Österreichs größte Unternehmen: EVN AG – Niederösterreichs Energieversorger
Die börsennotierte niederösterreichische EVN ist einer der größten Energieanbieter Österreichs und derzeit in 14 Ländern aktiv, neben Österreich vor allem im südosteuropäischen Markt. Im trend Top500 Ranking liegt die EVN auf Rang 51.
Die Zentrale der EVN AG in Maria Enzersdorf
ARTIKEL-INHALT
- FACTS: EVN AG (Energie-Versorgung Niederösterreich AG)
- Ursprünge der EVN
- Die Verschmelzung zur EVN AG
- Geschäftsfelder der EVN AG
- Kraftwerke der EVN AG
- Strategie 2030
- EVN AG im Internet
FACTS: EVN AG (Energie-Versorgung Niederösterreich AG)
- Gegründet: 1922/1954/1986
- Unternehmenssitz: EVN-Platz, 2344 Maria Enzersdorf, Niederösterreich
- Mitarbeiter: 7.100
- Tätigkeiten: Energieerzeugung, Strom, Gas, Wärme, Wasser, Abfallverwertung und damit verbundene Dienstleistungen
- Umsatz (2021): 2.394,90 Mio. €
- Eigentümer: NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH (Anteil: 51%) , WIENER STADTWERKE GmbH (Anteil: 28,4%), Streubesitz inklusive Mitarbeiteraktien (Anteil: 19,7 %), Firmeneigener Aktienbesitz (Anteil: 0,9 %)
- Management: Franz Mittermayer (Vors), Stefan Szyszkowitz (Vors)
- Aufsichtsrat: Bettina Glatz-Kremsner (ARVors), Norbert Griesmayr (1. ARVorsStv), Willi Stiowicek (2. ARVorsStv)
- Börse-Kennzahl: AT0000741053
- Website: www.evn.at/
Ursprünge der EVN
1907 wurde das Landes-Elektrizitätswerk des Erzherzogtums Österreich unter Enns gegründet. Dieses baute das Speicherkraftwerk Wienerbruck 1911, seinerzeit das größte seiner Art in Österreich-Ungarn, für die Elektrifizierung der Mariazellerbahn und die Enerbieversorgung der Stadt St. Pölten. Nach dem Zerfall der Habsburger-Monarchie und der Zerteilung in die Bundesländer wurde 1922 die Niederösterreichische Elektrizitätswirtschafts-Aktiengesellschaft NEWAG gegründet.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die österreichische Elektrizitätswirtschaft verstaatlicht und somit wurde das Land Niederösterreich zum Alleineigentümer der NEWAG. Diese setzte sich die Vollelektrifizierung des Landes zum Ziel, denn nach Kriegsende waren noch einige Gebiete ohne elektrischen Strom. Die letzte Gemeinde Niederösterreichs, die einen Stromanschluss erhielt, war Harmanschlag im Waldviertel 1963.
1966 kamen die NEWAG und NIOGAS, der niederösterreichische Erdgasversorger, in eine Krise und es drohte die Insolvenz. Auslöser war Missmanagement des damaligen NEWAG-Generaldirektors Viktor Müllner, der auch den Landespolitiker war. Es kam zu Konflikten zwischen Unternehmens- und Landesinteressen und in mehreren Fällen zu unrechtmäßiger Begünstigung Dritter. Müllner musste seine Funktionen zurücklegen und kam vor Gericht. Seinem Nachfolger Rudolf Gruber gelang es mit finanzieller Unterstützung der Landesregierung, den Konkurs zu vermeiden.
Jahr | Umsatz (in Mio. €) | +/- ggü. Vorjahr in % |
---|---|---|
2015 | 2.135,80 | 8,15 |
2016 | 2.046,60 | -4,18 |
2017 | 2.215,60 | 8,26 |
2018 | 2.072,60 | -6,45 |
2019 | 2.204,00 | 6,34 |
2020 | 2.107,50 | -4,38 |
2021 | 2.394,90 | 13,64 |
Die Verschmelzung zur EVN AG
Bereits 1970 stand eine Verschmelzung der NEWAG und der NIOGAS zur Diskussion, wurde aber wegen steuerlicher Gründe abgelehnt. Die Unternehmen wurden stattdessen zu einer Vollorganschaft zusammengeführt (gemeinsamer Vorstand, gemeinsame Bilanzierung, gleiche Unternehmensorganisation). 1986 war es schließlich soweit und die EVN entstand.

EVN Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz
Im Frühjahr 1990 erfolgte der Börsengang der EVN AG. Seither ist der Energieversorger zu 49% privatisiert und an der Wiener Börse notiert. Die verbliebenen 51% des Aktienkapitals gehören weiterhin dem Land Niederösterreich. Außerdem ist die Aktie der EVN im Rahmen eines Sponsored Level I ADR programme (ADR American Depositary Receipt) auf dem US-amerikanischen Kapitalmarkt vertreten.
2001 kam zur Strom-, Erdgas- und Wärmeversorgung noch die Wasserversorgung durch die EVN Wasser GmbH hinzu.
Nach der Jahrtausendwende hat die EVN auch zur Expansion ins Ausland, vornehmlich nach Südosteuropa angesetzt. Seit 2004 hat sie die Mehrheit an zwei bulgarischen Stromgesellschaften mit rund 2,2 Mio. Stromkunden, 2006 übernahm sie den mazedonischen Stromverteiler, der seit 2008 unter dem Namen EVN Macedonia läuft. 2012 begann die Gasbelieferung in Zadar. Die EVN Gruppe ist aktuell in 14 Ländern tätig.
Geschäftsfelder der EVN AG
Die EVN AG hat ihren zentralen Fokus auf die niederösterreichische Energieversorgung. Sie versorgt Unternehmen und Haushalte mit Strom, Gas und Wärme und beschäftigt sich auch mit Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung sowie thermischer Abfallverwertung, technischen Dienstleistungen und Telekommunikation - etwa als Telefonie, Kabel TV- und Internetanbieter mit der zum Unternehmen gehörenden Kabelplus.

EVN Vorstandsdirektor Franz Mittermayer
In Niederösterreich versorgt die EVN rund 800.000 Kunden mit Strom und 280.000 Kunden mit Gas sowie 40.000 Kunden mit Wärme. Insgesamt zählt die EVN 4,8 Mio. Kund*Innen im Geschäftsjahr 2020/21.
Weitere Tochterfirmen der EVN AG sind unter anderem EVN Abfallverwertung Niederösterreich, die Abfälle in Wärmekraftwerken thermisch verwertet, EVN Bulgaria, EVN Wärme GmbH, EVN Wasser, EVN Naturkraft und EVN Geoinfo.
Gemeinsam mit der Wien Energie und der Burgenland Energie bildet die EVN zudem die EnergieAllianz Austria.
Kraftwerke der EVN AG
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Stromverbrauch rapide an. Um die Energieversorgung zu gewährleisten wurden noch unter dem EVN-Vorgängerunternehmen NEWAG neue Kraftwerke gebaut, etwa die Wasserkraftwerkskette am Kamp mit den Speicherkraftwerken Dobra-Krumau und Ottenstein. Auch das Kraftwerk Wienerbruck, das durch die Stauseen Wienerbruck und Erlaufklause gespeist wird, wurde in der Nachkriegszeit von der NEWAG gebaut.
In der Folge hat die EVN vor allem in Wärmekraftwerke investiert. Die thermische Verwertungsanlage der EVN in Zwentendorf/Dürnrohr ist die größte und modernste Österreichs. Dort werden seit Jänner 2004 Hausrest- und Sperrmüll sowie ungefährliche Gewerbe- und Industrieabfälle verwertet. Die Kapazität der Anlage beträgt mittlerweile 500.000 Tonnen pro Jahr, wobei rund um die Uhr verwertet wird.
Das modernste fossile Kraftwerk der EVN ist das Kraftwerk Theiß bei Krems, welches größtenteils mit Erdgas betrieben wird. Hier befindet sich auch der größte Fernwärmespeicher Europas mit einem Fassungsvermögen von 50.000 Kubikmetern.
Des Weiteren werden von der EVN auch Windkraftwerke, Photovoltaikanlagen und Wasserkraftwerke betrieben und der Ausbau der Erneuerbaren Energien vorangetrieben. Eine Vorzeige-Photovoltaikanlage der EVN wurde am im Besitz der EVN stehenden, niemals in Betrieb gegangenen Atomkraftwerk Zwentendorf errichtet.
Die von der EVN erzeugte Strommenge liegt bei 4,0 TWh, wovon 57,1% aus erneuerbaren Energiequellen und die verbleibenden 42,9% aus thermischer Energiegewinnung stammen. Die in Niederösterreich erzeugte Strommenge übertrifft den Eigenbedarf.
Jahr | Mitarbeiter | +/- ggü. Vorjahr in % |
---|---|---|
2015 | 6.973 | k.A. |
2016 | 6.830 | -2,05 |
2017 | 6.840 | 0,15 |
2018 | 6.831 | -0,13 |
2019 | 6.908 | 1,13 |
2020 | 7.007 | 1,43 |
2021 | 7.126 | 1,70 |
Strategie 2030
Das Zukunftskonzept 2030, das die EVN online präsentiert, steht unter dem Motto "„Nachhaltiger. Digitaler. Effizienter." und zeigt die EVN als ein den Umwelt- und Klimaschutzzielen der EU, der Republik Österreich und des Landes Niederösterreich verpflichtetes Unternehmen. Der Ausstieg aus der Stromerzeugung aus Kohle wurde durch die Stilllegung des Kraftwerks Dürnrohr und der Übertragung des bis dahin von der EVN gehaltenen 49-Prozent-Anteils an die Deutsche STEAG erreicht.
Klimaneutralität, Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und die Absicherung der Trinkwasserversorgung stehen nun ebenso am Plan die der zukunftsorientierte Ausbau von Anlagen mit Fokus auf die Versorgungssicherheit- und qualität.
In der EVN Klimainitiative setzt sich das Unternehmen das Ziel, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu setzen, unter anderem durch den mit der Science Based Targets Initiative akkordierten Dekarbonisierungspfad bis 2034. Auch bei den Tochtergesellschaften wird auf Klimaneutralität gesetzt. Erneuerbare Energien, besonders Windkraft und Photovoltaik stehen beim weiteren Ausbau und zur Sicherung der Energieversorgung im Fokus. Insgesamt sieht EVN-Vorstand Stefan Szyszkowitz dadurch bis 2030 ein konzernweites Ausbaupotenzial von weiteren 350 MW installierter Leistung bei Wind (auf insgesamt 750 MW) und von 300 MW bei Photovoltaik. Zudem wird der Ausbau dezentraler erneuerbarer Erzeugungsanlagen, etwa von Photovoltaikanlagen auf Gebäuden von Unternehmen und Privathaushalten, durch massive Investitionen in das Verteilernetz unterstützt.
Im Fokus steht auch der überregionale Ausbau der Trinkwasserversorgung, der aufgrund des Klimawandels zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dazu zählt unter anderem die neue 60 km lange Versorgungsleitung, die ab 2025 Krems und Zwettl verbinden und dann bis zu 120.000 Einwohner im Waldviertel mit Trinkwasser versorgen wird.
EVN AG im Internet