
Roman Nowatschek, Abteilungsleiter EVN E-Mobilität, über Österreichs größten Ladepark, Möbelhäuser als Lade-Hotspots und den Blick ins Jahr 2030.
TREND: Elektromobilität boomt, gleichzeitig ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur eine Herausforderung. Welche Rolle spielt die EVN in diesem Umfeld?
Nowatschek: Wir sind Marktführer in Österreich und betreiben derzeit rund 3.700 Ladepunkte. Bis 2030 investieren wir 100 Millionen Euro in den Ausbau. Damit stehen wir seit Jahren für Verlässlichkeit. Wichtig ist uns vor allem, die E-Mobilität auch in der Fläche zu entwickeln: Ladeinfrastruktur also nicht nur entlang der Hauptverkehrsachsen zu errichten, sondern auch in den Gemeinden, bei Ausflugszielen und beim Einzelhandel
Am 1. August wurde in Amstetten der größte Ladepark Österreichs in Betrieb genommen. Was macht ihn besonders?
Zunächst einmal die Größe: Im Vollausbau gibt es dort 50 Ladepunkte, aktuell sind es 38. Mit bis zu 400 kW Ladeleistung können Autos und Transporter besonders schnell geladen werden. Strategisch wichtig ist die Lage direkt an der A1, einer der meistbefahrenen Verkehrsachsen Österreichs. Und entscheidend ist auch die Infrastruktur vor Ort mit Sanitäreinrichtungen, Snacks, Beleuchtung, Überdachung. Heute reicht es nicht mehr, einfach nur Ladesäulen aufzustellen.
Für wen ist der Ladepark vor allem relevant?
Grundsätzlich für alle. In Österreich sind 80 Prozent der Neufahrzeuge gewerblich zugelassen, in der E-Mobilität ist es ähnlich. Das heißt: Transitverkehr, Geschäftsreisende und Flotten sind eine wichtige Zielgruppe. Gleichzeitig nutzen auch Urlauber den Standort. Und durch die Nähe zu Deutschland und Italien kommen viele internationale Kund:innen. Elektromobilität ist längst kein Binnenphänomen mehr.
Ein weiteres Großprojekt betrifft die XXXLutz-Gruppe. Warum ist der Handel ein attraktiver Partner?
Mobilität muss in den Alltag integriert werden. Menschen verbringen Zeit beim Einkaufen oder beim Planen einer Küche – das Auto brauchen sie in dieser Zeit nicht. Also ist es naheliegend, Ladepunkte dort anzubieten. Das macht den großen Charme aus. Und es ist ein österreichweites Projekt: Bis 2028 werden alle 92 Standorte von XXXLutz, Möbelix und Mömax mit Ladeinfrastruktur ausgestattet, die ersten zwölf bereits bis Ende 2025.
Wo sehen Sie allgemein die größten Hürden beim Ausbau?
Das Wichtigste ist die Standortfrage – ohne gutes Grundstück und passenden Partner wird es schwierig. Hinzu kommen laufend neue regulatorische Vorgaben von Eichrechtskonformität bis Ladepunktdatenverordnung. Aber als großes Unternehmen sind wir darauf vorbereitet.
Wie verändert sich das Nutzerverhalten?
Die Zahl der Ladevorgänge steigt stetig. Trotzdem wird der Großteil weiterhin zu Hause oder am Arbeitsplatz laden – das ist netzdienlich und wirtschaftlich vernünftig. Aber für den Fernverkehr sind schnelle Ladevorgänge unverzichtbar. Es braucht den richtigen Mix aus Ladeleistung und Standort.
Wenn Sie ins Jahr 2030 blicken: Wie sieht das österreichische Ladenetz aus?
Sehr gut ausgestattet – noch besser als heute. Der größte Unterschied wird sein, dass auch der Schwerverkehr elektrifiziert ist. Außerdem werden durch günstigere Neufahrzeuge und den kommenden Gebrauchtwagenmarkt mehr Privatkunden einsteigen.
Ein letzter Punkt: Sie senken ab Oktober die Preise an zwei Standorten. Warum?
In Roggendorf und Hausruck wird der Ad-hoc-Preis auf 0,49 Euro/kWh gesenkt – ohne Ablaufdatum. Damit wollen wir Barrieren abbauen, besonders für internationale Kund:innen und Lkw-Fahrer, die keine Ladekarte haben. Unser Ziel ist es, die E-Mobilität mit unkomplizierten Lösungen voranzutreiben.
Zur Person.
Roman Nowatschek ist seit Jänner 2022 in der EVN tätig und seit März 2023 Abteilungsleiter der EVN E-Mobilität. Durch seine vorangehenden Tätigkeiten bringt er mehrjährige Erfahrung im nationalen und internationalen Produktmanagement und Business Development mit.