Sabine Haag
©KHM-MuseumsverbandAls Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums ist sie Herrin über viele Schätze, privat sieht sie ihre Dachterrasse zum Garteln als ganz persönlichen Reichtum. Sabine Haag im Interview für die trend.-Serie "Sprechen Sie Wirtschaft?"
Als Generalmanagerin eines komplexen Museumsverbandes muss man Sie nicht nach wirtschaftlicher Kompetenz fragen. Aber wie organisiert sind Sie privat in finanziellen Angelegenheiten? Haben Sie eine gute Hand fürs Geld?
Ich weiß immer über meinen Kontostand Bescheid. Mit meinem Mann habe ich seit ewigen Zeiten ein gemeinsames Konto. Durch seinen beruflichen Background ist er bestens mit sämtlichen Anlageformen etc. vertraut und managt unsere finanziellen Angelegenheiten.
Lesen Sie abseits der Kultur- auch die Wirtschaftsseiten? Und was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Ich überfliege täglich die Wirtschaftsseiten und wünsche mir noch immer eine bessere steuerliche Absetzbarkeit für Spenden im Kunst- und Kulturbereich.
Was machen Sie mit Ihrem Geld? Sind Sie anlagetechnisch ein vorsichtiger Mensch, oder interessiert Sie auch das Spiel an der Börse? Und: Was halten Sie heute noch für ein sicheres und sinnvolles Investment?
In finanziellen Dingen bin ich eher risikoavers. Die wenigen Investitionen im Immobilienbereich, die wir getätigt haben, haben sich aber bisher als gutes Investment gezeigt.
Was hat Sie familiär in Sachen Geld geprägt? Und was haben Sie Ihren Kindern diesbezüglich weitergegeben?
In meinem Elternhaus war meine Mutter die Sparsame, während mein Vater uns großzügig die schönen Dinge des Lebens – Kunst und Kultur, Sport, Reisen, Familienurlaube, eine gute Ausbildung – ermöglichen wollte. Unsere Kinder haben wir zur Sparsamkeit erzogen, um sich dann auch ab und zu was Tolles zu gönnen.
Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes selbstverdientes Geld ausgegeben haben?
Für ein Mofa – endlich war ich nicht mehr auf andere Mitfahrgelegenheiten angewiesen!
Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Dinge essen oder trinken, vor denen ich mich ekle.
Alles ist teuer geworden. Was kaufen Sie nicht mehr?
Ich schaue genauer auf den Preis und überlege mir gegebenenfalls, ob ich das wirklich brauche.
Was halten Sie denn für Ihren ganz persönlichen kleinen Reichtum? Also was macht Ihr Leben besser?
Unsere Dachterrasse, auf der ich garteln und bei schönem Wetter schon am Morgen beim Frühstückskaffee und Zeitunglesen entspannen kann.
Sie sind nicht nur Elfenbeinexpertin, Sie haben auch eine Affinität zu schönem Schmuck – auch eine gute Anlage?
Schmuck ist für mich weniger Anlage als Freude am Schönen. Außer im Urlaub trage ich jeden Tag Schmuck.
Was investieren Sie sonst in sich selbst, also wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus?
Schön essen gehen, manchmal Champagner statt Prosecco, ab und zu ein edles Kleidungsstück.
Sie sind tagtäglich von den größten Kunstschätzen umgeben, wie wirkt sich das denn privat aus? Investieren Sie da auch in Kunst und ein gehobenes Umfeld?
Meine privaten Kunstkäufe sehe ich nicht primär als Investition, ich kaufe nur Kunst, die mich persönlich anspricht und mit der ich auch leben möchte. Und eine schön und angenehm gestaltete Umgebung ist meine persönliche Komfortzone, die zu meinem Wohlgefühl beiträgt.
Karte oder Bargeld?
Immer beides.
Was bedeutet Luxus für Sie?
Dass ich mir meine Zeit frei einteilen kann und mir auch spontan einen langgehegten Wunsch erfüllen kann.
Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?
Für ein Fest mit meiner Familie und Menschen, die mir wichtig waren in meinem Leben.
Zur Person
Steckbrief
Sabine Haag
Sabine Haag, geb. 1962, ist Kunsthistorikerin und Elfenbeinexpertin ist Mutter dreier Söhne und seit 2009 Generaldirektorin des KHM-Museumsverbands, zu dem u. a. auch Schatzkammer, Wagenburg, Weltmuseum, Theatermuseum zählen. 2024 beendet sie ihre Amtszeit mit einer großen Rembrandt-Schau.
Das Interview ist in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 27.10.2023 erschienen.
Wer mitreden will, muss wissen, was wichtig ist.
Jetzt Abo wählen und weiterlesen