichs Ex-Außenministerin Catherine Colonna leitet Expertengruppe
Nachrichtenfeed
Studie: Kein Hinweis auf viele Terrorunterstützer in UNRWA
EU-Chefdiplomat Josep Borrell gab Einigung bekannt
Nachrichtenfeed
Borrell: EU-Staaten beschließen neue Iran-Sanktionen