
KEINE ÜBERTRIEBENE SPORTLICHKEIT, SONDERN BUSINESSCLASS-RUHE UND EFFIZIENZ ZEICHNET DIE BEIDEN AUS.
©ANDREAS RIEDMANNDer DIENSTWAGEN aus der Sicht der Selbstfahrer: Wo die meiste Freude zu holen ist, sitzt man mal woanders als im Büro.
Ob Fuhrparkmanager oder Selbstständiger – wer heute ein Fahrzeug zur gewerblichen Nutzung konfigurieren will, steht vor einer Vielzahl von Möglichkeiten: repräsentativ oder zurückhaltend? Kombi oder Limousine oder doch SUV? Elektrisch oder Hybrid? Und wenn Hybrid: Plug-in oder Vollhybrid? Oder doch wieder klassischer Diesel? Hier müssen zahlreiche Entscheidungen getroffen werden. Zumal Dienstwagen immer noch die Werte eines Unternehmens nach außen hin repräsentieren. Wir haben einige spannende Modelle zusammengetragen, die laut Zulassungsstatistik gerne gewerblich zugelassen werden. Das Spektrum reicht vom robusten Škoda Octavia über den plattformgleichen VW Golf bis hin zu den elektrischen High-End-Vertretern BMW i5 und Audi A6 e-tron. Dabei geht es hier in erster Linie nicht um Daten und Fakten wie um rationale Überlegungen rund um Sachbezug und Co., sondern um den Dienstwagen aus Sicht der Fahrfreude.
AUDI S6 E-TRON & BMW I5 M60.
Während BMW über alle Antriebsvarianten des 5ers dasselbe Blechkleid legt und seine Designsprache und Markentradition nur sachte weiterentwickelt – lang gestreckte Silhouette, klassische Proportionen, dominante Nieren –, hat Audi seinem Businessstromer ein futuristisches Kleid verpasst. Gleich mehrere Details kennt man so von Audi noch nicht. Der A6 e-tron hebt sich somit deutlich von seinen Verbrenner-Geschwistern ab, die alle konventioneller gestaltet wirken.
In Sachen Technik begegnen einander S6 und i5 auf Augenhöhe: Sie sind beide reichweitenstabile E-Autos, der Verbrauch hängt stark vom Fahrverhalten ab. Unter 20 kWh sind theoretisch möglich, bei 551 beziehungsweise 600 PS und deutlich unter vier Sekunden auf 100 km/h muss man sich da aber ziemlich beherrschen. Und trotzdem: Keine aufdringliche oder übertriebene Sportlichkeit, sondern Business-Class-Ruhe und Effizienz zeichnet die beiden unterm Strich aus. Ihre Unterschiede zeigen sich eher in der Detailverliebtheit.
Der Audi bietet ein separates Beifahrerdisplay, der BMW kontert mit edlerem iDrive und einer sogenannten Interaction Bar zur Steuerung von Klima und Licht. Beim Kofferraumvolumen liegt der BMW leicht vorne, der Audi punktet dafür mit einem Frunk – ein Zugeständnis an die Praktiker, denn dort kann beispielsweise das Ladekabel verstaut werden. Preislich bewegen sich beide gemäß ihrer Fahrzeugklasse im oberen Segment: Die beiden trennen nur rund 200 Euro.
VW GOLF & ŠKODA OCTAVIA.
Während die Oberklasse gerne elektrisch fährt, findet man in der gehobenen Kompaktklasse oft Verbrenner – der im Fall des VW Golf eHybrid allerdings oft Pause hat. Mit deutlich gewachsener Batterie (19,7 kWh), daher mit bis zu 100 Kilometern elektrischer Reichweite und obendrauf noch mit Gleichstromlademöglichkeit (50 kW), ist der VW-Dauerbrenner nun auch in Sachen Ladepower auf der Höhe der Zeit. Dennoch bleibt vieles typisch Golf: klar strukturiert, gut verarbeitet, leicht zu fahren – eben auch mit einem gewissen Pragmatismus. Nicht alles ist serienmäßig aktiv: Funktionen wie Navi oder Sitzheizung sind freischaltbar, was zwar technisch clever, aber emotional gewöhnungsbedürftig ist.
Der Škoda Octavia geht einen anderen Weg: größer (weil Kombi), noch eine Spur durchdachter und in manchen Bereichen edler ausgeführt. Mit dem jüngsten Facelifting wirkt der beliebteste Firmenwagen Österreichs nochmals gereifter: markanter Look mit neuen Scheinwerfern, moderneres Interieur und eine Vielzahl an sogenannten „Simply Clever“-Lösungen (die allerdings auch schon vorher da waren). Unser Testwagen, der 150 PS starke 1.5 TSI mit Mild-Hybrid, fuhr sich leise, leichtfüßig und kraftvoll genug für alle Lebenslagen.
Beim Platzangebot spielt der Octavia ohnehin in einer eigenen Liga: bis zu 1.700 Liter Kofferraumvolumen im Kombi sind eine Ansage – das reicht fast ans Oberklasseformat heran. Wer Kilometer sammelt, wird darüber hinaus die Langstreckentauglichkeit und die Komfort-Details schnell liebgewinnen: Die klappbaren Schlafstützen im Octavia-Fond freuen zudem auch die vom Büroalltag Ermüdeten.
BMW I4 & MERCEDES C-KLASSE.
Der BMW i4 xDrive40 bringt mit der neuen Allradvariante ein vorwärtsdrängendes Element in die elektrische Mittelklasse: 401 PS, 600 Nm und ein Fahrverhalten, das trotz 2,2 Tonnen Gewicht als sportlich zu beschreiben ist. Die Vorteile gegenüber dem heckgetriebenen eDrive40 sind vor allem bei Traktion und Kurvenpräzision spürbar – das ist freilich nur für Menschen relevant, die gerne aktiv fahren oder regelmäßig im Winter unterwegs sind. Auch diese soll es unter den gewerblichen Nutzern geben. Der Preisaufschlag von über 3.000 Euro gegenüber dem Basismodell rechtfertigt sich.
Innen zeigt sich der i4 BMW hochwertig: klar, luxuriös und ergonomisch top. Die Sitze sind wie gewohnt grandios, die Verarbeitung tadellos. Interessant ist, dass der 4er nicht als Plug-in-Hybrid zu haben ist, wer diesen Antrieb will, muss zum 3er greifen.
Als einziger Hersteller bietet Mercedes übrigens Dieselhybride an: Für die gewerbliche Nutzung empfehlen sich hier vor allem der GLC oder die C-Klasse. Letztere ist als C 300 de dank Diesel-Effizienz und Strom-Plus vor allem auf der Langstrecke unschlagbar. In der Stadt ist man bei halbwegs artigem Ladeverhalten ohnehin praktisch nur elektrisch unterwegs: Etwas unter 100 km sind rein elektrisch realisierbar, was im Alltag häufig genügt. Dank DC-Ladefähigkeit (bis 55 kW) ist auch der Stromnachschub flott erledigt – ein Alleinstellungsmerkmal in diesem Segment. Mit einer Systemleistung von 313 PS und 700 Nm Drehmoment bietet er zudem top Fahrleistungen. Der Kofferraum ist wegen der Hybridtechnik etwas eingeschränkt, aber für den Businesseinsatz bleibt er ausreichend.